Anmerkungen zu unserer Zeit des Wandels.
Auf Unternehmensebene regieren Angebot und Nachfrage. Es werden Informationen gesammelt, Strategien, Zielvorgaben entwickelt, Pläne gemacht, um auf die Unwägbarkeiten des Marktes eingestellt zu sein - den möglichen Gewinn fest Blick. Des Weiteren übt die Wirtschaft einen enormen Einfluss auf die Politik aus. Wachstum und Erfolg um jeden Preis ist in unserer Gesellschaft die Maxime unter dem Deckmantel, dass es das Leben der Menschen erleichtert und mehr Freiheit bringt. Dabei treibt die Profitgier den Verbrauch der endlichen Ressourcen an. Es nährt eine unbewusste Angst, dass wir nicht genug haben könnten. Auch wird der Mensch vielfach auf seinen Nutzen und auf die Materie reduziert. Welchen Wert hat der Mensch als Produktionseinheit und Arbeitskraft, auch als Ersatzteillager? Die Gewinnoptimierung bedingt wohl auch, dass der Mensch als Ware gesehen und hinsichtlich seines Nutzens bewertet wird. Entspricht dies dem Menschen?
Soll der Mensch eine Funktionseinheit und Erwartungserfüllungsanstalt werden?
Braucht es nur noch Funktionseinheiten, sprich Kopien und keine Originale/Individualität mehr? Die unternehmerischen Einflüsse, allen voran der Global Players, auf unsere Kultur, unsere Menschlichkeit, unsere Natur ist nicht zu unterschätzen. Der Selbstoptimierungswahn scheint dies zu befeuern. Er führt allerdings zu einem zunehmenden Verlust von uns selbst: etwas sein zu wollen, was wir nicht sind und eine stetige Unsicherheit – bis zur Angst hin nicht gut genug zu sein. Soll der Mensch eine Funktionseinheit werden, am besten genormt und möglichst ohne soziale Kontakte? Um dann weltweit in zertifizierten einheitlichen Arbeitsabläufen einsetzbar zu sein? Plakativ beschreibe ich dies gerne als „nicht artgerechte Menschenhaltung“ und als eine Monokultur des Menschen. Dient uns das wirklich?
Aus meiner Beobachtung heraus kam mit der Globalisierung auch die zunehmende Effizienz, noch mehr Gewinn und Profitgier, mehr Selbstoptimierung und Perfektionismus usw. Allerdings könnte unsere Wissenschafts-, Technik- und Fortschrittsgläubigkeit uns unsere Menschlichkeit kosten. Was wollen wir? Wollen wir unser Menschsein entwickeln oder wollen wir optimierte Funktionseinheiten und Erwartungserfüllungsanstalten sein? Die Profitgier frisst nicht nur ihre Kinder, sondern auch die Mutter Erde.
Bei der Profitgier einiger weniger wird vergessen, dass wir alle in einem Boot sitzen und wir nur diese eine Erde haben. Auch gilt es zu bedenken: Vergrößert sich der Profit an einer Stelle, vergrößert sich der Mangel an anderer Stelle und damit auch die Ausbeutung.
Wie ist in unserer westlichen Welt die Profitgier und damit die Ausbeutung von Ressourcen und die Zerstörung der Erde mit unserer christlichen Religion und Wertekanon in Übereinstimmung zu bringen?
Alles ist auf Wachstum ausgerichtet und dies geht nicht nur zulasten der menschlichen Kultur. Die Firmenkultur, v.a. bei den Global Players, entwickelt sich immer häufiger negativ, da nur auf den Profit geschaut wird. Dabei vergessen wir nicht nur, dass wir am Ende unserer Tage nichts mitnehmen können, sondern wir verlieren auch uns selbst. Ängste, Erschöpfung und Sinnlosigkeit nehmen zu.
Die menschlichen Bedürfnisse der Wertschätzung und der Sicherheit des Platzes, der Zugehörigkeit, sind elementar neben anderen. Vor allem das tiefe Bedürfnis nach der Sicherheit des Platzes ist nicht kompensierbar. Diese beiden Bedürfnisse motivieren mehr als Geld. In unserem Mail- und Chatzeitalter und der zunehmenden Digitalisierung mögen die Arbeitsprozesse schneller geworden sein, doch entsteht dadurch schnell eine menschliche Distanziertheit und Entfremdung. Das Miteinander, was unabdingbar und grundsätzlich für ein erfolgreiches Leben und auch für ein Unternehmen notwendig ist, ist in Gefahr.
Leben bedeutet stetige Veränderung und die Evolution ist langsam? Und wir?
Wir werden vom Wandel der Zeit überrollt und sind dem schnellen Veränderungen nicht gewachsen. Es ist eine immer größer werdende Herausforderung diesem Wandel mit Leichtigkeit und Kreativität zu begegnen – ohne uns zu verlieren, ohne uns in Ängste zu verlieren. Es braucht Zuversicht und Vertrauen sich dem zu stellen.
Unsere Gesundheit leidet immer mehr und das Lieblingswort „Stress“ ist in aller Munde neben der zunehmenden Diagnose „Burnout“.
Ein spannendes Phänomen ist, dass wir mit Begeisterung unsere Autos zur Wartung bringen, unsere Geräte und Maschinen updaten - nur wir uns selbst nicht. Wie kann der Mensch seelisch mit all diesen schneller voranschreitenden Veränderungen umgehen und sie meistern? Die Evolution ist ein stetiger, langsamer Prozess und wir legen immer mehr an Veränderungsgeschwindigkeit zu: immer schneller, höher und weiter. Das Leben kann sich dem nicht in der gleichen Geschwindigkeit anpassen.
Konsequenzen des Nicht-Verstehens: von Kontaktabbruch bis zum Krieg
Das Nicht-Verstehen des Gegenübers in seiner Bedürfnislage führt in allen Lebensbereichen zu Dissonanzen: im Privatleben, der Arbeitswelt, den Führungspositionen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Massive Konsequenzen sind möglich von Kontaktabbruch bis hin zum Krieg. Wie in allen anderen Lebensbereichen und Ebenen auch, geht es letztendlich immer um eine spezifische Bedürfnislage und dessen Befriedigung. Inwieweit ist uns bewusst, dass Algorithmen und einige wenige Menschen mit all ihren spezifischen persönlichen Mängeln und Bedürfnissen unsere Wirtschaft, Politik und Leben bestimmen? Welche Erwartungen und Fähigkeiten haben wir an Führungskräften? Welche Ethik und welches Werteverständnis wäre für Führungskräfte sinnvoll?
Der Mensch ist zum Sklaven der Zeit und des Geldes geworden. Er wird zur Ressource von Arbeitsleistungen und selbst seine Organe haben einen Wert und werden in der Medizin gehandelt. Der Verlust der Kultur, der Menschlichkeit wird billigend in Kauf genommen. Der Profit steht im Vordergrund. Der Raubbau am Menschen und der Erde schreitet immer schneller voran. Die Profitgier stört die Lebensprozesse und Lebensabläufe. Das Leben basiert auf Vielfalt und Variabilität, im Miteinander und Füreinander. Es ist nicht zu verstehen, welch ein wirtschaftlicher Missbrauch an der Erde, ihrer Güter und an den Menschen verübt wird. Die Gier einiger weniger, die auch ein Teil des Ganzen sind, geht zulasten anderer. Die Entwicklung in Wissenschaft und Technik wird zum Teil hierfür nachteilig genutzt und missbraucht.
Besteht unsere Wirklichkeit nur aus der Rationalität?
Unsere von Wissenschaft und Rationalität geprägte Wirtschaft und Gesellschaft erzieht uns dazu, unsere Aufmerksamkeit auf die physische und materielle Welt um uns herum zu richten. Damit hat der Mensch großartige Erfolge geschaffen und erschaffen. Doch wo ist und bleibt der Mensch. Sind wir noch ein Teil des Ganzen? Die Menschheitskultur als Ganzes ist eine sehr zerbrechliche Errungenschaft, die stets in Gefahr ist, Opfer zügelloser und zersetzender Kräfte zu werden. Der Mensch begeht Raubbau an sich und ist in den Industrienationen jederzeit bereit, seine Gesundheit dem Erfolg zu opfern. Diese fragwürdige Denk- und Handlungsweise breitet sich aus wie eine ansteckende Krankheit. Da beim wirtschaftlichen Erfolg oft etwas Wesentliches -nämlich der Mensch in seiner Gesamtheit- vergessen wird, kann der Erfolg unbefriedigend werden. Eine unbestimmte innere Leere und Mangel können entstehen, was dazu führt, dass wir immer mehr und mehr wollen, um den Mangel scheinbar zu kompensieren. Dabei ist es für unsere Gesundheit so wichtig, die Kultur des Menschlichen wieder zu entdecken und uns als Seele-Geist-Körper-System zu begreifen. Es geht nicht darum, nicht nur zu funktionieren und leistungsfähig zu sein, sondern auch darum, unsere seelische, psychische und mentale Gesundheit mit einzubeziehen.
Unsere Gesundheit und auch unsere Leistungsfähigkeit hängen weder vom Alter noch von unserer Rationalität ab, sondern in erster Linie von unserer seelisch psychischen Gesundheit. Es ist wichtig, gerade der seelisch-psychischen und mentalen Gesundheit mit Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu begegnen, denn daraus beziehen wir unsere Kraft, Kreativität und Freude an unserer Leistungsfähigkeit.
Nicht nur wir Menschen sind ein lebendiger Organismus, wir können sowohl die Erde als auch die Wirtschaft als einen Organismus betrachten. Ein lebendiges Wesen, welches viel Aufmerksamkeit, Umsicht und Vorausschau bedarf. Es hat auch einen Stoffwechsel: Zufuhr, Aufbau, Abbau, Umbau und Abgabe sowie eine permanente Anpassung an veränderte Umweltbedingungen. Wie in einem Körper braucht es eine hervorragende Steuerung und Regelkreise, die flexibel, schnell und effizient auf Umweltveränderungen reagieren.
Leben gedeiht nur im Miteinander, im Miteinander mit Geist-Körper-Seele, mit anderen, mit der Natur und mit der Erde. Die Entscheidungen, die gefällt werden, sind zu durchdenken und dies auch unter Einbeziehung der Auswirkungen nicht nur auf nachfolgende Generationen, sondern auch für die Nationen, die für unseren Profit ausgebeutet werden.
Wer versteht wirklich den ewigen Wachstumswahn und Wachstumszwang?
Wir können mit der Erde in Kooperation, im Miteinander sein oder sie zerstören. Unsere Entscheidungen bestimmen jetzt wie unsere Zukunft und die Zukunft der Erde sein wird. Wer versteht wirklich den ewigen Wachstumswahn und Wachstumszwang, die Profitgier, sowie den Machthunger einiger wenige, dem letztendlich der Mensch, die Natur und die Erde zum Opfer fällt? Welche wahre Motivation treibt diese Menschen an?
Es scheint entweder noch nicht verstanden, vielleicht vergessen worden zu sein oder möglicherweise im Rahmen der zunehmenden Effizienz und den globalen genormten Arbeitsabläufen nur noch von geringer Bedeutung zu sein. Unsere Wissenschafts-, Technik- und Fortschrittsgläubigkeit, welche der Motor unserer Wirtschaft ist, könnte uns unsere Menschlichkeit und unser Leben kosten. Auch ermöglicht die zunehmende Digitalisierung neue Machtverhältnisse. Vollkommen neue Möglichkeiten der Kontrolle und Macht sind gegeben und alles nur um uns ein scheinbar sicheres Leben zu ermöglichen. Nicht nur eine Entfremdung des Menschen von sich selbst findet statt, sondern auch vom Leben und der Natur. Ablenkungsstrategien werden entwickelt, sowie Erschöpfungssymptome, neben Ängsten und anderen negativen Auswirkungen werden zu einem gängigen Phänomen.
Unbewusst und auch zunehmend bewusst scheint dies den Einzelnen immer mehr zu beschäftigen und Gegenbewegungen entstehen. Doch diverse Angstszenarien ermöglichen einen weiteren Ausbau des negativen Trends. Und doch wird alles, was einen Anfang hat, irgendwann auch ein Ende haben. Durch unvorhergesehene Ereignisse, welcher Art auch immer, kann alles plötzlich ganz anders sein. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit und Kontrolle und ein Rest an Nicht-Verstehen wird immer bestehen bleiben.
„Will ich ein Mensch sein oder eine optimierte Funktionseinheit?“
Jeder Einzelne kann sich nur selbst die Frage beantworten, entsprechend entscheiden und handeln. In diesem schnellen Wandel entscheidet unser eigenes Verhalten nicht nur über unser Leben, sondern auch über das Schicksal zukünftiger Generationen und das der Erde. Wie wirksam sind wir in unserer Fähigkeit, Beständiges und Nachhaltiges zu gestalten und zu erschaffen? Wo bleibt der Mensch in seiner Gesamtheit und Menschlichkeit? Werden wir zu Kopien und verlieren unsere Originalität?
Was wäre, wenn wir uns auch in diesem Bereich dem Miteinander und Füreinander zuwenden und uns von Konkurrenzgedanken, ewigen Wachstum und Gier abwenden?
Arbeiten Sie oder sind sie beschäftigt?
Was bedeutet Fülle für Sie? Sehen Sie es eher materialistisch oder anders?
Was wäre, wenn die Wirtschaft aufhört für ihren Profit die endlichen Ressourcen der Erde zu verbrauchen und stattdessen echte Lösungen zum Wohle aller kreiert?
Was sagen Sie dazu: Zentralisierung schafft Monokultur, während Dezentralisierung Vielfalt schafft, indem den Ort-Zeit-Mensch Konstellationen Rechnung getragen wird und das Gesamtsystem dadurch resilienter wird.
Wir haben immer eine Wahl und die Möglichkeit neu zu entscheiden. Wie würden Sie entscheiden, wenn Sie keine Angst vor irgendwelchen Konsequenzen haben müssten? Möchten Sie in Ihrer Eigenverantwortlichkeit und Freiheit leben oder lieber als genormter Mensch?
Autor: Dr. rer. nat. Marlies Koel
Thema: Welchen Wert hat der Mensch in einer Gesellschaft, die auf Angst basierten Gedanken beruht?
Webseite: https://www.awareness-adventure.com
Naturheilpraxis: https://www.marlies-koel.de
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