Nonverbale Kommunikation ist hohe Kunst, vielleicht die größte Kunst, zu der der Mensch in der Lage ist.
Kunst..., was ist nun Kunst? Kunst mag im Auge des Betrachters liegen und sich auch durch noch so viel Intelligenz nicht erschließen lassen, Kunst ist und bleibt eine Frage des Geschmacks. Kunst ist also rein subjektiv. Ob aus einem Haufen zusammengeschraubten Mülls ein Kunstwerk oder ein Teil des Schrottplatzes wird, liegt einzig und allein in den Augen der Betrachter. Die Betrachter entscheiden mit der Wahl ihrer Worte, mit den Beschreibungen in ihren Worten spiegeln sie ihr Empfinden und neben diesen inneren Faktoren sind auch noch die äußeren entscheidend. Die Umgebung, die Menschen und ihre Reaktionen innerhalb der Umgebung, die Umgebungstemperatur, die optimale Sauerstoffkonzentration in ihrem Blut, das perfekte Umgebungslicht, das die Elemente einzigartig verschmelzen lässt. Und alle Faktoren zusammen fügen sich zu einer sogenannten eigenen Meinung zusammen.
All diese Faktoren werden von unserem hochentwickelten Gehirn zu einem subjektiv empfundenen Bild zusammengesetzt und dann aufgrund unserer bis dahin gemachten Erfahrungen bewertet. Ist alles perfekt, ist eben alles perfekt, es ist stimmig und niemand käme auf die Idee, das zu bezweifeln.
Reden ohne Worte - das kennt jeder, der schon einmal während eines Gesprächs einen Eindruck von "stimmig" oder auch "unstimmig" mit seinem Gegenüber hatte. Dieses Verständnis ohne Worte findet in unseren Emotionen statt und hat seinen Ursprung in der frühkindlichen Erfahrung, die in unseren Beziehungen zu anderen Menschen durch Blickkontakt entstehen. Deshalb lächelt ein Baby, wenn wir es anlächeln! Die Wissenschaft spricht hierbei von sogenannten Spiegelneuronen, Nervenzellen in unserem Gehirn, die die gleichen Aktivitätsmuster auslösen, unabhängig davon, ob wir selbst etwas tun oder unser Gegenüber. Nachgewiesen wurden diese Spiegelneuronen bei Primaten, ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass auch bei anderen Säugetieren wie Hund oder Katze, in gewissen Situationen, diese Spiegelreaktionen möglich sind.
Doch die nonverbale Kommunikation beschränkt sich nicht nur auf die Sprache mit den Augen. Körperhaltung, Gestik und Mimik fließen gemeinsam in Erkenntnisse, die wir aufgrund von vorher gemachten Erfahrungen in irgendeiner Verbindung in unserem Unterbewusstsein abgespeichert haben. Wir verbinden so Erlebnisse und Eindrücke mit Emotionen, die wir mit entweder selbst gemachten Erfahrungen oder fremdbestimmten Anweisungen verknüpfen. Wir erschaffen uns also unsere „Denk- und Verhaltensmuster“ selbst und behalten sie unter Umständen ein Leben lang als „Wahrheit“ ungeprüft in unseren Ansichten über die Welt und über die Menschen die mit uns in ihr leben. So lange sich das Gefühl von Einigkeit als Primärgefühl in einer Begegnung etabliert, fühlen wir uns sicher und sind davon überzeugt, dass wir uns mit dem anderen „blind“ verstehen. Diese Einigkeit vermittelt Sicherheit, ein elementares Gefühl aus dem tiefen Bedürfnis heraus zu überleben.
Eine nonverbale Kommunikation kommt ganz ohne Worte aus, daher nennen wir es nonverbal (non=nicht und verbal= mit Hilfe von Worten). Die Nutzung dieses Adjektivs schafft jedoch einen Raum, der in zwischenmenschlichen Beziehungen ein sehr einsames Zimmer erschaffen kann. Der Raum für Missverständnisse wächst mit jeder gemachten Erfahrung, da jeder in seiner eigenen Realität lebt und alles auf seine Weise verknüpft und verarbeitet. Nonverbale Kommunikation ist nackte Subjektivität und hat ihren Ursprung und ihre Basis im Eigenempfinden der jeweiligen Person.
Nonverbale Kommunikation ist also eine Unterhaltung ohne Geräusche in Form von Gedanken und Gefühlen, in vollkommener Abhängigkeit der Interpretationsfähigkeiten unseres Gegenübers. Kann das Gelingen?
Natürlich wünschen wir uns Beziehungen mit Menschen, mit denen wir uns „blind“ verstehen, das macht unser Leben einfach, ist praktisch und spart eine Menge Zeit und Energie, die sonst zum Denken ver(sch)wendet würde. Doch was genau machen wir dann mit dieser Energie? Wir verbringen sie vor Fernsehern und an Frühstückstischen hinter Zeitungen. Oder wir nehmen noch eine Arbeit an, um auch die verbliebenen vier Stunden in der Woche noch mit einer Aufgabe zuzubringen, die uns Spaß macht, oder uns aus dem Haus oder der Wohnung oder Beziehung treibt, oder einfach nur um Geld zu verdienen, welches wir dann nicht mehr ausgeben können, weil wir vorzeitig den Löffel abgeben. Wir beschränken uns aufs funktionieren und fragen uns nicht mehr, in welcher Art von Maschinerie wir unsere Funktion eigentlich ausführen.
Nonverbale Kommunikation birgt immer das Risiko, nicht richtig verstanden zu werden, denn wir können nicht NICHT kommunizieren. Ob wir nun Worte, Gesten, Körperhaltung oder Mimik „sprechen“ lassen, wir senden immerzu Botschaften, so lange wir uns in Beziehungen mit Lebewesen bewegen. Absolut alles was wir ausstrahlen, wird von unserem Gegenüber in seiner eigenen Weise reflektiert und und unter Umständen folgenschwer bewertet. Die von allen Menschen gemachten Erfahrungen sorgen einfach dafür, dass wir Situation und Umstände ganz individuell wahrnehmen und abspeichern. Unser Gehirn, dieses großartige, niemals still stehende Gebilde aus immerzu wachsenden neuronalen Verknüpfungen, ist ein riesiger Energieverschleuderer. Denken ist anstrengend und einzig aus dem Grund des „Energiesparens“ werden schon ganz früh Informationen in Speichern, sprich erst in Schubladen gelegt und dann in selbigen gedacht. Erfahrungen werden in unterschiedlichster Art in wichtig und unwichtig unterschieden, in hilfreich oder nicht hilfreich, in nützlich oder schädlich. Unser Denken wird auf Energiesparmodus geschaltet, sobald wir nicht mit aktivem Denken beschäftigt sind. Dann greift unser Autopilot ein und übernimmt die Marschroute.
Selbst der Blick, mit dem wir uns selbst am Morgen im eigenen Spiegelbild begegnen, ist entscheidend dabei, welchen Verlauf der nächste Moment, der Arbeitstag, das Frühstück, und die nächste Begegnung mit dem nächsten Lebewesen nimmt.
Nonverbale Kommunikation findet im ersten Schritt in unserem eigenen Kopf statt. Doch die Worte die wir „denken“ sind verknüpft mit unseren Gefühlen, so „sprechen“ sie zu uns aus den Erfahrungen, die wir gemacht haben. Diese Worte, so verknüpft mit unseren Emotionen, lösen körperliche Reaktionen aus, die dann äußerlich für uns selbst und andere sichtbar werden. Wobei der „andere“ natürlich nicht sieht, was genau nicht stimmt oder eben doch stimmt, er „fühlt“ selbst nur, dass er entweder annehmend (stimmig) oder ablehnend (unstimmig) seinem/ihrem Gegenüber eingestellt ist.
Wir verbinden die über unsere Sinne (Auge, Ohr, Nase, Haut, Mund) aufgenommenen Eindrücke und erschaffen so bunt gestaltete Erinnerungen. Diese kreierten Situationen werden bewertet, mit der aufgetretenen Emotion in den jeweiligen Situation verknüpft und abgespeichert. Diese gespeicherten Emotionen werden dann automatisiert um Energie zu sparen. Handlungen, Farben, Gerüche, Geschmäcker und Bilder werden zu komplexen Gebilden zusammengefügt, die hilfreich und nützlich jedoch ebenso manipulativ und sogar zu unsrem Schaden eingesetzt werden können. Und all das geschieht weitestgehend unbemerkt von unserem Bewusstsein. UND: sobald einige Faktoren des gerade Erlebten den bereits gemachten Erfahrungen ähnlich sind, werden die Automatismen direkt ausgelöst um Energie zu sparen, vollkommen unbewusst.
So entstehen Gedanken-Automatismen wie z.B.: "immer wenn ..."
Nonverbale Kommunikation ist also sowohl ein Segen, weil es eben Energie sparen, also auch ein Fluch, weil sie zu schlimmen Missverständnissen und Manipulationen eingesetzt werden kann.
Unterm Strich steht fest: Kommunikation, verbal und nonverbal, ist ein Buch mit den berühmten sieben Siegeln. Der beste Weg zur Lösung ist wohl, mit reinem Herzen und mit allem Respekt unseren Mitmenschen und uns selbst begegnen und miteinander mit Worten zu kommunizieren. Unsere Sprache ist ein Segen, daher lasst uns nur noch ohne Worte Lächeln und den Rest so lange besprechen bis jeder die zu sendende Botschaft verstanden hat.
Autor: Simone Schumski
Thema: Was ist eine nonverbale Kommunikation?
Webseite: https://schumski.com
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Autorenprofil Simone Schumski:
Fachtrainerin für kooperative, ganzheitliche Psychodynamik (KOGP), soziales Coaching und psychologische Beratung.
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