Schule ist keine Saisonarbeit, das versuche ich meinen Schülerinnen und Schülern stets klar zu machen.
Ich lerne grundsätzlich nicht mit Schülern nur kurz vor Klausuren, damit sie die irgendwie bestehen und danach dürfen sie sich wieder zurücklehnen. Ich unterrichte grundsätzlich nur kontinuierlich und auch, wenn sich die Sommerferien ankündigen und die Tage wärmer werden, erwarte ich trotzdem noch ein bisschen Engagement, auch wenn ich natürlich versuche, den Unterricht dann etwas entspannter zu gestalten.
Sicherlich ist den meisten Eltern auch schon aufgefallen, dass im April oder Mai der Klausurenstress ansteht, teilweise drei wichtige Klausuren in einer Woche geschrieben werden und die Schüler/-innen völlig überfordert sind. Ab Ende Mai wird es dann meist so entspannt, dass kaum noch Klausuren geschrieben werden, die Schülerinnen und Schüler oft nur noch frühstücken oder Filme schauen. Ich frage mich jedes Jahr, warum man es nicht schafft, Lernstoff und Leistungsüberprüfungen sinnvoller über das Jahr zu verteilen und nicht nur, weil Halbjahreszeugnis oder Schulferien anstehen, den Autopiloten zu aktivieren. Als Autorin für Lehrmaterialien kann ich einsehen, wann ich Artikel verkaufe. Da gibt es Monate, in denen die Verkaufszahlen in die Höhe schießen, ab Juni allerdings so extrem einbrechen, als würde kein Unterricht mehr stattfinden. Gleichzeitig kann ich beobachten, dass ab Donnerstag deutlich weniger Artikel verkauft werden, sonntags abends ab 22 Uhr die Zahlen aber wieder deutlich steigen. Ist das nicht genau das, was wir unseren Kindern immer sagen, mach deine Hausaufgaben nicht auf den letzten Drücker, erledige sie lieber schon am Freitag, dann hast du ein entspanntes Wochenende. Scheinbar befolgen Lehrerinnen und Lehrer das selbst nicht, teilweise nachts um 3 Uhr oder morgens um 7 Uhr scheint ihnen einzufallen, dass sie ja noch Unterricht vorbereiten müssen, dann ist es das Einfachste, online etwas zu kaufen, was man einfach ausdrucken und austeilen kann.
Auch in der Erziehungsberatung empfehle ich immer, erwartet nichts von euren Kindern, was ihr selbst nicht einhalten könnt. Schau nicht ständig auf dein Handy, sagte die Mutter und schaute von ihrem Handy auf - das funktioniert nicht. Iss nicht so viel ungesundes Zeug, sagte sie und rief den Pizzaservice an. Nutze deine Zeit doch sinnvoll und lerne, sagte sie und öffnete Social Media. Scheinbar sehen Lehrer/-innen das anders als ich und sind selbst oft nicht das beste Vorbild.
Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Autor: Anke Wachtendorf - Schülercoach, Lern- und Erziehungsberatung, Verlagsautorin
Thema: Schule hat immer Saison
Webseite: http://www.schuelercoaching-wachtendorf.de