„Trotz der vielen Menschen auf unserem Planeten, fühlen sich sehr viele einsam und bekommen besonders im Winter eine Depression. Woran liegt das?“, wurde Tanja Schillmaier, Coach und Trainerin für Menschen an der Wand, gefragt.
Beides hänge häufig, aber nicht immer zwingend miteinander zusammen, erklärte sie. „Die klassische Winterdepression geht in den meisten Fällen mit einem akuten Licht- und damit Vitamin-D3-Mangel einher. Da unser Körper D3 nicht selbst produzieren kann und wir in der dunklen Jahreszeit auch bei regelmäßigen Naturspaziergängen nicht ausreichend mit Licht versorgt werden, reagiert er bei einigen Menschen früher oder später mit einer Depression. Sie ist quasi das Dunkelrot in unserem Alarmsystem.“
Müdigkeit und Abgeschlagenheit seien sehr häufig ein Nährstoffmangelsymptom, auch unabhängig von D3. Um hier jedoch aussagekräftige und persönlich stimmige Werte zu erfahren, sei der Gang zum Mediziner des Vertrauens nicht nur rechtlich zwingend zu nennen, sondern insgesamt sinnvoll.
Von mangelnder Vitalität abgesehen, kann sich eine Depression aber auch aufgrund zahlreicher anderer Ursachen bilden. Manchmal aufgrund unerwarteter familiärer oder beruflicher Entwicklungen oder auch aus zu lange andauernder Einsamkeit.
Einsamkeitsgefühle sind (k)eine Charakterfrage
Die Definition dieser Empfindung ist dabei stark typabhängig. Menschen mit einer stark ausgeprägten Beziehungsstärke in ihren Lebensmotiven (diese kann man mithilfe der Persönlichkeitsanalyse „Reiss Motivation Profile“ messen), empfinden mangelnden Kontakt zu anderen sehr viel schneller als sehr einschneidend. Für solche Charaktere waren und sind alle Corona-Einschränkungen besonders hart, weil sie sich innerhalb sozialer Kontakte sehr viel wohler fühlen als allein. Dies gilt in entsprechend familiären Kontexten auch für Leute mit hohem Familienmotiv.
Völlig anders sieht dies bei Personen mit niedrigem Beziehungs- und (manchmal zusätzlich) hohem Unabhängigkeitsmotiv aus. Diese sind gern allein und brauchen Rückzüge für ihr persönliches Wohlbefinden. Viele unter ihnen kommentierten die Einschränkungen vergangener Monate mit „Na endlich einmal Ruhe“.
Brauchen Menschen soziale Kontakte und wenn ja, warum?
Es gibt noch weitere Feinheiten, aber zusammenfassend lässt sich sagen, dass es nicht pauschal richtig oder falsch ist, soziale Kontakte zu haben und zu pflegen.
Doch davon abgesehen bleibt der Mensch ein soziales Wesen mit dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Verstanden werden, Nähe und Austausch. Dies wiederum variabel in der jeweiligen Ausprägungsart und Weise. Aber dennoch nicht unbedeutend.
Was passiert, wenn man keine sozialen Kontakte hat?
Es gab vor vielen Jahren (die Angaben schwanken ob aus dem Weltkrieg oder bereits im 13. Jh. zu Friedrich dem 2.) ein aus heutiger Sicht völlig undenkbares Experiment. Damals wollte man die Ursprache des Menschen an Babys herausfinden. Dazu waren die Babys direkt nach ihrer Geburt von den Müttern getrennt worden und stattdessen Ammen eingesetzt, die alle Wünsche erfüllten. So bekamen die Kleinen über eine bestimmte Zeit alles was sie brauchten, außer persönliche Ansprache. Die Ammen durften kein nettes Wort und keine Zärtlichkeit einsetzen. Vor nassen Windeln, Hunger, Durst oder Kälte wurden sie geschützt. Dennoch starben alle Kinder.
Dies zeigt, dass es letztlich für jeden Menschen überlebenswichtig und damit notwendig ist, soziale Aufmerksamkeit in Form von Liebe und Zuneigung zu bekommen. Denn Einsamkeit entsteht in der Regel aus einem Mangel solcher Zuwendung. Der Mensch kann sich inmitten einer sozialen Gruppe daher trotzdem einsam und allein fühlen. Auch inmitten einer Beziehung.
Wie wirken sich soziale Kontakte auf die Gesundheit aus?
Während man weiß, dass gesunde Ernährung, Schlankheit und Sport unsere Gesundheit positiv beeinflussen, ist nur wenigen bekannt, dass soziale Kontakte laut Studienergebnissen noch wichtiger für unsere Gesundheit sind. Eine gemeinschaftliche Eingebundenheit sowie „nahe, stabile und unterstützende Kontakte“ stehen auf Platz 1 und 2. Erst danach folgt übrigens der Rauchverzicht als Gesundheitsfaktor. Isolation soll der Schädigung von 15 Zigaretten täglich entsprechen. Ausgrenzung und Mobbing empfinden wir als echte Schmerzen.
Wie bekomme ich mehr soziale Kontakte?
Trotz der heute so komplexen Welt, ist es schwerer als je zuvor, passende Menschen zu finden. Aber nur auf den ersten Blick. Denn wer gezielt seine Aufmerksamkeit darauf richtet, wird jede Menge Angebote finden. Von Freundschafts- und Partnersuchportalen im Internet bis hin zu diversen Interessengemeinschaften und Hobbynetzwerken in sozialen Kanälen.
Insbesondere solche machen großen Sinn, weil sich erst mit dem Kennen und Leben der eigenen Neigungen andere finden lassen, die ganz ähnlich ticken und bei denen von vornherein eine gemeinsame Sprache gesprochen wird.
Etwas schwieriger ist es manchmal für Eltern von kleineren Kindern, weil der eigene Aktionsradios sich meist um den Familienalltag dreht. Allerdings entstehen in der Regel gerade durch die Rolle der Elternschaft viele neue Kontakte und mit entsprechender Zeit und Geduld Freundschaften. Spätestens wenn sich die eigenen Kinder mit anderen treffen möchten, entsteht viel Austausch. Bis dahin gibt es zahlreiche Krabbel-, Pekip- und Spielegruppen.
Wer keine Kinder (mehr) hat, ist manchmal mit Hunden gut bedient, die einen schnell mit anderen Menschen in Kontakt bringen. Aber dies passt selbstverständlich nur auf Hundeliebhaber mit entsprechend fürsorglichem Verantwortungshintergrund.
Was bedeutet es, soziale Kontakte zu pflegen?
Die Herausforderung am Aufbau und Erhalt sozialer Beziehungen sind die unterschiedlich ausgeprägten Erwartungshaltungen, Kommunikationsgewohnheiten sowie die eingangs erwähnte Ausprägung der Lebensmotive eines Menschen. Daher gibt es auch hier keine pauschale Standardempfehlung. Wer jedoch diese Aspekte im Fokus hält und sowohl auf die Bedürfnisse des Umfeldes achtet ohne eigene Priorisierungen aufzugeben, wird in kurzer Zeit auf gute Beziehungen zurückgreifen können. Im besten Falle erschafft man sich solche sozialen Kontakte, mit denen man offen und ehrlich über Zugeständnisse und Unterschiede sprechen kann.
Wie übersteht man als einsamer Mensch Weihnachten und die ruhige Zeit danach?
Nicht zu unterschätzen ist die Gefahr, sich aufgrund seiner Einsamkeit derart ungenügend und schlecht zu fühlen, dass man geneigt ist, sich falsche Partner*innen zu suchen, um weiterer Einsamkeit zu entgehen. Dies ist natürlich niemals zielführend. Im Gegenteil, macht es erstens sowieso nicht glücklich und verstärkt zweitens Gefühle, nicht beziehungsfähig zu sein. Letzteres kann aber wiederum nur für Menschen funktionieren, die sich (an)erkannt und akzeptiert haben. Denn wer von sich selbst denkt, nicht in Ordnung zu sein oder sich verstellen zu müssen, zieht folglich immer weiter die falschen Menschen in sein Leben.
Daher ist insbesondere die ruhige Weihnachtszeit dafür geeignet, sich intensiv mit sich selbst zu beschäftigen und etwaige innere Wunden zu heilen. Beispielsweise mit Arbeit am sogenannten „innerem Kind“.
Wer sich als spirituell offen einordnet, hat eine weitere wunderbare Möglichkeit, sich in der Weihnachtszeit im Rahmen der Rauhnächte tiefer mit sich selbst auseinanderzusetzen (auch für rationelle Denker geeignet). Die Art und Umsetzung dieser ganz besonderen Tage vollzieht jeder Mensch ein wenig anders auf seine eigene Weise. Genauso ist es aber am Effektivsten. Damit völlig unbedarfte Leser ein wenig mehr darüber erfahren oder schon geübte neue Inspiration bekommen, sei hier eine Yogaseite empfohlen, die für jede der 12 Rauhnächte Rituale und Reflexionsfragen anregt.
Auch Yoga ist eine fantastische Hilfe, innere Blockaden zu lösen. Es gibt für jeden Geschmack verschiedene Yoga-Systeme (von genüsslich bis powervoll). Das ganz Besondere daran ist aber, dass es weit über rein körperliche Übungen hinausgeht, sondern alle Energiesysteme des Menschen in Einklang bringt.
Wenn soziale Kontakte stressen
Nicht weniger bedeutsam für die heutige Zeit ist das Stressniveau, was soziale Netzwerke uns liefern. Hier gilt es, die Spreu vom aufmerksamem Weizen zu trennen. Sich zu fragen, wer denn wirklich ernsthaft der innere persönliche Kreis an Menschen ist, die einem guttun und mental bereichern, sich am echten Leben beteiligen und nicht aufgrund irgendwelcher Erwartungen und anderer Nützlichkeiten bedient werden müssen.
Die wenigsten Menschen sind in der Lage, Dutzende, geschweige denn Hunderte von Freundschaften zu pflegen. Dies wäre nicht im Sinne der Evolution. Denn wir sind dazu gemacht, uns unserer (also einer) sozialen Gruppe anzuschließen. Aufgrund heutiger Lebensweise ist das so nicht mehr möglich. Dennoch funktionieren wir noch immer wie vor vielen tausend Jahren. Also dürfen wir uns auch getrost zurücklehnen, wenn das schlechte Gewissen in Form aufpoppender Newsfeeds wieder anklopft.
Ab und an mal anhalten und sich fragen, in welchen unserer Kreise ein Schreiber, Kommentator, Audioverschicker oder Freundschaftsvorschlag zu sehen ist. Nur dem innersten Herzenskreis Prio 1 zuordnen.
Abschlusshinweise von Tanja Schillmaier
Eine typ- und motivgerechte Lebens- und Prioritätengestaltung orientiert sich in erster Linie aber eben nicht an Fremden, sondern einzig und allein sich selbst. Denn am Ende ist alles eine Frage persönlicher Neigungen.
Von Herzen schöne Weihnachten!
Ihr Coach im Chiemgau, Tanja Schillmaier
Autor: Tanja Schillmaier, Personal & Business Coach
Thema: Soziale Kontakte
Webseite: https://www.chiemgaucoach.de
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