Letzte Woche Freitag ist meine über alles geliebte Tante nach langer schwerer Krankheit gestorben.

Sie und ihr Mann, mein Onkel, gaben mir fast dreißig Jahre lang eine Heimat und einen sicheren Hafen. Oft haben wir sie besucht, oft haben sie uns besucht, wann immer ihr Zustand dies auch zuließ.
Jetzt ist sie weg, einfach so und ich kann dies noch gar nicht wirklich nachvollziehen. Ich zünde ihr immer noch am Buddha Kerzen an, wie ich es auch die ganzen letzten Wochen getan habe, als sie die niederschmetternde Diagnose eines Rezidivs erhielt und ich irgendetwas für sie tun wollte. Blumen stehen seit Wochen dort neben ihrem Bild. Ich habe unseren Pfarrer um Gebete gebeten, die ich für sie beten und die ich ihr auch am Telefon vorlesen kann, weil ein letzter Besuch bis zum Schluss nicht mehr möglich schien. Doch er fand zum Glück noch statt. Ein letztes Mal konnte ich sie sehen, ihre Hand halten und mit ihr sprechen. Es war sehr schön, sehr rührig und sehr wichtig für uns beide. Ich konnte mich bei ihr noch einmal bedanken, für die Heimat, die sie mir gegeben hat, über all die Jahre. Und ich musste ihr auch versprechen, den Kontakt zu meinen Cousins, ihren zwei Söhnen, weiter zu pflegen und auch auf meinen Onkel aufzupassen.
Jetzt ist sie fort und es scheint tatsächlich, dass mit ihr auch ein Teil von mir mit gestorben ist, so fühlt es sich jedenfalls an. Ja, ich konnte mich verabschieden, ja es geht ihr dort, wo sie ist, sicher gut und ja ich war darauf vorbereitet, seit vielen Wochen. Aber dennoch war die Nachricht am Freitag ein großer Schock und ich war sehr traurig und bin es immer noch, keine Frage.
Ganz intuitiv schrieb ich nur wenigen Freunden die traurige Nachricht, dass sie gestorben ist und ich bekam wenig später liebevoll verfasste Nachrichten, eine sogar mit Bild. Nur eine junge Freundin, die nicht vor Ort wohnt, bot an zu telefonieren und dies taten wir dann auch ausgiebig gleich am folgenden Tag und dies tat mir sehr gut. Mit einem lieben Freund, der sich in einer ähnlichen Situation parallel befand, schrieben wir viel hin und her und stützten uns gegenseitig.
Ansonsten Schweigen! Kein Anruf, kein spontaner Besuch, keine Umarmung, keine Frage „Wie geht es Dir?“ oder „Was kann ich für Dich tun? Nichts!
Warum ist das so? Warum lässt man Trauernde immer noch so sehr alleine? Warum wird man nicht aktiv und kümmert sich? Schlägt einen Spaziergang oder einen Kaffee vor? Es ist doch ein so schönes Gefühl aufgefangen zu werden, mit all den tiefen Gefühlen, die gerade da sind.
Einfach eine Runde laufen und reden, wie schön ist das. Einfach nur das Gefühl haben, es ist jemand da, den es interessiert, wie es einem gerade geht. Jemand, dem man nicht egal ist, der auch in einer schwierigen Zeit da ist. Auf den Verlass ist, so wie man auch für die Freundin da ist, wenn sich bei ihr die Gewitterwolken zusammen türmen.
Haben wir alle so große Angst vor dem eigenen Tod und dem Sterben, dass wir, so gut es geht, all diesen Themen mit einem großen Bogen aus dem Weg gehen?
Ja natürlich werden wir bei jedem Tod eines geliebten Menschen mit unserer eigenen Endlichkeit konfrontiert. Mit viel Glück sterben wir friedlich nach einem langen und erfüllten Leben, aber wer weiß das schon? Sterben werden wir alle Mal, ohne jede Ausnahme!
Ja natürlich haben wir auch noch ein Leben, sind beschäftigt, müssen arbeiten oder haben einfach keine Zeit!
Und ja Trauernde sind schwer zu ertragen, ihre Gefühle, ihre Verzweiflung und ihre Fragen nach dem Warum. Aber all dies kann doch nicht der Grund sein, dass man Trauernde einfach allein lässt und da rede ich jetzt nicht nur von mir.
Ich habe vor drei Jahren hier bei mir eine Trauergruppe gegründet und höre dort immer wieder von allen das Gleiche. Bekannte ziehen sich zurück, Einladungen bleiben aus. Anrufe finden nicht mehr statt, alle haben das Gefühl, den anderen zu viel zu sein mit ihrer Trauer, mit ihren Tränen und ihrer Wut. Und doch brauchen gerade Trauernde die Gemeinschaft und uns alle mehr denn je.
Haben auch Sie eine Freundin, die gerade einen Schicksalsschlag erlitten hat? Dann rufen Sie bitte an, tun sie es gleich. Fragen Sie sie, was Sie tun können. Gehen Sie heute noch hin. Nehmen Sie sie, wenn sie mag, einfach in den Arm und zeigen Sie ihr: Ich bin für Dich da.
Sie werden sehen: es lohnt sich, auch für Sie!
Wie heißt es so schön: „Glück ist das einzige, das sich vermehrt, wenn man es teilt.“
In diesem Sinne
Alles Liebe
Ihre Barbara Michaela Hux
Trauerbegleiterin
Autor: Barbara Michaela Hux, Praxis für Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz
Thema: Was tun, wenn meine Freundin eine geliebte Person durch Tod verliert?
Webseite: https://www.barbara-hux.de