Der giftige Rizinus zählt zu den Wolfsmilchgewächsen (Fam. Euphorbiaceae).
Weitere Namen sind Wunderbaum oder Christuspalme (Palma Christi), zurückzuführen auf das bemerkenswert starke Wachstum der Pflanze in nur wenigen Monaten auf bis zu vier Meter. Ursprünglich stammt die Christuspalme aus dem tropischen Afrika, mittlerweile wächst sie weltweit in allen wärmeren Ländern und gemäßigten Klimazonen. In unseren Breitengraden gedeiht vorzugsweise eine einjährige, eher krautige Zierpflanze, in Südeuropa als Strauch, während sie in den Tropen, in Afrika und Indien, mehrjährig kultiviert wird und unter idealen Bedingungen als Baum eine Höhe von über zehn Metern erreichen kann
Leuchtend rote Früchten und üppige Blätter
Die rot blühende Pflanze, als kleiner Strauch oder Baum mag nährstoffreiche Böden, verträgt volle Sonne und übersteht selbst Trockenzeiten. Ins Auge fallen die großen, bisweilen üppigen grünen oder rötlichen wechselständigen Blätter. Endständig sind die langen dekorativen Blütenstände angeordnet, deren obere Blütenstände weiblich sind, während sich im unteren Bereich die männlichen Blüten befinden. Die Blütezeit liegt zwischen August und Oktober. Aus den flauschigen Blüten entwickeln sich die faszinierenden rötlich leuchtenden stacheligen Früchte, in denen die Samen stecken. Geerntet wird im Oktober und November. Jede Frucht enthält drei ovale, bohnengroße, gefleckte oder gestreifte Samen. Achtung daher beim Anbau im eigenen Garten: Die giftigen Samen dürfen nicht in Kinderhände geraten. Auch für Haustiere sind die Samen gefährlich. Beim Umgang mit dem Samen sollten Sie vorsichtshalber Handschuhe tragen.
2018 Giftpflanze des Jahres
Die Samen sind hochgiftig. Schon bei kleinsten Mengen besteht Todesgefahr. Ein Gegenmittel steht nicht zur Verfügung. Wer die US-Kultserie „Breaking Bad“ gesehen hat, erinnert sich an das tödliche Gift Rizin, einem hoch toxischen Eiweiß, das aus den Samen für einen Mordanschlag gewonnen wird. Auch im kalten Krieg wurde Rizin von östlichen Geheimdiensten eingesetzt, um Dissidenten auszuschalten. Tatsächlich sind Intoxikationen mit Rizin in Deutschland aber selten. Rizin wird nach Auspressen des Öls aus dem Rückstand der Samen durch Extraktion in wässeriger Lösung gewonnen. 2018 war Rizinus die Giftpflanze des Jahres.
Rizinusöl
Die Christuspalme wird vorwiegend mit dem Zweck angebaut, um Öl durch Pressung aus den Samen zu gewinnen. Die Samen enthalten reichlich Fett und Eiweiß und das giftige Rizin, dass aber bei der Ölgewinnung im Presskuchen zurückbleibt. Das fette Rizinusöl findet Verwendung in den Bereichen Kosmetik und Medizin sowie in der Technik.
Innerliche Anwendung
Bei oraler Einnahme entfaltet Rizinusöl eine mitunter drastische Wirkung; das Öl wirkt abführend und choleretisch. Bereits im Altertum war Rizinusöl als Abführmittel bei Verstopfung, Darmträgheit sowie als Reinigungsmittel bekannt. In früheren Zeiten war diese Behandlung sehr verbreitet. Die Bedeutung in der heutigen Zeit hat abgenommen wegen vielfältig verfügbarer synthetischer Laxanzienmittel. Dennoch besitzt Rizinusöl als pflanzliches stimulierendes Abführmittel weiterhin einen Stellenwert. Wichtig ist, dass es nur kurzfristig bei Verstopfung angewendet werden soll, d.h. nicht länger als zwei Wochen und nicht regelmäßig einnehmen.
Rizinusöl besteht zum Großteil aus Triglyceriden. Im Dünndarm wird es in seine Bestandteile Glycerin und Rizinolsäure gespalten. Rizinolsäure wirkt direkt auf die Darmmotorik, stimuliert die Darmtätigkeit während Glycerin den Stuhl geschmeidiger macht.
Individuelle Verträglichkeit
Eine Überdosierung mit Rizinusöl kann zu einer drastischen Darmentleerung führen. Die Verträglichkeit ist individuell unterschiedlich. Deshalb sollte man sich langsam an eine passende Menge herantasten, nach dem Motto: Weniger ist mehr.
Rizinusöl zum Abführen gibt es als Öl in Flaschen oder als Fertigpräparat in Kapselform. Die Tagesdosis für Erwachsene beträgt 10 bis 30 ml Rizinusöl und sollte unbedingt auf nüchternen Magen eingenommen werden. Bei höherer oder hoher Dosierung kommt es schon nach etwa zwei bis vier Stunden, bei niedriger Dosierung nach etwa acht Stunden zur Darmentleerung.
Gegenanzeigen bei der innerlichen Einnahme
Achtung: Während einer Schwangerschaft darf Rizinusöl nicht eingenommen werden, da die aktivierte Darmtätigkeit vorzeitig Wehen auslösen könnte. Ebenfalls darf Rizinusöl nicht angewendet werden bei akut entzündlichen Darmerkrankungen, Darmverschluss, Gallenwegserkrankungen und Bauchschmerzen unbekannter Ursache. Wie bei anderen Abführmitteln, drohen bei regelmäßiger Einnahme Kaliummangel und Elektrolytstörungen.
Äußerliche Anwendung als natürliches Kosmetikum
Das sehr fette Rizinusöl ist in vielen kosmetischen Produkten enthalten, zum Beispiel in Haarseifen. Eine Renaissance erlebt kaltgepresstes Bio-Rizinusöl als natürliches Kosmetikum derzeit zur Pflege von trockener Kopfhaut, brüchigen Haaren, zur Stärkung der Nägel und Pflege der Augenbrauen. Um das dickflüssige Öl geschmeidiger zu machen, ist die kurze Erwärmung im Wasserbad hilfreich.
Ölkompressen mit Rizinusöl für Babys, Kindern und Erwachsenen
Warme Auflagen mit Rizinusöl wirken krampflösend, beruhigend, wohltuend und entspannend. Dazu auf ein angewärmtes Tuch etwas Öl geben, auf den Bauch legen, darüber ein Baumwolltuch und zum Warmhalten ein Wolltuch. Bei guter Verträglichkeit zusätzlich eine Wärmflasche. Die Auflage kann solange belassen werden, wie als angenehm empfunden.
Auch eine Bauchmassage im Uhrzeigersinn wirkt beruhigend. Eine kleine Menge zwischen den Händen erwärmen und im Uhrzeigersinn einmassieren. Bei Hyperaktivität der Blase oder nervöser Blase empfehlen sich abendliche Einreibungen des Unterbauches mit angewärmtem Rizinusöl.
Dreimonatskoliken treten bei Babys häufig nach den ersten zwei Lebenswochen auf und verschwinden in der Regel nach etwa drei Monaten. Wesentliche Ursache dafür ist, dass die Kleinen beim Trinken vermehrt Luft schlucken. Folgende Maßnahme schafft meist eine baldige Linderung: Ein Tüchlein in etwas angewärmtem Rizinusöl tränken, auf das Bäuchlein legen und mit einem Gästehandtuch abdecken.
Autor: Maria Lohmann
Thema: Christuspalme
Webseite: https://www.maria-lohmann.de
Literatur:
- Lohmann, Maria: Heiltees, die wirklich helfen. Weltbild Verlag, Augsburg 1999
- Lohmann, Maria: Natürliche Hausmittel. Bewährte Erfolgsrezepte aus der Naturheilkunde. BC Publications, München 2013
- Lohmann, Maria: Naturmedizin für Frauen, Mankau Verlag, Murnau 1. Auflage 2019
- Lohmann, Maria: Laborwerte verstehen. Mankau Verlag, Murnau, 7. Auflage 2021
- Lohmann, Maria: Die 50 besten Säure-Killer, Trias Verlag, 2. Auflage; Stuttgart 2019
- Lohmann, Maria: Detox für Eilige. Soforthilfe & Express-Rezepte. Trias Verlag, Stuttgart 2018
- Lohmann, Maria: Einstieg in die Naturheilpraxis, Verlag Urban & Fischer, München 2007
- Lohmann, Maria: Natürlich schön mit Schüßler-Salzen, Trias Verlag, Stuttgart 2012
- Pahlow, Manfred: Das große Buch der Heilpflanzen. Gräfe und Unzer, München 1993