Auch als Erwachsener trifft uns eine unerwartete Trennung mitten ins Herz und kann uns komplett aus der Bahn werfen.
Zusammenbleiben wollten wir. Für immer. Wir haben uns das so oft gesagt und auch mit einem Versprechen füreinander besiegelt. Doch das soll jetzt Vergangenheit sein. Wir sind nicht mehr das Paar, das sich gemeinsam der Öffentlichkeit präsentiert und sich im Privaten aneinander schmiegt. Jetzt gehen wir getrennte Wege und versuchen unser „WIR“ hinter uns zu lassen. Jeder für sich. Alleine.
Was passiert bei einer Trennung mit uns?
Eine Trennung kann uns direkt in ein tiefes seelisches Leiden stürzen lassen, konfrontiert sie uns doch gleich mit mehreren Verlusten. Wir verlieren nicht nur unseren Partner, sondern auch unseren Status als Paar. All die gemeinsamen Zukunftspläne existieren plötzlich nicht mehr. Wir müssen gegebenenfalls unsere vertraute Umgebung verlassen, weil wir aus der gemeinsamen Wohnung oder dem Haus ausziehen. Gemeinsame Kinder verlieren wir ein stückweit, denn sie werden bei einem Partner verbleiben. Jetzt wird es Abstimmungen über den wechselseitigen Aufenthalt dieser geben. Auch finanziell gibt es Veränderungen, sei es, um Versorgungszahlungen zu leisten oder die bisher geteilten Kosten nun alleine tragen zu müssen. Und die gemeinsamen Freunde? Tja, auch davon wird nur ein bestimmter Teil bei uns bleiben. Das gesamte Lebenskonzept ist schlagartig dahin und zwingt uns mächtig in die Knie.
Der Verlust von einer vertrauten Existenz ist sehr schmerzhaft, da uns Angstgefühle, eine große entstandene Leere und Hilflosigkeit regelrecht überrollen. Wir wissen nicht wie es jetzt weitergehen soll und vor allem, wie wir all das ertragen können.
Auch körperlich reagieren wir auf die abrupte Veränderung. Haben wir den Schock erst einmal überstanden und realisiert, was passiert ist, packt uns eine Schwere. Wir können nichts essen oder stopfen wahllos alles in uns hinein. Wir schlafen kaum oder sehr schlecht. Uns überfallen immer wieder Weinkrämpfe, die uns erschöpfen.
Durch diese sehr starke emotionale Belastung, kann es auch zum „Broken-Heart-Syndrom“ kommen. Das ist eine Herzerkrankung, bei der es zu einer Funktionsstörung des Herzmuskels kommt. Die Symptome sind ein starker Schmerz in der Brust und Atemnot, ähnlich wie bei einem Herzinfarkt. Das passiert allerdings recht selten und bedarf einer sofortigen notärztlichen Behandlung.
Leiden denn Männer anders als Frauen?
Ja, Männer und Frauen haben einen unterschiedlichen Umgang mit dem Trennungsschmerz.
Männer leiden weniger an Selbstzweifeln und schauen, was die Zukunft bringen wird. Sie vermeiden es, sich dem Trennungsproblem zu stellen und blenden ihre Trauer aus. Dabei versuchen sie vieles mit sich selbst auszumachen und lassen sich auch gerne exzessiv ablenken. Oft gehen sie schnell eine neue Beziehung ein.
Frauen leiden länger und brauchen auch mehr Zeit für die Bewältigung ihrer Trauer. Sie neigen stärker zur Selbstreflexion, analysieren viele Details in der Vergangenheit und zweifeln sehr oft an sich, was sie hätten anders oder besser machen können. Frauen haben mehr Mut ihre Trauer und Verletztheit zu zeigen. Sie sind in ihrem sozialen Netzwerk oft sehr gut angebunden und werden von ihren Freundinnen mit Zuspruch emotional aufgefangen.
Wie lange dauert es, bis der Liebeskummer-Trennungsschmerz vorbei ist?
Leider lässt sich diese Frage nicht mit einer Zeitangabe beantworten.
Der Verarbeitungsprozess einer Trennung ist bei jedem unterschiedlich. Einerseits bestimmt die Persönlichkeit den Umgang mit der Trennung. Andererseits ist der Leidensgrad u.a. auch von folgenden Faktoren abhängig:
- Welche Bedeutung hatte die gemeinsame Beziehung?
- Wie intensiv wurde das Miteinander gelebt?
- Welche Herausforderungen wurden zusammen gemeistert?
- Gibt es gemeinsame Kinder?
- Wie viel wurde für das Funktionieren der Beziehung investiert?
Wir müssen jedoch alle durch diese 4 Phasen des Herzschmerzes:
Phase 1: Der Schock
Am Anfang verstehen wir gar nicht was passiert ist. Wir glauben, dass es sich eigentlich nur um ein Missverständnis handeln kann. Ein Versehen, ein schlechter Traum, ein Hirngespinst.
Ganz langsam begreifen wir dann irgendwann, dass wir uns leider mitten in unserer neuen Realität befinden. Vorerst behalten wir die Trennung dann noch für uns und hoffen auf ein Zurück vom Partner. Manche kämpfen um eine zweite Chance, schreiben Nachrichten, geloben Besserung und hoffen, dass der Ex-Partner sich besinnt und wiederkehrt.
Wenn wir irgendwann verstanden haben, dass es wirklich aus und vorbei ist, kommen wir in die 2. Phase.
Phase 2: Aufbrechende Gefühle
Nachdem wir realisiert haben, dass wir auf unseren gefürchteten Alptraum zusteuern, werden wir von einem wahren Gefühlschaos überrollt. Tief empfundene Traurigkeit, Weinkrämpfe, Verzweiflung bis hin zur Panik, dass wir so alleine unser Leben nicht weiter leben können, lassen uns phasenweise richtig in uns zusammenbrechen. In unserem Gehirn laufen Schleifen von Selbstvorwürfen und wir fragen uns nach dem Sinn, die diese Katastrophe für uns bringen soll. Auch körperlich reagieren wir mit Unruhe, Herzrasen, Schlafstörungen, zu viel oder zu wenig Appetit, einer schlechten Verdauung.
Irgendwann empfinden wir nur noch Wut auf unseren Ex-Partner, dass wir durch ihn oder sie nun in einer solch schrecklichen Lage sind.
Mit dieser Wut wachsen wir langsam in die Phase 3.
Phase 3. Die Neuorientierung
Durch unsere Wut wollen wir uns so langsam aus unserer misslichen Lage befreien. Lange haben wir unser schweres Herzensleid ertragen, doch nun soll es mal wieder etwas besser werden und wir kämpfen uns in unseren Alltag wieder Schritt für Schritt zurück.
Natürlich sind die Trauer und der Schmerz über die Trennung noch immer vorhanden, doch wir können das Geschehen mittlerweile akzeptieren und mit unserem Kummer umgehen. Kleine Dinge erfreuen uns wieder und wir gewinnen immer mehr an Zuversicht.
Jetzt werfen wir bereits einen kritischeren Blick zurück auf unsere geendete Beziehung und erkennen einige Makel, die wir zuvor übersehen haben. Selbstreflexion ist nun auch möglich. Was haben wir zu der Situation beigetragen? Was wollten wir nicht wahrhaben und haben es ignoriert?
Phase 4.: Ein Neuanfang
Im Großen und Ganzen haben wir uns und unsere innere Balance wiederhergestellt. Wir blicken bereits optimistischer in unsere Zukunft. Wir sind an unserer schmerzlichen Erfahrung gewachsen und möchten uns nun wieder den Freuden des Lebens öffnen. Auch eine neue Liebe könnten wir uns sogar wieder vorstellen.
Auch wenn wir ab und an noch immer Traurigkeit empfinden, so sind doch unsere heftigsten Gefühlsregungen überstanden.
Wenn der Schmerz unerträglich hoch ist.
Du musst nicht alleine mit deinem Trennungsschmerz fertig werden. Vertraue dich deinem Freundeskreis an und bitte deine Freunde um Unterstützung. Du kannst auch einen Trennungsratgeber lesen. Vielleicht kennst du Menschen, die sich aktuell in einer ähnlichen Situation befinden?
Tausche dich mit ihnen aus (z.B. in einem Online-Forum). Achte jedoch bitte darauf, dass dir dieser Austausch gut tut und dich nicht noch weiter herunter zieht. Für empfehlenswert halte ich es, wenn du dir für ein paar Gespräche eine professionelle Begleitung buchst. Das kann ein Coach oder auch ein Psychotherapeut sein. Eine unabhängige Unterstützung wird dir helfen, das Geschehene besser verarbeiten zu können.
Ich wünsche dir alles Gute und bin gerne für dich da!
Autor: Steffi Linke
Thema: Liebeskummer und Trennungsschmerzen
Webseite: https://liebe-und-beziehungen.de