Auf den ersten Blick entsteht oft der Eindruck, Männer würden etwas gänzlich anderes wollen als Frauen. Das mag daran liegen, dass Männer bekanntlich anders denken als Frauen -praktischer, logischer, lösungsorientiert - und sie kommunizieren anders - sachlicher, zielorientierter, nüchterner, knapper und bringen die Dinge meist schneller auf den Punkt.
Weil sie es in der Kindheit nicht gelernt haben, haben viele immer noch Probleme, ihre Gefühle zu zeigen und mitzuteilen. Ebenso fällt es ihnen schwer Gefühle ihrer Frauen wahrzunehmen oder zu erahnen und sie entsprechend nachzuvollziehen, was Frauen manchmal leider erwarten. Darum entsteht oft der Eindruck, Männer hätten andere Bedürfnisse als Frauen. Dies ist jedoch nicht zwangsläufig der Fall.
Auf was Männer stehen, was sie in ihrem Leben brauchen und wollen unterscheidet sich im Kern nicht wesentlich davon, was Frauen wollen. Sie wollen Loyalität, Vertrauen, Ehrlichkeit, klare Verhältnisse (sogar die polyamorösen – -also nichtmonogamen- Paare wollen Transparenz und genau wissen, wer da alles noch „im Spiel ist“), ernst genommen werden, gesehen werden mit ihren Stärken und Schwächen. Sie wollen ab und an einen freien Abend, um ihren Hobbies nachzugehen und sich mit Freunden zu treffen. Sie benötigen zeitweise einen Rückzugsort, wo sie in Ruhe nachdenken und sich sortieren können und auch um gegebenenfalls ihre emotionalen Probleme zu verarbeiten. Sie wünschen sich eine Frau, die ihnen den Rücken stärkt und freihält, wenn es im Job oder anderswo sehr turbulent zugeht.
Männer möchten weder von ihrer Frau erzogen noch übergangen werden, noch möchten sie von ihr gelenkt werden, schon gar nicht unbewusst. Sie wollen Fürsorge, ab und an, besonders wenn sie krank sind, umsorgt werden, Wertschätzung, Herzenswärme, benötigen Aufmerksamkeit, Respekt, Zuverlässigkeit, Sicherheit, eine gesunde und harmonische Familie, ein gemütliches Zuhause, in dem sie Kraft tanken können, eine natürlich gepflegte, selbstbewusste und starke, aber auch anschmiegsame Frau.
Und genau da fangen die Probleme an.
Die „Eierlegende Wollmilchsau“ gibt es natürlich nicht. Auch gibt es kein allgemeingültiges, einfaches, vorgefertigtes Rollenverständnis mehr. Frauen „stehen ihren Mann“ auch allein und sind oft finanziell unabhängig. Sie haben einen Job, “schmeißen den Haushalt“, die Kindererziehung und wollen abends einfach nur noch ausspannen, um Energie für den nächsten Tag zu sammeln. Sie haben in der Regel ein großes soziales Netzwerk, das sämtliche Bedürfnisse abdeckt. Einen „One-Night-Stand“ oder „Friends with Benefits“ findet eine attraktive Frau an jeder Ecke bzw. in einschlägigen Internetportalen. Sie braucht nicht unbedingt einen festen Partner, um sich „vollständig“ zu fühlen.
Den Männern fällt es oft schwer damit umzugehen. Es ist für sie ein Drahtseilakt. Sie würden ihr gerne die starke männliche Schulter anbieten, sie beschützen und wollen gebraucht werden. Ist die Frau zu selbständig und autark, fühlen sich Männer relativ schnell überflüssig und ungeliebt.
Männer wollen ihre Frauen unterstützen und entlasten. Sie kochen oft viel leidenschaftlicher als Frauen, lieben es manchmal sogar meditativ zu Bügeln oder Geschirr zu spülen, sind bereit anzupacken bei allen Dingen die anfallen. Im Haushalt sehen sie oft von sich aus nicht sofort was alles zu tun ist, es fehlt am „haushaltlichen Blick“ und bevor die Frau alles lange und wiederholt erklärt und ungeduldig wird, macht sie es lieber selbst und überfordert sich dann häufig, was wieder zu Frust und Ärger führt. Sie übersieht dabei, dass der Mann seine Hilfe durchaus ernsthaft angeboten hat. Die Problematik gibt es natürlich auch in der umgekehrten Konstellation.
Männer möchten ihre männliche und ihre weibliche Seite ausleben und zeigen dürfen, ohne gleich als „Weichei“ verspottet und erniedrigt zu werden.
Wie alle tragen männliche und weibliche Anteile in uns. Es ist nicht ausschlaggebend, wer welchen Part in die Beziehung miteinbringt, wichtig ist nur die richtige Ausgewogenheit der beiden Elemente. Jeder sollte seine Stärken einbringen und das tun, was er am besten kann.
Sexuell hat sich in den letzten Jahren auch viel verändert. Viele junge Männer wollen sich immer noch ausprobieren und sexuelle Erfahrungen sammeln, die Männer ab 30 jedoch wollen meist eine feste Partnerin, die ihre sexuellen Wünsche klar und deutlich äußert und die ihnen ihre Lust und ihr Begehren deutlich zeigt. Eine Frau, die auch mal die Initiative ergreift und sie spüren lässt, dass sie nur ihn will und zwar jetzt sofort. Männer empfinden und zeigen Nähe vor allem beim Sex, während Frauen vorher emotionale Verbundenheit spüren wollen, um sich körperlich und seelisch für den Mann zu öffnen.
Männer in festen Beziehungen sind sehr sensibel geworden. Ist die Frau zu dominant und der Ärger und Streit im Alltag häufen sich, dann kommt es schnell vor, dass sich auch Männer immer öfter sexuell verweigern. Sie lassen die Frau dann auch gefühlsmäßig nicht mehr an sich heran, ziehen ihre emotionale Schutzmauer hoch und reden oft tagelang nichts bzw. nur das Nötigste. Männer sind empfindsamer geworden und wollen nicht mehr Sex um jeden Preis.
Konstruktives „Streiten“ will gelernt sein - es ist sogar wichtig - und Mann und auch Frau kann es wirklich lernen. Tatsächlich haben Paare, welche lange zusammen leben und sich gut verstehen eine Streitkultur entwickelt, die funktioniert. Sie streiten nicht immer wegen Banalitäten, sondern überlegen sie sich, was wirklich gut läuft, was sie aneinander schätzen und was verbesserungswürdig ist und treffen gemeinsam Vereinbarungen, die dann auch und das ist ebenfalls wichtig eingehalten werden.
Eine gute Beziehung lässt beide Partner miteinander und aneinander wachsen. Er nimmt nicht alles sofort persönlich, ohne der Partnerin die Gelegenheit zu geben, sich dazu zu äußern, sondern fragt nach, was sie gemeint hat. Der Empfänger bestimmt bekanntlich den Inhalt der Botschaft und das führt oft zu falschen Interpretationen.
Ob Mann ob Frau … in einem Punkt sind sie sich einig. Sie wollen sexuelle Vielfalt, zusammen lustvoll experimentieren, schauen, wie sich Grenzen nach aussen verschieben, Spaß zusammen haben und sich fallen lassen können im sicheren Bewusstsein aufgefangen zu werden.
Männer wollen am Ende des Tages ein liebes Wort, das Gefühl haben nicht als selbstverständlich genommen zu werden und sie wollen nicht im Streit einschlafen und das verbindet sie mit den Frauen … die wollen das nämlich auch!
Aus meiner Praxis als Paartherapeutin kann ich Ihnen nur empfehlen, sich im Terminkalender feste Paar-Zeiten zum Reden über die eigenen Wünsche und Ziele und auch für Spaß und Leichtigkeit einzuplanen. Sollten Sie dennoch mit Ihren Problemen an Ihre Grenzen stoßen, dann scheuen Sie sich nicht den Rat eines neutralen Paarberaters oder Mediators einzuholen. Es lohnt sich auf jeden Fall!
Autor: Iris Wegmann
Thema: Auf was stehen Männer
Webseite: https://www.pairrepair.de