- „Mein Kind ist schon 2 Jahre alt und schläft noch nicht durch.“
- „Mein Kind wacht ständig in der Nacht auf.“
- „Mein Kind kann nicht alleine schlafen.“
Kommen Ihnen diese Aussagen bekannt vor? Geht es Ihrem Kind genauso? Fragen Sie sich auch häufig wann Ihr Kind endlich durchschläft? Dann geht es Ihnen wie vielen Eltern! Denn für die meisten Mütter und Väter ist es ungewöhnlich, wenn Ihr Kind die Nacht nicht durchschläft.
Aber was bedeutet eigentlich Durchschlafen?
Wir Erwachsenen verstehen darunter, dass wir am Abend zu Bett gehen, in der Nacht nicht aufwachen und am Morgen erholt in den Tag starten können. Viele vergessen dabei, dass sie in der Nacht mehrfach aufwachen, bewusst oder unbewusst, mal nur Sekunden, mal ein paar Minuten. Bei einem gesunden Schlaf wird dieses kurze Erwachen in der Regel nicht registriert oder man schläft schnell wieder ein.
Genauso verhält es sich auch bei Kindern, denn auch sie wachen in der Nacht mehrfach auf. Jeder, der aufwacht, prüft instinktiv, ob die Umgebung noch genauso sicher ist, wie beim Einschlafen. Erfahren wir keine Veränderung, schlafen wir sofort wieder ein. Kinder nehmen Ihre Umgebung aber anders wahr als Erwachsene. Ein aufwachendes Kind prüft genauso die Umgebung wie der Erwachsene. Dabei sucht das Kind den Schutz, den es über den Tag und beim Einschlafen erfahren hat, sei es durch die schützende Decke im Bett oder aber das Hören oder Fühlen der eigenen Bezugsperson, meist der Eltern oder Großeltern. Ist die Sicherheit der Umgebung gewährleistet, so schläft das Kind zügig wieder ein. Fühlt es sich allerdings schutzlos, so wird alles dafür gegeben, dass die Sicherheit durch eine Bezugsperson wieder hergestellt wird.
Babys äußern sich über das Schreien oder Weinen, Kleinkinder hingegen rufen gerne nach den Eltern oder stehen auf, um nach ihnen zu sehen. In solchen Situationen ist es ratsam, das Kind wieder ins Bett zu bringen und ihm zu zeigen, dass das eigene Bett ein sicherer Ort ist. Körperkontakt durch Streicheln oder Hand halten sowie Sichtkontakt zwischen Bezugsperson und Kind, hat sich in dieser Situation gut bewährt. Lassen Sie Ihr Kind nicht allein. Bleiben Sie im Raum, bis es wieder eingeschlafen ist. Auch die Wiederholung von gewissen Einschlafritualen, die am Abend durchgeführt werden, helfen Ihrem Kind wieder in den Schlaf zu kommen. Je nach Einschlafritual kann es hilfreich sein, dieses Ritual generell auf ein Minimales anzupassen. Wenn das Kind zum Beispiel daran gewöhnt wird, mit einer Milchflasche auf dem Arm der Mutter oder dem Vater in den Schlaf gewogen zu werden, dann verlangt es dieses Ritual auch nach dem nächtlichen Erwachen. Wird das Kind daran gewöhnt, im Bett liegend mit Sicht- oder Hautkontakt zu Ihnen einzuschlafen, dann wird es auch genauso in der Nacht wieder in den Schlaf finden. Hilfreich ist dabei ein Familienbett, sodass das Kind Nähe und Geborgenheit spüren kann. Das erspart Ihrem Kind und Ihnen viel Zeit und Nerven.
Die Kinder lernen mit der Zeit, dass ihr Bett ein für sie sicherer Ort ist und benötigen dann immer weniger den Schutz und die Zuneigung ihrer Bezugsperson für das wieder Einschlafen.
Hunger als Ursache für vorzeitiges Aufwachen bei Kindern
Ein Aufwachen kann aber auch dem Hunger geschuldet sein. Dies ist vor allem bei Babys und Kleinkinder gut zu beobachten. Bei Babys ist uns klar, dass sie alle 2 Stunden nach Muttermilch verlangen, da ihr Stoffwechsel hoch aktiv arbeitet um sich zu entwickeln. So ist es auch in der Nacht. Daher sehen wir das „nicht durchschlafen“ bei Babys als normal an und stillen um jede Zeit oder schaukeln das Baby auf dem Arm hin und her. Aber auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene können ein Nahrungsbedürfnis in der Nacht entwickeln. Unser Gehirn ist nämlich auch in der Nacht aktiv und benötigt Energie. Diese Energie nimmt sich der Körper aus der Nahrung. Ist die Nahrung am Abend zu wenig oder nicht nahrhaft genug, so kann es sein, dass die aufgenommene Nahrung nicht ausreicht, um die Energieversorgung über die ganze Nacht zu gewährleisten. Wir wachen auf und haben ein Hungergefühl. Auch ein zu hoher Zuckerkonsum über den Tag verteilt, vor allem am Abend und vor dem Schlafen gehen, kann den gesunden Schlaf negativ beeinflussen und dadurch zu einem verfrühten Aufwachen führen.
Achten Sie demnach darauf, dass Ihr Kind am Abend ausreichend gesättigt und die zugeführte Nahrung für seine Bedürfnisse angemessen ist.
Weitere Gründe für Schlafstörungen bei Kindern
Wenn wir davon ausgehen, dass die Schlafumgebung für das Kind sicher und die Nahrung für die Nacht ausreichend ist, warum schlafen dann manche Kinder trotzdem nicht durch? Eine pauschale Antwort gibt es nicht. Aber es gibt typische nicht-organische Ursachen, die zu Schlafstörungen oder unruhigen Schlaf bei Kindern führen können.
Jeder kennt zum Beispiel die Nächte, in denen er aus unterschiedlichen Gründen nicht gut schlafen kann. Dabei kann es sein, dass Tagerlebnisse vermehrt verarbeitet werden, wir freudige oder aufregende Termine vor uns haben oder uns etwas gedanklich beschäftigt. Bei Kindern ist es ähnlich. Auch sie verarbeiten den erlebten Tag in der Nacht, freuen sich auf den nächsten Tag (zum Beispiel wenn es wieder in den Kindergarten geht) oder sind aufgeregt was der nächste Tag so bringen wird. Daher ist es also vollkommen normal, dass auch Kinder in einigen Nächten schlechter schlafen als in anderen. Sie können Ihr Kind (ab 1 Jahr*) beim ruhigen Schlafen unterstützen, indem Sie ein mit Lavendel gefülltes Kissen oder ein Duftholz beträufelt mit Lavendelöl im Schlafraum Ihres Kindes platzieren. Lavendel wirkt wohltuend beruhigend und fördert den Schlaf durch Ausschüttung des Hormons Serotonin. Konnte das Kind nach einiger Zeit eine innerliche Verknüpfung zwischen dem Duft des Lavendels und dem Schlafen herstellen, so fällt es ihm oft leichter, in seiner gewohnten Umgebung gut einzuschlafen und selbst nach dem nächtlichen Erwachen wieder in den Schlaf zu finden.
Manchmal wird der Schlaf durch einen schlechten Traum unterbrochen. Die Kinder erschrecken sich und benötigen Hilfe um das gerade „erlebte“ zu verarbeiten. Dabei ist es wichtig das Kind nicht allein zu lassen. Bleiben Sie bei Ihrem Kind, berühren Sie es, trösten Sie es. Manchmal kann hierbei das altbewährte Hausmittel „heiße Milch mit Honig“ (ab 1 Jahr**) eine gute Unterstützung sein. Sowohl die Milch als auch der Honig wirken beruhigend und fördern den Schlaf.
Schlaffördernde Maßnahmen
Ein warmes Bad vor dem Schlafen gehen wirkt beruhigend auf das Kind. Zum einen wirkt die Wärme des Bades entspannend und zum anderen erfährt es eine gewisse Zuneigung von Mutter oder Vater, was wiederum gut für den Aufbau des Sicherheitsgefühls des Kindes ist. Die entspannende Wirkung des warmen Bades kann durch Zusetzen von ein paar Tropfen Lavendelöl begleitet werden.
Das Lavendelöl kann ebenso sehr gut als Bestandteil in einem Massageöl zum Massieren der kleinen Füße verwendet werden. Probieren Sie zum Beispiel eine Mischung aus 2 Tropfen blauem Kamillenöl, 3 Tropfen Lavendelöl, 2 Tropfen Mandarinenöl und 100 ml Jojobaöl aus. Das entstandene Öl kann für die Massage der kleinen Füße oder auch den Rücken des Kindes verwendet werden. Die Mischung der verschiedenen Öle wärmt und entspannt zugleich. Und mit warmen Füßen schläft es sich einfach besser!
Des Weiteren schlafen Kinder allgemein besser, wenn sie am Tag genügend Bewegung bekommen. Gerade in der heutigen Zeit mit Fernsehen, Spielkonsole und Smartphone bleibt die Bewegung häufig auf der Strecke. Kinder wachsen mit diesen Innovationen auf. Für sie ist es normal, mit dem Smartphone zu spielen oder sich Bilder und Videos anzuschauen. Kinder (egal wie alt sie sind), können aber meist die Zeit, die sie mit einer Sache verbringen, nicht einschätzen. Sie „verlieren“ sich viel eher darin als ein Erwachsener. Daher ist es wichtig und richtig, Kindern eine gesunde Balance zwischen Smartphone, Bewegung an der frischen Luft, Freizeitaktivitäten und Ruhephasen vorzugeben. Nur so können sie lernen, was gut für ihren Körper und Geist ist. Gehen Sie zum Beispiel mit Ihren Kindern und Jugendlichen täglich an die frische Luft. Ein halbstündiger Spaziergang kurbelt den Stoffwechsel an und fördert die Bildung von Vitamin D. Vitamin D ist unter anderem auch wichtig für unsere Abwehrkräfte. Mit einem täglichen Spaziergang fördert man folglich einen funktionierenden, gesunden Stoffwechsel und initiiert dadurch auch einen gesunden Schlaf.
Lassen Sie Ihr Kind sich austoben, damit es am Abend auch die Müdigkeit verspürt, die es braucht, um schlafen zu wollen. Gehen Sie mit Ihrem Kind zum Beispiel zum Kinderturnen, melden Sie Ihr Kind bei einem Sportverein an oder organisieren Sie Spielnachmittage mit anderen Kindern. Gerade die Aktivitäten mit anderen Kindern sind wichtig um die sozialen Fähigkeiten der Kinder zu entwickeln. Aber achten Sie bei all den Aktivitäten darauf, dass Ihr Kind Spaß an der Sache hat und nicht überfordert wird. Denn ein nicht motiviertes oder überfordertes Kind wird diese für sich negativen Erlebnisse in der Nacht verarbeiten und dadurch nicht gut schlafen können. Ist das Kind hingegen ausgeglichen, so wird es ihm auch nicht schwerfallen zu schlafen.
Achten Sie weiterhin darauf, dass Bewegung und Aktivität in den Abendstunden zurück gefahren wird. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, dass Sie selbst abends von einer Jogging Tour zurückkommen und danach direkt ins Bett gehen. Sicher können Sie nicht sofort einschlafen und brauchen eine Weile, bis Sie „runter“ gekommen sind. Es ist also hilfreich, wenn Sie nach der Jogging Tour noch eine Pause einlegen, bevor Sie zu Bett gehen. Jetzt stellen Sie sich Ihr Kind vor: es tobt und spielt kurz vor dem Schlafen gehen noch ausgiebig mit seinen Geschwistern oder seinem Papa. Dann legen Sie es ins Bett. Was würde passieren? Ihr Kind wäre unruhig, will aufstehen und weitermachen. Es versteht nicht, warum es ab jetzt Ruhe halten soll. Probieren Sie deshalb einmal aus, dass Ihr Kind vor dem Schlafen gehen etwas Zeit mit sich selbst verbringt. Lassen Sie es spielen und in seine eigene Welt eintauchen. Das entspannt das Kind und kann so behutsam den Tag abschließen. Kinder, die sich schlecht allein beschäftigen können, lesen gerne mit ihren Eltern und erfahren gerne Streicheleinheiten. Hilfreich kann hier zum Beispiel eine Bauchmassage mit Kinderölen sein. Eine geeignete Ölmischung wäre beispielsweise die Folgende: 1 Tropfen Rosenöl, 1 Tropfen Vanilleöl und 1 Tropfen Mandarinenöl in 100ml süßem Mandelöl geben und vermischen. Benutzen Sie ein wenig von dieser Mischung um den Bauch Ihres Kindes zu massieren. Dabei ist zu beachten, dass die Massagebewegung im Verlauf des Darms, also in kreisende Bewegungen im Uhrzeigersinn, durchgeführt wird. So können Sie positiv auf den Darm Ihres Kindes einwirken. Das beruhigt und bringt den Geist wieder in Einklang mit dem Körper. Sie werden merken, dass Ihr Kind danach von alleine müde wird. Jetzt ist es wichtig, dass Ihr Kind nicht einfach ins Bett geschickt wird, sondern dass es in die Entscheidung mit einbezogen wird. Fragen Sie Ihr Kind, ob es jetzt ins Bett möchte. In den meisten Fällen wird bei vorhandener Müdigkeit diese Frage mit „ja“ oder einem Nicken beantwortet. Damit hat das Kind für sich selbst entschieden, dass es ins Bett gehen und schlafen möchte. Viele Kinder, die so ins Bett gebracht werden, schlafen ruhiger und wachen in der Nacht weniger auf.
Auch die sogenannten 3-Monats-Koliken, Zahnungsbeschwerden oder andere Ursachen können bei Kindern Schlafprobleme hervorrufen. Hier ist es wichtig, die vorhandene Ursache zu behandeln. Nachdem die Ursache beseitigt ist, wird Ihr Kind dann auch wieder besser schlafen. Sollten Sie aber feststellen, dass Ihr Kind sich seltsam oder unnormal verhält, oder das Bauchgefühl Ihnen sagt, dass etwas nicht stimmt, so gehen Sie bitte zum Kinderarzt und lassen das Kind untersuchen. Schlafstörungen können organische Ursachen haben, die nur der Arzt erkennen kann. Scheuen Sie sich nicht davor, nachzufragen. Besser einmal zu viel kontrolliert als etwas übersehen.
Fazit: Eine gesunde Balance zwischen Aktivitäten und Ruhephasen, eine gesunde ausgewogene Ernährung, ein ausgeglichener Alltag, Zuneigung der Eltern und eine gute Bindung zwischen Eltern und Kind fördern einen guten und ruhigen Schlaf.
* ätherische Öle wie zum Beispiel Lavendelöl können bei Babys und Kleinkindern unter 1 Jahr eine Kehlkopfschwellung hervorrufen. Daher sollten ätherische Öle generell erst ab dem 1. Lebensjahr und nur im geringen Maß verwendet werden.
** Honig ist ein Naturprodukt, was unter anderem das Bakterium Clostridium botulinum enthalten kann. Dieses Bakterium kann bei Kindern unter 1 Jahr eine schwere Muskellähmung in Form des sogenannten Säuglingsbotulismus hervorrufen, da der Darm bei Kindern unter 1 Jahr noch nicht ausgereift ist. Daher sollte Honig frühestens ab dem 1. Lebensjahr gegeben werden.
Lesetipp für Kinder: Lilli - Eine Geschichte für Kinder und Kindgebliebene
Autor: Heike Kaiser, Heilpraktikerin
Thema: Hausmittel gegen Schlafstörungen bei Kindern
Webseite: https://www.naturheilpraxis-heike-kaiser.de