Zu jeder Mahlzeit essen wir Getreide. Sei es Müsli zum Frühstück, Nudeln zum Mittagessen und abends Brot.
Das beliebteste Getreide ist Weizen, und äußerst beliebt sind daraus hergestellte Produkte. Weizen ist nicht per se ungesund, doch leider steigt der Verzehr an Weizen und Weißmehlprodukte stetig an, nicht nur allein durch Brot, Brötchen und Nudeln, sondern auch, weil Weizen als Zutat in vielen Fertiggerichten, Süßwaren, Tütensuppen und Saucen als Zutat enthalten ist und diese große Mengen für die Verdauungsorgane eine Belastung darstellen. Gleichzeitig werden bei der Herstellung des handelsüblichen Weißmehls die in der Schale steckenden gesunden Inhaltsstoffe weitestgehend entfernt. Somit bleibt das Mehl zwar länger haltbar und ist feiner im Geschmack, doch dafür enthält es fast keine Nährstoffe mehr. Was jedoch trotz aller Verarbeitungsmethoden unverändert bleibt, ist der Anteil an Gluten. Gluten ist das Klebereiweiß, das für die gute Backeigenschaft des Weizenmehls verantwortlich ist.
Ursachen für Weizenunverträglichkeiten
Gluten kann Zöliakie, eine chronische Darmentzündung, auslösen. Bei dieser Erkrankung kommt es während des Verdauungsvorgangs zu einer Reaktion des Immunsystems. Dabei werden die Darmzotten die die Verdauungsoberfläche des Dünndarms vergrößern, über einen längeren Zeitraum geschädigt und nach und nach abgebaut. Das hat eine eingeschränkte Nährstoffaufnahme aus dem Darm zur Folge, da die Oberfläche des Darms immer kleiner wird. D.h. ein Nährstoffmangel, insbesondere von Vitaminen, Mineralstoffen oder auch Eiweiß sind die Folge, der im Laufe der Zeit den Stoffwechsel aus der Balance bringt und damit den Weg ebnet für Stoffwechselerkrankungen. Die Betroffenen leiden meist unter Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Oftmals treten aber auch Müdigkeit, allgemeine Schwäche und Gewichtsverlust als Begleiterscheinungen mit auf.
Doch nicht nur Gluten alleine kann Probleme bereiten, wie Wissenschaftler herausgefunden haben. Denn im Getreide gibt es noch weitere Eiweißgruppen, auf die ebenfalls unser Immunsystem reagiert. Sie heißen Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI). Diese Eiweiße sind wertvoll für die Getreidepflanze, denn sie schützen sie vor Fraßinsekten. Sie wirken gegen Schädlinge, wie z.B. Mehlkäfer oder Läuse, indem sie ihre Verdauung verzögern. Die Insekten verhungern, sterben ab und werden so unschädlich gemacht.
Was passiert nun, wenn wir Getreide essen? Man vermutet, dass diese Eiweißstoffe die Immunzellen im Verdauungstrakt des Menschen aktivieren, sodass sie Entzündungsstoffe ausschütten. Somit können schleichend Entzündungen im Darm entstehen und Weizenallergien auftreten. Mediziner sprechen dann von einer Weizensensitivität, die lange Zeit unentdeckt bleiben kann. Sie gehen auch davon aus, dass die starke Zunahme entzündlicher Darm- und Hauterkrankungen in den letzten Jahren mit dieser Weizensensitivität in Zusammenhang gebracht werden muss.
Als weitere Verursacher für Weizenallergien werden auch eine Reihe von Kohlenhydraten, die in Weizenmehlen enthalten sind, verdächtigt. Die Forscher bezeichnen sie als FODMAP (fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole) und gehen davon aus dass Teile der Kohlenhydrate des Getreides, vom Darm nicht resorbiert werden. Stattdessen werden sie im Darm fermentiert, also durch Enzyme in ihrer Struktur umgewandelt, dabei entstehen verstärkt Gase, die blähende und abführende Wirkung haben. Daher können die Symptome einer Weizenallergie sich sehr unterschiedlich äußern. Es können sowohl juckende Quaddeln und Schwellungen der Schleimhäute auftreten bis hin zu unspezifischen Beschwerden im Gastrointestinaltrakt.
Nachweisen lässt sie sich durch einen Pricktest und IgE-Antikörper im Blut.
Viele der Symptome, die bei Weizenunverträglichkeit oder Weizenallergie auftreten, treten auch bei anderen Krankheiten auf, noch dazu sind sie individuell sehr verschieden. Und so kann eine Unverträglichkeit bzw. der Zustand der Darmgesundheit lange unerkannt bleiben. Außerdem haben sich einige an die Symptome gewöhnt, und empfinden den schlechten körperlich Zustand als normal.
Was tun bei einer Weizenunverträglichkeit?
Im Falle einer Zöliakie sollte eine glutenfreie Ernährung eingehalten werden, um die Beschwerden und Schleimhautschäden im Dünndarm zu verhindern. Das bedeutet möglichst Weizen und verwandte Getreidesorten, wie Dinkel, Einkorn, Emmer, Kamut aber auch Roggen und Gerste zu meiden. Obwohl diese Getreidesorten ernährungsphysiologisch gesehen den Weizen hinsichtlich Vitamin- und Mineralstoffgehalts weit ins Abseits stellen, enthalten sie leider ebenso Gluten und Amylase-Trypsin-Inhibitoren.
Gleichzeitig ist zu beachten, dass in vielen verarbeiteten Lebensmittel Weizen als Zutat enthalten ist, in denen man ihn nicht vermuten würde. Glutenfreie Lebensmittel sind nicht automatisch auch für Weizen-Allergiker geeignet. Die verwendete Weizenstärke enthält oft noch geringe Mengen Gluten als Allergieauslöser. Deshalb „Augen auf beim Einkauf“!
Zum Glück gibt es noch viele andere leckere Getreidesorten, Gräser oder „Körner“, wie z.B. Hirse, Buchweizen, Amaranth, Quinoa oder Naturreis, die sich als Ersatz für Weizen, Roggen und Gerste anbieten. Einen Nachteil haben sie jedoch alle: Da sie kein Gluten enthalten, haben sie schlechtere Backeigenschaft. Dies lässt sich aber durch Ergänzung mit anderen „Klebern“, wie z.B. Kokosnuss- oder Johannisbrotkernmehl, problemlos ausgleichen.
Mit einer richtig zusammengestellten und ausgewogenen glutenfreien Ernährung sind keine Mangelzustände zu erwarten. Die nötige Ballaststoffaufnahme kann mit reichlich Gemüse und auch Obst entgegen gesteuert werden.
Autor: Silvia Bürkle, Dipl. Ing. Ernährungstechnik
Thema: Wie gesund ist Weizen?
Webseite: https://www.metabolic-balance.de