Kränkungen

Kränkungen machen krank

Der Mensch als kränkendes und gekränktes Empfindungswesen.

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Jeder weiß, wie Kränkung sich anfühlt. Wissen wir aber auch, was sie mit uns macht? Sind Kränkungen das Tor zum Menschen und zum Menschsein? Sind Kränkungen möglicherweise die Chance schlechthin, uns selbst zu erkennen? Sind wir in der Lage über Kränkungen Mitgefühl und Empathie zu entwickeln? Im Nachfolgenden wird lediglich ein kurzer Einblick in dieses komplexe Thema gegeben.

WAS SIND KRÄNKUNGEN?

Kränkungen zu definieren ist kaum möglich. Jeder Mensch, der auf Kränkungen angesprochen wird, weiß sofort worum es geht, denn sie gehören zu unserem täglichen Leben. Jeder kennt Aussagen wie „Kränkungen machen krank“ oder „an Verbitterung gestorben“.

Nur genau definieren lässt sich die Kränkung nicht. Wir können sie am ehesten über ihre Wirkung, die sie für den Einzelnen hat, definieren: sie können eine Erschütterung bis in die Tiefe unserer Seele verursachen, unser Selbst, unseren Selbstwert und unser Selbstbild in Mitleidenschaft ziehen. Kränkungen gehen an unsere Substanz. Sie prägen nachhaltig unsere Persönlichkeit und wir reagieren sehr unterschiedlich darauf, haben persönliche Kränkungsmuster und Kränkungsverhaltensweisen entwickelt. Kränkungen können nicht nur ein Leben, sondern auch die Jahrhunderte überdauern. Kränkungen führen manchmal zur Rache, welche als eine Form der Rebellion betrachtet werden kann.

Mit der Kränkung sind oft auch die Emotionen der Scham, des Bloßgestelltseins, der Hilflosigkeit und Ohnmacht, der Orientierungslosigkeit, Verwirrung, des Zweifelns und der Angst verknüpft.  Durch jede Kränkung wird unsere persönliche Geschichte berührt: alte Verletzungen, Wunden oder Konflikte werden unausweichlich getriggert. Wir können nichts dagegen tun, auch wenn wir versuchen, die Kränkungen zu ignorieren, abzuwehren, abzuleugnen o.ä. - sie sind tief in uns vorhanden und sie bestimmen uns. Die Kränkung bestimmt uns - nicht umgekehrt!

Kränkungen ereignen sich auf den verschiedensten Ebenen: sei es die Kränkung des Einzelnen, der Familie, der Ehre, des Vereins, des Unternehmens, der Religion etc. Kränkungen sind unvermeidbar. Sie können zu Machtkämpfen führen, den Abbruch von Verhandlungen bedeuten bis hin zur Entstehung von Kriegen. Kränkungen werden immer ein Bestandteil des menschlichen Zusammenlebens sein und bleiben.

Eine gesteigerte Form der Kränkung ist die Demütigung. Sie kann als eine böswillige und absichtliche Kränkung aufgefasst werden. Im Gegensatz dazu finden Kränkungen meist unbeabsichtigt statt. Traumata können ebenfalls als eine massiv erlebte Kränkung aufgefasst werden.

WAS KRÄNKT UNS?

Die Kränkungsinhalte sind nicht festzulegen. Sicher ist, es braucht mindestens zwei: eine Seite die kränkt und die andere, die gekränkt wird. Diejenige Seite, die kränkt, kränkt nicht nur das Gegenüber, sondern gleichzeitig auch sich selbst. Die Seite die gekränkt wird, kränkt sich zusätzlich ebenfalls selbst, da sie sich in Selbstzweifeln etc. ergeht. Es mag sein, dass der Kränkende sich bei einer bewussten Kränkung kurzfristig befriedigt fühlt.  Allerdings stellt sich im Anschluss in der Regel ein Gefühl des Mangels und der Selbstkränkung ein. 

Nach einer Kränkung zeigen sich grundsätzlich drei Reaktionsmöglichkeiten:

  • Angriff ist die beste Verteidigung oder
  • Rückzug
  • Flucht/Ablenkung

Das was kränkt ist letztendlich von der Interpretation des Gegenübers abhängig. Manchmal ist es sogar so, dass nach einem Kontaktabbruch die Person sich nicht bewusst ist, was eigentlich passiert ist. Sie kann es nicht verstehen. In meiner Arbeit habe ich z.B. erlebt, dass das falsche Geschlecht bei der Geburt bereits eine nachhaltige Kränkung bedeutet hat und ein Leben lang nicht geklärt werden konnte. Fatal, aber nicht änderbar. Traumata sind für mich Ausdruck einer als massiv erlebten Kränkung.

WIE KÖNNEN SICH KRÄNKUNGEN AUSWIRKEN?

Kränkungen haben aufgrund ihrer persönlichen Reaktionsmuster vielfältige Auswirkungen. Da Kränkungen sehr subtil oder auch offen ausgetragen werden können, sind die Verhaltensänderungen, die sie hervorrufen sehr unterschiedlich. Vereinfacht gesagt, gibt es hier drei Hauptstränge des Verhaltens: den des Angriffs, den des Rückzugs und den der Flucht/Ablenkung. Die Hauptstränge können zu schwachen bis hin zu massiven Verhaltensreaktionen führen. Hass und Rache können dadurch Eingang in unser Leben finden, sowie selbstgewählte Isolation oder auch Depression. Die Rache kann als eine Form der Rebellion angenommen werden.

Das Einzige was wir tun können ist, zu lernen, wie wir damit umgehen. Konstruktiv oder destruktiv.  Wir können Kränkung als Entwicklungsmotor nehmen, um uns selbst kennenzulernen und damit nicht nur unser Leben bereichern, sondern auch das der anderen. Den konstruktiven Umgang damit bezeichne ich als den „Erzählmodus“, d.h. die betroffene Person lernt, darüber zu sprechen, indem es als eine „heilsame“ Geschichte erzählt wird. Dies betrifft selbstverständlich beide Seiten: den Gekränkten und den Kränkenden.

SIND KRÄNKUNGEN HEILBAR?

KÖNNEN KRÄNKUNGEN GEMEISTERT WERDEN?

selbstbewusst zufrieden ruhig

Schafft es der gekränkte Mensch, seine Geschichte der Kränkung durch einen Perspektivenwechsel neutral zu betrachten, so dass er im Mitgefühl mit sich selbst wohlwollend und dem Leben gegenüber offen, bleiben kann. Denn die Reaktion auf eine Kränkung ist der Rückzug, der Angriff oder die Flucht/Ablenkung.  Oder wird seine Geschichte der Kränkung ein wohlbehüteter Schatz, der aufgrund der Unvermeidbarkeit möglicherweise zum „Idol“ erhoben wird? Durch die Verstrickungen zwischen Gekränktem und Kränkendem entstehen Abhängigkeiten, die zu „Negativkontakten“ führen. Es entstehen immer wiederkehrende Verhaltensmuster, die sich für das Leben nachhaltig negativ auswirken können. Kann der Mensch lernen, aus Kränkungen einen Entwicklungsmotor für sich selbst zu machen, um Empathie und Mitgefühl zu entwickeln, d.h. ist er in der Lage auch „Positivkontakte“ aufzubauen?

Wenn der Mensch in der negativen Kränkungsspirale gefangen ist, kann es zum „Kopfkino“ kommen und er verliert dadurch seine konstruktive Handlungskompetenz.  Er macht sich abhängig. Unsere Authentizität, Autonomie, Souveränität und Freiheit ist damit unmittelbarer in Gefahr. Statt einer Entwicklung unserer Authentizität und Autonomie kann es aus der Ohnmacht und Hilflosigkeit heraus zu Rachegedanken, zum Entstehen von Hass bis hin zur Vergeltung kommen (z.B. Kränkungen der Familie, des Vereins, der Religion, der Nation etc.).  Das kann zum Abbruch von Kontakten und Verhandlungen führen, bis hin zur Entstehung von Kriegen. 

WAS IST ZU TUN?

WIE KANN MAN KRÄNKUNGEN BEGEGNEN?

SIND KRÄNKUNGEN HEILBAR?

In der Therapie ist die Kränkung nach wie vor ein „Blinder Fleck“. Kränkungen gehören zum menschlichen Alltag und sie passieren immer wieder und ständig.  Es ist möglich sie zu verdrängen, abzuspalten oder ähnliches, nur sie sind „nie weg“.   Auch wenn wir uns oft noch so sehr bemühen.  Sie sind ein Teil des menschlichen Alltags und des Lebens.  Mit dieser Verhaltensweise des Abspaltens oder Verdrängens verbauen wir uns unsere eigene Entwicklung. Das betrifft selbstverständlich beide Seiten: den Kränkenden und den Gekränkten.

Sich gekränkt fühlen ist eine Emotion, welches in das menschliche Empfindungsspektrum gehört wie heiter, zornig, gelassen etc. Dadurch, dass es abgespalten und „tiefgefroren“ ist, hat es einen starken Einfluss auf uns. Wir sind damit sozusagen identifiziert.

HEILUNG DER KRÄNKUNG

Durch jahrelange Erfahrung in meiner Praxis habe ich verschiedene Verfahren entwickelt, um einen konstruktiven Umgang mit Kränkungen und ihren Folgen zu finden. Das Ziel in der individuellen und persönlichen Arbeit ist der konstruktive, kreative und auch humorvolle Umgang mit Kränkungen, so dass sie keine Bedrohung oder gar Panik mehr hervorrufen. 

Die Heilung der Kränkung ist nicht notwendigerweise die Vergebung. Neben der Heilung des Schmerzes, Erkenntnisarbeit, Verständnis und Selbstreflexion ist das bedingungslose Anerkennen der Situation unerlässlich.  Denn mit der 100%igen Anerkennung und Bejahung dessen, ist ein losgelassen möglich und es entsteht wieder Raum für Mitgefühl und Selbstliebe.

Fazit: Jenseits des Gekränktseins und der Kränkung, gibt es eine Ebene, wo ein Miteinander und eine Heilung möglich ist. Entsprechend der Aussage von Rumi: „Jenseits von richtig und falsch gibt es einen Ort.  Dort treffen wir uns“.

Autor: Dr. rer. nat. Marlies Koel
Thema: Kränkungen
Webseite: https://www.awareness-adventure.com

Naturheilpraxis: https://www.marlies-koel.de

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