Ungeliebtes Kind: Liebe, Angst und Wut in Partnerschaften

Wie eine emotionale Unterversorgung in der Kindheit unsere Liebesbeziehung bestimmen kann

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Wenn wir als jugendliche Erwachsene in unsere erste Liebesbeziehung gehen, haben wir bereits tiefe Prägungen in Liebesbeziehungen erfahren. Denn die erste Liebesbeziehung, die wir erleben, ist die als Kind zu unseren Eltern. Unser Vater und unsere Mutter prägen uns in ihrer jeweiligen Art zu lieben, sie sind verantwortlich für unsere emotionale Versorgung. Unsere kindlichen Erfahrungen mit der Liebe sind darin wichtig, ob wir Wärme und Geborgenheit empfangen und fühlen können. Oder aber auch, ob wir die Liebe mit Angst und seelischem Schmerz verbinden.

Wie eine emotionale Unterversorgung entsteht und uns prägen kann

Wenn wir als Kind von unseren Eltern nicht ausreichend oder gar nicht geliebt wurden, entsteht in uns Kindern ein stetiger Mangel an Liebe. Unsere gesamte Kindheit kämpfen wir in unterschiedlichen Arten um die Liebe unserer Eltern: wir buhlen um ihre Aufmerksamkeit, wir suchen die seelische Nähe und körperliche Umarmung, wir schmeicheln ihnen, wir verbiegen uns für jegliche emotionale Zuwendung. Es gibt aber noch eine andere kindliche Reaktionsmöglichkeit: wir sind wütend, wir rebellieren, wir ziehen uns in uns selbst zurück. In beiden Varianten geht es nur um eines: wir wollen geliebt werden und ein vollwertiges Mitglied der Familie sein. Wir wünschen uns Annahme und emotionaler Wärme.

Wie wir ungeliebten Kinder unsere Kindheit überleben

Kinder, die keine Liebe bekommen, suchen stets bei sich selbst nach Gründen, um ihre Eltern zu verstehen. So entwickeln sich über die Jahre Glaubenssätze, wie beispielsweise nicht liebeswert zu sein, nicht zu reichen, sich Liebe und Wärme verdienen zu müssen. Der seelische Schmerz wird abgewehrt und ins Unterbewusste verdrängt. Nur so kann diese Phase psychisch überlebt werden. Lange Jahre leiden wir unter der emotionalen Isolation und versuchen, mit diesem seelischen Schmerz umzugehen. In unserer Kindheit stellen sich also wichtige Weichen für unser späteres Bindungsleben. Denn hier entscheidet sich, ob wir emotional satt und bindungsfähig sind oder ob wir hungrig durchs Leben gehen und unsere Bindungsfähigkeit im Erwachsenenalter erst mühsam entwickeln dürfen. Durch die schmerzhafte Prägung in Sachen Liebe haben wir bisher dann fast nur negative Erfahrung gemacht. Erfahren wir keine Liebe, entwickeln wir hierüber häufig eine emotionale Abhängigkeit – zunächst zu unseren Eltern und später zu unserem Partner.

Unser innerer Pakt: Wir machen es später besser!

So kann sich bereits in unserer Kindheit ein Wunschbild vom zukünftigen Partner in uns aufbauen. Wenn wir doch endlich nur erwachsen wären und eine Liebesbeziehung leben könnten – dann würde alles gut werden. So starten wir meist sehr engagiert in Partnerschaften und legen den Schwerpunkt darauf, alles richtig zu machen. Aber trotz dieser eigentlich guten Absichten fällt es uns später schwer, eine seelische Intimität zum Partner aufzubauen und langfristig konfliktfrei zu halten.

Der Start in die Liebesbeziehung

Denn die ersten Probleme beginnen damit, dass wir uns selbst dabei (häufig sogar komplett) aus den Augen verlieren. Wie stellen unsere Bedürfnisse zurück und legen unsere Tagesabläufe auf unseren Partner aus. Insgeheim wünschen wir uns vom anderen die gleiche volle Aufmerksamkeit. Jede Verschiebung oder gar Absage kann in uns ein inneres Chaos auslösen. Ängstliche Gedanken wie „liebt er/sie mich noch, trifft er/sie sich mit einem andere(n)?“ lösen in uns Aufregung und Dramen aus. Wir spüren alte, schmerzvolle Gefühle, denn wir sind dem anderen zu schnell gefährlich nahe gekommen. Dazu tragen wir keinen gesunden Selbstschutz in uns, denn wir haben nie gelernt, Nähe und Distanz adäquat in uns selbst zu regulieren.

Selbstaufgabe anstatt Bindungsaufbau

Anstatt also erst einmal abzuwarten und den anderen richtig kennenzulernen, geben wir ihm einen großen Vorschuss an Vertrauen, den wir aber in der Startphase bereits verlieren können. Unsere Angst und alte Wut kann sich nun auf den Partner übertragen über Wiederholungen aus Streitsituationen, Fehlinterpretationen und erneuter Schmerzerfahrung. Wir rebellieren und werden getrieben über die inneren Kräfte unserer alten schmerzhaften Erfahrungen. Dies passiert unbewusst und ohne Absicht. Ist der Anflug vorbei und die Situation mit dem Partner bereinigt, verstehen wir uns meist selbst nicht. Unsere Reaktionen darauf erscheinen im außen völlig überzogen. So können Beziehungen bereits am Anfang scheitern, nach ein paar Wochen oder ein bisschen länger. Aber halten können sie unter diesen Bedingungen kaum.

Es geht aber auch anders!

Es gibt aber auch eine komplett entgegengesetzte Reaktionsform: indem wir Beziehungen boykottieren bzw. wahre Nähe nicht zulassen. So werden sich emotional ungefährliche Partner(innen) an die Seite gestellt und damit wahre seelische Intimität vermieden. Diese Beziehungen haben kaum Höhen und Tiefen, da die Emotionen nicht stark erlebt werden. Der Partner bzw. die Partnerin wird von uns häufig emotional unterversorgt, so, wie wir es selbst als Kind erlebt haben. Denn wir kennen es nicht anders. Auf beiden Seiten kann sich eine Unzufriedenheit zeigen.

Was das nun mit unserem Partner macht

Die Partner fordern Nähe ein, verzweifeln an unserer Lieblosigkeit. Die Aufmerksamkeit und Selbstbestätigung wird sich vom unterversorgten Partner mit der Zeit möglicherweise im außen geholt. Zweitbeziehungen können so entstehen oder zumindest Affären. Eine wahre Nähe zum Partner kann aber auch nicht mit Eifersucht hergestellt werden. Der nicht liebende Partner stellt meist im übertragenen Sinne eine Art Puffer dazwischen: einen extrem vereinnahmenden Job mit vielen Überstunden, ein extrem ausgelebtes Hobby mit viel heimischer Abwesenheit. Dazu ist ja kein wirkliches Interesse am anderen vorhanden. Manche Menschen meiden Nähe auch ganz und bleiben lange Jahre oder noch länger lieber ganz alleine.

Was können wir selbst dafür tun?

Solange wir uns und unsere innere Welt nicht verstehen, versuchen wir eher, den anderen zu kontrollieren oder ihn fernzuhalten. Anstatt uns selbst erst einmal nahe zu kommen, suchen wir die Schuld beim anderen. Viele Partnerschaften kommen so relativ rasch zu einem jähen Ende, da uns der alte Schmerz im Griff hat.

Psychotherapien können hier eine wahre Entlastung bringen. Gemeinsam mit dem Therapeuten werden alte Schmerzthemen durchleuchtet, im geschützten Raum durchlebt und im optimalen Fall aufgedeckelt und aufgelöst.

So müssen wir als Erwachsene erst einmal lernen, unser eigenes inneres Chaos zu verstehen, vor allem uns selbst anzunehmen und zu vertrauen. Eine eigene Bindung zu uns selbst aufnehmen, für unsere emotionale Sättigung selbst sorgen und uns verzeihen.

Wenn wir verstehen wollen

In meinen telefonischen Beratungen habe ich meist den engagierten liebenden Part. Hier helfe ich erst einmal, die Situation und das Bindungsverhalten des anderen verstehen zu lernen. Häufig verschafft das bereits erste Erleichterung. In vielen Fällen können wir über ein entsprechendes Verhalten gegenüber dem Partner und eine darauf ausgerichtete Kommunikation vieles bewegen. Manches Mal bleibt nur die Trennung, um den kämpfenden Part zu schützen und auch den boykottierenden Part in eine andere Wahrnehmung zu bringen. Auch das kann seine Wirkung zeigen. Es ist jedoch nicht mein favorisierter Weg. Denn ist die Beziehung erst einmal beendet, muss wieder viel an Aufbauarbeit von Vertrauen geleistet werden, um dann am entsprechenden Punkt wieder anzusetzen. Das kostet Zeit und Nerven. Aber letztendlich ist jedes Drehbuch im Detail und auch die Umstände der Partnerschaft unterschiedlich, sodass kein pauschales Vorgehen empfohlen werden kann. Außer, auch als betroffener Partner erst einmal zu sich zurück zu finden, sich innerlich zu sortieren und das, was der Partner sagt und wie er handelt, nicht auf den eigenen persönliche Wert zu beziehen. Nur mit einem freien Kopf und dem Wissen um die Geschichte des anderen können dann auch wirksam die Weichen gestellt werden.

Autor: Silke Setzkorn
Thema: Ungeliebtes Kind - Partnerschaften
Webseite: http://www.mein-liebescoach.de

Autorenprofil Silke Setzkorn:

Silke Setzkorn arbeitet seit vielen Jahren hauptberuflich selbstständig in der telefonischen Beratung in Sachen Liebe, Beziehung und Selbstfindung. Einfach nur zuzuhören und den Rat zu erteilen, sich auf sich selbst zu besinnen, ist ihr zu einfach. Sie liebt die Analyse der aktuellen Situation, sie erforscht gemeinsam mögliche Hintergründe, gibt Lösungen an die Hand und berät erfahren, wie ihr Anrufer am besten vorgehen kann. Sie unterstützt ihre Anrufer dabei, im Gefühlschaos wieder zu sich selbst zu finden. Bindungsangst und Verlustangst in Partnerschaften sind in ihren Beratungen Schwerpunktthemen. Regelmäßig veröffentlich sie Texte über wichtige Beziehungsthemen auf ihrem Blog.

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