Mehr als zwölf Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer diagnostizierten Angsterkrankung, über zwei Millionen davon werden von ständig wiederkehrenden Panikattacken geplagt.
Welche Ursachen gibt es für eine Angststörung?
Angst ist zuerst einmal und dazu gehören auch die Panikattacken, eine richtige und gesunde Reaktion unseres Körpers. Denn Angst hat die Aufgabe, uns zu schützen. Geraten wir in eine gefährliche Situation schüttet unser Körper schlagartig Adrenalin aus, das Herz läuft auf Hochtouren und wir werden in wenigen Millisekunden entscheiden, ob wir uns der Gefahr stellen oder doch lieber weglaufen. Diese Reaktion sichert unser Überleben.
Aber was ist, wenn plötzlich, aus dem Nichts heraus, ohne erkennbaren Grund unser Herz anfängt zu rasen, kalter Schweiß ausbricht, wir das Gefühl haben, keine Luft mehr zu bekommen, unser Körper zu zittern beginnt , wir das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren, Schwindel und Übelkeit über uns herfällt? Was passiert da in dem Gehirn und welchen Grund hat es, so zu reagieren?
Klaus Bernhardt, Heilpraktiker für Psychotherapie, Medizin- und Wissenschaftsjournalist (Mitglied der Akademie für neurowissenschaftliches Bildungsmanagement AFNB) nennt hierfür in seinem Buch „Panikattacken und andere Angststörungen loswerden“ fünf Ursachen:
1. Missachtete Warnsignale:
Verdrängte oder auch missachtete Warnsignale werden als die Hauptursache für das erstmalige Auftreten von Panikattacken gesehen. Man unterscheidet zwischen psychischen und körperlichen Warnsignalen.
Zu den Psychischen zählt z.B. eine plötzlich nachlassende Merk- und Konzentrationsfähigkeit, aber auch Antrieblosigkeit, Kraftlosigkeit und scheinbar grundlose Traurigkeit. Die Panikattacke selbst ist übrigens die letzte Stufe und somit die stärkste Form eines psychischen Warnsignals.
Zu den körperliche Warnsignalen zählen unter anderem Magen- und Darmprobleme, eine plötzliche Verschlechterung der Sehkraft, Hautirritationen, unwillkürliches Muskelzucken (sog. Ticks) sowie gesteigerter Harndrang. Selbst Bandscheibenvorfälle und Gürtelrosen sind erwiesenermaßen oft psychosomatische bedingt und zählen deshalb ebenfalls zu diesen Warnhinweisen.
2. Substanzen, die auslösend wirken können:
Es gibt einige Medikamente, die nachweislich Angststörungen und Panikattacken auslösen können. Dies ist im Beipackzettel des Medikaments vermerkt. Viel öfter als durch Medikamente werden Angststörungen und Panikattacken jedoch durch Drogen ausgelöst. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob die Droge zum ersten Mal genommen wurde oder ob damit bereits jahrelange Erfahrung gemacht wurde. Sobald der Körper auf eine Substanz mit Panik reagiert, sollte diese Substanz ab sofort tabu sein.
3. Negatives Denk und die drastischen Folgen für das Gehirn:
Es gibt Menschen, die nach einer vereinzelten Panikattacke angefangen haben zu grübeln, was das nun gewesen sein könnte. Vielleicht ein krankes Herz, ein Gehirntumor oder irgendeine andere schlimme Krankheit? Wiederholt werden Ärzte konsultiert, um durch weitere Untersuchungen „den Auslöser“ zu finden. Exakt dieses Verhalten sorgt dafür, dass aus einem einmaligen Erlebnis ständig wiederkehrende Angstgefühle und Panikattacken entwickeln können. Die Angst vor der Angst wird so binnen weniger Wochen oder gar Tage zu einem vollständig automatisch ablaufenden Denkmuster.
4. Secondary gain – wenn Angst und Panikattacken geheime Vorzüge haben:
Vom „sekundären Krankheitsgewinn“, so ist die deutsche Bezeichnung dafür, ist immer dann die Rede, wenn die Betroffenen zwar einerseits unter ihrer Angsterkrankung leiden, andererseits aber auch einen versteckten Vorteil dadurch haben, der ihnen häufig selbst gar nicht bewusst ist, daher das Wort Krankheitsgewinn. Es könnte z.B. sein, dass der Partner sich aufgrund der schlimmen Panikattacken wieder rücksichtvoller und aufmerksamer verhalten hat.
Oder aber die Angsterkrankung diente als legitime Entschuldigung, nicht mehr einer Arbeit nachgehen zu müssen, die einem schon lange keinen Spaß mehr macht. Die Angststörung ist dann oft der einzige Ausweg, sich aus den Verpflichtungen zu befreien, die man einzuhalten nicht mehr imstand ist.
5. Fehlgeleitete Gehirnautomationen:
Angst ist erwiesenermaßen ein erlerntes Verhalten. Folgende Vorstellung: Ein einjähriges Kind sitzt in der Mitte eines Raumes und spielt mit Bauklötzen. Seine Mutter sitzt am Rand und sieht entspannt zu. Plötzlich kommt ein großer, dem Kind unbekannter Hund in den Raum und nähert sich ihm. Das Erste, was das Kind tut, sobald es den Hund bemerkt, ist den Blickkontakt zur Mutter aufzunehmen.
Nicht die Situation selbst, sondern nur das Verhalten der Mutter entscheidet jetzt darüber, ob das Kind sich fürchtet oder ob es neugierig nach dem Tier greift. Sieht das Kind im Gesicht der Mutter Angst, wird es diese sofort übernehmen und relativ schnell anfangen zu weinen. Sieht es aber eine lachende und entspannte Mutter, bedeutet das, dass von dem Hund keine Gefahr ausgeht und dieser dementsprechend problemlos angefasst und erkundet werden kann.
Welche Therapien werden bei Angststörungen empfohlen
1. Kognitive Verhaltenstherapie:
Die Betroffenen lernen in kognitiven Therapien zwischen Gedanken und Emotionen zu unterscheiden, sich bewusst zu sein, dass Gedanken das Auftreten von Emotionen und situationsunangemessenen Verhaltensweisen in manchmal ungünstiger Weise beeinflussen, dass Gedanken teilweise automatisiert auftreten, ohne dass die Betroffenen realisieren, dass ihre Emotionen hierdurch beeinflusst werden.
Sie lernen Fertigkeiten zu entwickeln, um einseitige und fehlerhafte Gedanken selbstständig zu erkennen, zu unterbrechen und zu korrigieren. Wesentlicher Bestandteil ist dabei die Konfrontation mit Angstauslösenden Situationen. Die Konfrontation damit – innerhalb und außerhalb der Therapie ist für das Therapieverfahren wesentlich.
2. Suggestive Therapien und Entspannungsmethoden:
In der Behandlung von Angststörungen können suggestive Interventionen (Vorstellungen, die das Verhalten beeinflussen) eingesetzt werden, um in ängstigenden Situationen einen Bezug auf hilfreiche Verhaltensweisen herzustellen oder zu erhalten.
Entspannungsverfahren (z.B. Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Hypnose) können im Rahmen therapeutischer Sitzungen eingesetzt werden, um die Verbindung zwischen ängstigen Themen und den damit verbunden körperlichen Reaktionen zu verringern.
3. Pharmakotherapie:
Es ist zu empfehlen einen Facharzt aufzusuchen. Vielfach werden Medikamente, die in den Serotoninstoffwechsel im Gehirn eingreifen (selektive Serotonin-Wiederaufnehme-Hemmer: SSRI) verordnet.
Zusammenfassung
Eine psychotherapeutische Basisbehandlung von Angststörungen und Panikattacken enthält die folgenden Aspekte:
- Aktives flexibles und ggf. stützendes Vorgehen, Vermittlung von Ermutigung und Hoffnung
- Vermittlung eines Verständnisses der Symptome, ihrer Behandelbarkeit und ihrer Prognose, Vermittlung eines „biopsychosozialen Krankheitsmodells“ zur Entlastung des Patienten von Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und Versagensgefühlen
- Ermutigung zur Auseinandersetzung mit Auslösern der Angst anstelle Vermeidung
- Klärung aktueller äußerer Problemsituationen, Entlastung von zurzeit überfordernden Pflichten und Ansprüchen am Arbeitsplatz und in der familiären Situation
- Unterstützung beim Formulieren und Erreichen konkreter, erreichbarer Ziele
- Vermittlung von Einsicht in die individuelle Notwendigkeit adäquater Therapien (z.B. Medikamente)
- Einbezug von Angehörigen, Stärken der Ressourcen.
… und die Betroffenen brauchen Zeit und Geduld.
Autor: Monika Knapp
Thema: Angststörungen und Panikattacken
Webseite: http://www.heilpraktiker-psychotherapie-mk.info
Autorenprofil Monika Knapp:
Monika Knapp ist als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Entspannungstherapeutin in eigener Praxis in 86739 Hürnheim (Nähe Nördlingen) tätig.