Psychotherapie, ein großes Wort, zu dem C. G. Jung folgendes treffend gesagt hat. Psychotherapie sei wie das Abtragen der Alpen, mit einem Kaffeelöffel.
Das zeigt, welch komplexe Vorgänge sich dahinter verbergen können, um das Eigentliche nicht bemerken zu müssen. Der englische Psychiater und Klinikleiter Robert D. Laing hat es treffend und schmunzelt so beschrieben. Es muss was mit ihm los sein, denn so würde er sich nicht verhalten, wenn nichts wäre. Also verhält er sich so, weil etwas mit ihm los ist. Er glaubt nicht, dass etwas mit ihm los ist, weil ein Teil von dem, was mit ihm los ist, ist, dass er nicht glaubt, dass etwas mit ihm los ist. Also müssen wir ihm helfen zu erkennen, dass die Tatsache, dass er nicht glaubt, dass etwas mit ihm los ist, ein Teil von dem ist, was mit ihm los ist.
Die klassische Psychoanalyse nach Siegmund Freud, die oft mehrere Jahre dauert, steht im Gegensatz zu einer Kurzzeittherapie, die Steve de Shazar oder Dr. Peseschkian (Gewinner des Europäischen Psychotherapiepreises) oder Milton Erikson u. v. a. praktizierten. Heute sehen wir aktuell eine Inflationierung von Begriffen. Analyse, Gestalt Therapie, Kunsttherapie, Familientherapie, Traumanalyse, EFT Klopftechnik für Jedermann, Hypnose, Aufstellung, Transaktionsanalyse, Bio Energetik, Achtsamkeit, Focusing, Maltherapie, Psychodrama, Imagination, Verhaltenstherapie, Tanztherapie, Farbtherapie, Eurythmie, Neuro - Linguistisches – Programmieren (NLP), Gesprächstherapie, Tiefenpsychologie, EMDR, Katathymes Bilderleben, um einige der Gängigsten zu nennen, der weltweit bekannten ca. 500 Therapieformen. Dazu kommen Kommunikationsmodelle nach C. Rogers, M. Rosenberg, Schulz von Thun, Thomas Gordon, Eric Berne, Fritz Perls, Virginia Satir, Bandler / Grinder, die gleichermaßen eine psychotherapeutische Wirkung für sich in Anspruch nehmen können. Dazu gesellen sich Beratungsformen, wie Supervision und Coaching, die inzwischen inflationär im Internet auf und mit Plattformen konkurrieren, um tausende Coaches an Interessierte zu vermitteln. Dabei geht der ursprüngliche Sinn des Coaching von „Befähigung im Dialog“ verloren, zugunsten der Selbstoptimierung im Kontext einer gewünschten Performens. Der Sinn eines individuellen Wachstums und der Persönlichkeitsentwicklung bleibt auf der Strecke, jedenfalls per Plattformen. Künstliche Intelligenz, Logarithmen und BIG DATA lassen grüßen. Martin Buber, Philosoph aus Österreich, hatte es, ohne Coach zu sein, folgendermaßen benannt: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“
Unterscheidungen
Beratungspädagogik ist: (Prozess- und Struktur orientierte, sinnvoll zielgerichtete Form des Lernens), Beratung ist: (individuell prozessorientiertes Vorgehen), Coaching ist: (lösungsorientierte Förderung von Ressourcen), Mediation ist: (Mediator unterstützt bei freiwilligem Konfliktlösungsprozess, hält Gegensätze lebendig, bis neuer Horizont auftritt), Supervision: (reflexionsorientierte Beratung Einzel, Gruppen, Organisationen), Counseling ist: (Pädagogisch, therapeutische, Begleitung bei Beruf, Familie, Lebensführung ohne psychodynamische Aufarbeitung), Themenzentrierte Interaktion ist: (Pädagogisches Balancemodell für Thema, Person, Gruppe, Umfeld), Therapie im medizinischen Sinn ist: (post diagnostische Behandlung von Krankheiten mit dem Ziel der Linderung und oder Heilung).
Dies sind die Unterscheidungsmerkmale des modernen Umgangs mit Patienten und Klienten. Ruth Cohn (Themenzentrierte Interaktion TZI) hat in Ihrer Arbeit an Schulen einen bemerkenswerten Satz geprägt. Pädagogik ist vorweg genommen Therapie und Therapie ist nachgeholte Pädagogik. Insoweit zeigt sich die Dimension von Psychotherapie, die alle Bereiche menschlichen Lebens berührt. Zuletzt die Medikamentöse Psychotherapie, die in schwierigsten Fällen chemisch versucht die Nerven- und Gehirnstrukturen zu beeinflussen, um Linderung und oder Genesung zu erreichen. Ein Dilemma bleibt bestehen. Um Psychotherapie in Anspruch zu nehmen bedarf es einer ärztlichen Diagnose. Heißt: Der Mensch muss krank sein. Am Beispiel der Mail einer Mutter wird etwas charakteristisch deutlich. Ich habe bei meinem Sohn das Ritalin weggelassen, die Schule gewechselt und niemand hat es bemerkt. In der Fortentwicklung einer Kinderpsychotherapie in USA wurde eine neue Diagnoseform etabliert, bei der das Wachstum typische Verhalten in der Pubertät als Krankheit definiert wird. Launenfehlregulationsstörung, (DMDD, Disruptive Mood Dysregulation Disorder). - Alle Kinder in normalen Trotzphasen sind dann „chemisch“ behandelbar und als krank zu definieren. (so Dr. Thom) Die Psychotherapie nach Dr. med. Alfred Adler zeigt eine andere Vorgehensweise. Seine Aussage lautet: „Bevor ein Kind Probleme macht, hatte es welche.“ Oder wie es in Afrika heißt, um ein Kind zu erziehen braucht es ein ganzes Dorf. Hier ist die Frage erlaubt, wie weit die Grundeinstellung des Beraters, oder Psychotherapeuten Einfluss auf Diagnose und Therapieerfolg haben wird. Schließlich unser Unbewusstes, von dem wir sagen, dass es 90% des Verhaltens mit beeinflusst. Die inneren Bilder, die unser gesamtes Denken beeinflussen, können in Sekunden Lösungen hervorbringen oder eine begonnen und gewünschte Entwicklung zurückdrängen. Diese Bilder prägen kollektiv, mythisch, mystisch, magisch, emotional, rational, intuitiv und physisch unser gesamtes Handeln. Insoweit ist die Reduzierung auf eine einzige Methode der Psychotherapie nicht hilfreich.
Dabei bewirken schwerwiegende Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie, Paranoia, Psychose Zwangsneurose, die Bedingung für gesonderte Klinikaufenthalte und engmaschige Betreuung durch Psychiater und Neurologie in Zusammenarbeit mit dem medikamentösen Angebotsspektrum der Pharmaindustrie bis zum Wegsperren in einer geschlossenen Klinik. Hergebrachte wirksame Methoden der Spagyrik, Homöopathie, Bach Blüten Therapie von Dr. Edvard Bach, Paracelsus oder Hannemann bleiben eher Randgebiete der Psychotherapie, ebenso wie der Schamanismus, auch wenn positive Wirkungen zu beobachten sind, die auch bei geistiger Heilung zu beobachten sind. Bei dieser Komplexität des menschlichen Wesens ist Vernetzung der Fachgebiete und eine besondere
Kompetenz, Achtsamkeit, Empathie und Offenheit erforderlich, gekoppelt mit einer Bereitschaft zu Erlaubnis, Ermutigung und der Beachtung und des Hinwirkens zu einer oft ersten Unterschiedsbildung in der Wahrnehmung, die eine neue heilsame, therapeutische Wahrnehmung beim Betroffenen bewirken kann. Abraham Maslow beschrieb Bedürfnisstufen von Zughörigkeit bis zur Autonomie Übrigens. Hier eine wohlwollende, kritische Anmerkung zur Psychotherapie. Während Siegmund Freud die Analyse tendenziell psychologisierte, hat Carl Gustav Jung eher die Psyche analysiert.
Prof. Klaus Uwe Adam beschreibt, dass die Träume in autonomer Weise, dank physischer Energie, (schweißnass aufwachen) unser psychisches Gleichgewicht stabilisieren.
Demnach definiert sich Psychotherapie als Methode zur post - diagnostischen Behandlung von Krankheit (z. B. Angst, Anpassungsstörung, Neurose, Burn Out, Selbstzweifel, Essstörung, Post - traumatische Belastungsstörung, (PTBS) Attacken des Grübelns, Suchtformen, Panik, Suizidgedanken oder Minderwertigkeitsgefühl) mit dem Ziel der Linderung und oder Heilung. Auch ernsthafter Glaube leistet Psychotherapie, wenn er nicht durch Machtstrukturen dogmatisiert wird. Heute ist bekannt, dass ein achtsames Gespräch die gleichen Botenstoffe im Gehirn freisetzen kann, wie Psychopharmaka. Auch das ist ein Teil von psychotherapeutischem Geschehen, ebenso es die Musik sein kann, die in der Psychotherapie längst erfolgreich eingesetzt wird.
Könnten wir nicht auch Aristoteles, der mit antiker Ethik und völlig ohne Gebührenordnung, für „Maß und Mitte“ stand, einen Psychotherapeuten, Coach oder Mediator nennen? Hatte er doch „Mut, zwischen Tollkühnheit und Feigheit“, die „Freigiebigkeit zwischen Geiz und Verschwendung“ und die „Verlässlichkeit zwischen Biegsamkeit und Eigensinn“, als ein kluges und generelles Maß definiert.
Wir brauchen Psychotherapie, die gegen Individualismus, Selbstbezogenheit und Mangel an Solidarität wirken kann, damit Pessimismus, Entmutigung und Narzissmus durch Umformung einer bereits entstandenen Gleichgültigkeit aus der Welt geschafft werden kann. Dann erst geschieht Umdenken in Bezug auf Gier, Wegwerfgesellschaft, Flüchtlingskrise, Börsenmanipulation und Diskriminierung. Die Psychotherapie kann intuitiv, mythisch, magisch, emotional, analytisch, rational und zugleich kinästhetisch, visuell, olfaktorisch, propriozeptiv (selbstempfindend) und vestibulär (Gleichgewicht und Orientierung) mit allen Sinnen zeitgleich und hilfreich wirken und einem Frieden den Weg bereiten.
Schließlich ist Psychotherapie hilfreich bei Alltagsgeschehen wie Familienstreit, Trennung, Arbeitslosigkeit, Mobbing, Erziehungsfragen, Berufswahl- und Wechsel, Prüfungsanforderungen, Trauer und lang dauernden Krankheitsverläufen oder Orientierungslosigkeit nach Umzügen und ohne dazu krank sein zu müssen.
Kriegswaffeneinsätze weltweit, gleichen dem Mietwucher und zeitgleichen Lohndumping im Lande, sowie der häuslichen Gewalt in den Familien und tragen das Böse in sich. Sie betreffen kollektiv gleichermaßen Beziehungen, Gefühl, Verstand und Psyche. Psycho - therapeutisch gesehen, ist es Humor, der unserer Seele Flügel verleihen kann. Vermutlich deshalb lacht der Dalai Lama täglich über mehrere Stunden.
Autor: Dieter Loboda, Päd. Psychotherapeut
Thema: Gedanken zur ganzheitlichen Psychotherapie
Webseite: https://mac-koblenz.jimdofree.com
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