Menschen, die mit einer Angststörung leben, können von ihr sehr eingeschränkt werden.
Selbst können sie diese Krankheit kaum überwinden, doch auch eine Behandlung kann langwierig und schwierig sein. In diesem Beitrag lernen Sie mehr über Angststörungen – was sie sind, wie sie sich zeigen, wie sie normalerweise behandelt werden und wie die Hypnose bei der Behandlung helfen kann.
Volkskrankheit Angststörung
Angststörungen sind in Deutschland viel häufiger, als Sie vielleicht denken mögen: 15,3% aller Deutschen zwischen 18 und 79 gaben in einer Umfrage des Robert Koch Instituts 2015 an, unter einer Angststörung zu leiden. In konkreten Zahlen bedeutet das: fast 10 Millionen deutsche Bürger haben im Alltag oder auch in spezifischen Situationen mit krankhafter Angst zu kämpfen. Und dies ist auch kein neues Phänomen: Bereits 1999 sahen die Zahlen ähnlich aus.
Unter Frauen ist dieses Problem viel weiter verbreitet als unter Männern: Während 21,4% aller Frauen in dieser Umfrage angaben, unter einer Angststörung zu leiten, haben nur 9,3% der Männer dieselbe Antwort. Frauen kämpfen dafür eher mit einer spezifischen Phobie. Denn wo rund 3 von 4 Frauen mit Angststörungen unter einer spezifischen Phobie leiden, tut nur rund einer von 2 Männern das Gleiche. Das bedeutet, dass die Angst sich auf einen bestimmten Umstand, ein bestimmtes Objekt oder beispielsweise auch ein Tier bezieht. Hundephobien sind häufig, aber auch Höhenangst oder die Angst vor Spritzen kommen öfter vor.
Die Auswirkung einer Angststörung auf das alltägliche Leben
So unangenehm das auch sein mag, sind diese Phobien immerhin noch sehr begrenzt. Sie betreffen ganz bestimmte Dinge und müssen, sofern sie nicht ungemein ausgeprägt sind, das alltägliche Leben nicht signifikant beeinflussen. Ganz anders kann dies bei unspezifischen Angststörungen aussehen. Immerhin 1,3 und 1,4 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Panikstörung oder an einer Generalisierten Angststörung. Weitere 2,6 Millionen Menschen leben mit Agoraphobie und 1,7 Millionen Menschen mit einer Sozialphobie.
Signifikante Symptome
Das Leben mit einer Angststörung ist nicht leicht. Symptome wie Magenschmerzen, Ruhelosigkeit und Schlafprobleme können andere Lebensbereiche beeinflussen. Das kann zum Beispiel zu Problemen in der Beziehung führen oder zu einer Leistungsminderung am Arbeitsplatz. Menschen, die an sehr schweren Angststörungen leiden, können deswegen sogar ihren Job verlieren, weil sie sich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren können. In ganz besonders extremen Fällen trauen Betroffene sich gar nicht mehr aus dem Haus.
Die Reaktionen der sozialen Umgebung
Menschen mit Angststörungen wissen in den meisten Fällen, dass ihre Angst irrational und unproportional ist. Dieses Wissen kann es für sie jedoch nur noch schwieriger machen, weil es dazu führt, dass zu der Angst auch noch die Scham dazukommt, die Angst nicht überwinden zu können. Ein unwissendes Umfeld kann dieses Gefühl zusätzlich verstärken, wenn es nicht versteht, dass die Betroffenen keinesfalls Aufmerksamkeit suchen oder besonders sein wollen, sondern unter einer tatsächlichen Krankheit leiden.
Behandlung ist notwendig – aber welche?
Eines wird deutlich: Angststörungen (und auch spezifische Phobien) müssen behandelt werden, um den Betroffenen Ihre Lebensqualität zurückzugeben. Doch wie? Eine irrationale Angst kann nur schwer mit rationalen Argumenten bekämpft werden. Auch Medikamente helfen nur begrenzt: Sie können für den Behandlungsstart hilfreich sein, um einen Weg zurück ins Leben zu ermöglichen, können jedoch oft nur für kurze Zeit eingenommen werden und bekämpfen außerdem nicht die Ursache der Erkrankung, sondern nur ihre Symptome. Die Lösung: Therapie.
Die Behandlung von Angststörungen durch Verhaltenstherapie
Psychologische Psychotherapeuten arbeiten in der Verhaltenstherapie mit ihren Patienten und Patientinnen gezielt auf ein Leben hin, das nicht von der Angst im Griff gehalten wird. Dazu gehört, dass sie gemeinsam versuchen, zu ergründen, wo diese Ängste herkommen. Es bedeutet aber auch, dass Betroffene sich ihren Ängsten in kleinen Dosen aussetzen müssen, um sich selbst zu beweisen, dass sie eigentlich gar nichts zu befürchten haben. Eine Patientin mit einer Sozialen Angststörung, beispielsweise, könnte es sich zur Aufgabe machen, ein Gespräch mit einem Vorgesetzten zu führen oder einen Fremden anzusprechen – je nachdem, was es ist, vor dem Sie solche Angst hat.
Niemand ist sofort geheilt. Der Weg hinaus aus einer Angststörung ist oft lang und gepflastert mit vielen Therapiesitzungen. Aber wer mitarbeitet, den Anweisungen folgt – und idealerweise noch von seinem Umfeld unterstützt wird – der hat eine gute Chance auf Besserung.
Zu wenig Psychotherapeuten für zeitnahen Therapiebeginn
Psychotherapie ist jedoch nicht allen Menschen zugänglich. Sie bedarf einer gewissen Fähigkeit der Introspektion und der Kapazität, über seine eigenen Probleme und eventuelle traumatische Ereignisse in seiner Vergangenheit zu reden. Schließlich muss der Psychotherapeut Einblick in das innere Leben eines Betroffenen haben, um den geeigneten Behandlungsplan zu entwerfen. Auch gibt es in Deutschland leider einen akuten Mangel an kassenärztlichen Psychotherapeuten. Das bedeutet, dass Monate vergehen können, bevor ein Mensch mit Angststörung endlich seinen ersten Termin haben kann.
Die Behandlung von Angststörungen durch Hypnosetherapie
Eine alternative Behandlungsmöglichkeit für Menschen mit Angststörungen ist die Hypnosetherapie. Der Therapiebeginn bei Hypnosetherapeuten ist oft viel früher möglich als bei einem psychologischen Psychotherapeuten – auch wenn es ohne Zusatzversicherung oft der Fall ist, dass die Kosten für die Behandlung selbst übernommen werden müssen.
Mit Ängsten auf Distanz gehen
Angstpatienten haben bei der Hypnosetherapie den Vorteil, dass die Trance, ein Zustand tiefster Entspannung, nicht nur einen tieferen Einblick in der Unterbewusstsein erlaubt, sondern auch ein wenig Distanz von den eigenen Emotionen ermöglicht. Viele meiner Patienten und Patientinnen berichten, sich in der Trance gefühlt zu haben, als würden sie sich selbst von außen beobachten. So konnten Sie schwierige Erinnerungen erkunden, mussten aber nicht die volle Wucht der Gefühle tragen, die mit ihnen kamen. Das macht es leichter, dem Therapeuten zu kommunizieren, wo der Ursprung der Ängste liegt.
Dieser Zugang zum Unterbewusstsein ermöglicht auch die Visualisierung von Szenarien, die unter normalen Umständen unangenehm wären für den oder die Betroffene*n, und Angst auslösen würden. In sicherem Rahmen kann ein Patient oder eine Patientin sich eine Situation vorstellen, die unter normalen Umständen eine Angstreaktion auslösen würde, und so entdecken, dass er oder sie auch in solchen Momenten sicher ist und die Fassung wahren kann.
Die hypnotische Wirkung der Angst zum Vorteil nutzen
Die starke Vorstellungskraft von Menschen mit Angststörungen wirkt oft zu ihrem Nachteil. Sie hilft ihnen, sich Worst-Case-Szenarios auszumalen und in Sorgen hineinzusteigern. Doch in der Hypnosetherapie ist diese Imagination von klarem Vorteil. Nicht jeder Mensch kann hypnotisiert werden. Menschen mit Angststörungen hypnotisieren sich jedoch im Grunde bereits selbst, wenn sie in eine Sorgenspirale oder einen Panikzustand verfallen. Ideale Voraussetzungen also für eine Hypnosetherapie, die ebendiesen Zustand verwenden wird, um zu zeigen, dass nicht immer alles so schlimm ist.
Zusätzlich dazu sind in diesem Fall die Voraussetzungen ideal für Übungen in der Selbsthypnose. Hierbei versetzt man sich selbst in eine Trance, um akut einer unerwünschten Reaktion entgegenzuwirken. Zudem spendet die Trance Ruhe – sehr wertvoll für Angstpatienten. Ein Hypnosetherapeut kann einen Patienten oder eine Patientin auf Wunsch hin also auch in der Selbsthypnose unterweisen, sodass er oder sie sich im Alltag selbst zu helfen weiß und mit der Angst besser umgehen kann.
Negative Glaubenssätze überwinden
Durch die größere Nähe zum Unterbewusstsein kann es in der Trance für den Patienten oder die Patientin auch leichter sein, seine oder ihre Glaubenssätze zu ändern. Das sind Aussagen, die man über sich selbst oder andere glaubt und die deshalb im Hintergrund großen Einfluss auf jemandes Verhalten und seine oder ihre Entscheidungen haben. So zum Beispiel „ich kann das nicht, das wird schiefgehen“ oder auch „Hunde sind gefährlich – dieser Hund wird mich beißen“.
Jemand, der glaubt, etwas nicht zu können, hat viel größere Angst davor, etwas zu tun, als jemand, der Vertrauen in sich hat. Und selbst, wenn beide Personen die gleichen Fähigkeiten haben, kann es sein, dass die erste Person sich durch ihre Angst so von der Aufgabe ablenken lässt, dass sie tatsächlich eine schlechtere Leistung bringt. Diese Glaubenssätze gilt es also zu ändern, um Angstpatienten auf dem Weg in ein angenehmeres Leben zu helfen.
Zu diesem Zweck arbeitet der Hypnosetherapeut mit seinem Patienten oder seiner Patientin zusammen. Der Glaubenssatz muss nämlich nicht nur positiv sein – die Person muss ihn auch wirklich glauben können. Aus diesem Grund hilft das Mantra „ich bin wunderschön“ auch den wenigsten Leuten dabei, an Selbstbewusstsein zu gewinnen – denn sie glauben es nicht.
Stehen die Glaubenssätze einmal fest, so gibt der Therapeut in der Trance die Suggestion, dass sie zutreffen und flößt sie so ins Unterbewusstsein ein. Dies kann mit einem Szenario, einer Art Traumreise, bestärkt werden, in dem dieser Glaubenssatz bestätigt wird – also beispielsweise, dass der Patient oder die Patientin eine kompetente Arbeitskraft ist oder dass er oder sie auch dann geschätzt wird, wenn doch einmal Fehler geschehen. Dies kann Patienten wichtige Ruhe und ein gesünderes Selbstbewusstsein gehen. Es ebnet den Weg in ein angstfreieres Leben.
Schlusswort
Wie bei der Verhaltenstherapie auch gibt es bei der Hypnosetherapie keine Garantie auf Besserung. Doch sie bietet viele Möglichkeiten für Betroffene von Angststörungen, ihre Angstzustände zu verringern. Die Entspannung, die darüber hinaus aus einer Hypnose gewonnen werden kann, ist für viele Patienten und Patientinnen ebenfalls von Vorteil. Die Behandlung einer Angststörung durch Hypnose kann also eine Alternative sein für Betroffene, die sich in der Verhaltenstherapie schwer tun. Auch in Kombination mit traditionellen Therapien kann sie gut eingesetzt werden.
Hypnose Experte: Ewald Pipper, Heilpraktiker für Psychotherapie
Co Autorin: Merle Gresbrand, Bachelor of Arts
Thema: Hypnose bei Angststörung
Webseite: https://hypnoseinstitut.de
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