Unterforderung – wenn Langeweile am Arbeitsplatz krank macht

Wer kennt ihn nicht, den großen Begriff Burnout. Burnout ist seit Jahren die neue Trendkrankheit am Arbeitsmarkt.

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Ausgebrannt, überfordert, erschöpft, innerlich leer. Oft kombiniert mit einer Depression. Aber wie sieht es mit Burnouts kleiner Schwester Boreout aus? Boreout ist noch nicht in aller Munde und weniger bekannt, jedoch symptomatisch dem Burnout sehr ähnlich.

Was Burnout durch Überforderung an Krankheitssymptomen auslöst, schafft Boreout mit Unterforderung. Ja, richtig gehört. Durch Unterforderung, gepaart mit Langeweile, Sinnlosigkeit und Unmotiviertheit. Die tägliche Routine, stets unter der eigenen Leistungs- und Potentialfähigkeit bleiben zu müssen. Keine Ideen einbringen dürfen. Dienst nach Vorschrift, stupide Aufgaben. Wenig Anerkennung. Eine Nummer sein. Mitarbeiter 128. Innerlich bereits gekündigt, aber nicht fähig, etwas daran zu ändern. 

Was kann man tun um dieser Unterforderung entgegenzuwirken?

Hier sind beide Seiten der Medaille gefragt. Die Unternehmen und die Mitarbeiter ebenso. Es ist einfach, die Verantwortung von einer Seite auf die andere zu schieben. Viele Unternehmen klagen über Krankheitstage, Fehlerquellen, unselbstständiges Arbeiten, gehen aber nicht auf die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter ein. Mitarbeiter wollen Sinn und Bedeutung erfahren, geschätzt werden, Lob erhalten, sich in einem guten Betriebsklima bewegen. Gesehen werden. Sehr oft wird genau das von den Unternehmen vernachlässigt.

Stellenausschreibungen erfolgen nach ausjustiertem Arbeitsfeld anstatt nach Mitarbeitern mit Talenten und Fähigkeiten Ausschau zu halten, die sich in kürzester Zeit zu Top-Experten entwickeln würden. Potentiale und Fertigkeiten liegen brach, werden nicht genutzt. Es wird delegiert anstatt mit Herz und Verstand geführt. Probleme werden durch externe Fachfirmen versucht teuer zu lösen, anstatt die eigenen Mitarbeiter zu befragen, die tagtäglich mit der Materie befasst sind.  Es ist erwiesen, dass die besten Ideen aus den eignen Mitarbeiterreihen stammen. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?

Hier liegt sehr viel Handlungsbedarf auf der Unternehmerseite. Glückliche Mitarbeiter heißt weniger Krankheitstage, mehr Ertrag und Gewinn, entspanntes Miteinander, Leistungsfähigkeit, Motivation.

An den richtigen Stellschrauben gedreht mit Aufdeckung von blinden Flecken, festgefahrenen Mustern und Tunnelblicken könnte das für viele Unternehmen eine ganz neue und vor allem gesunde Richtung bedeuten.  Sie wirtschaftlich, persönlich wie personell nach vorne katapultieren. Ein Investment in die Mitarbeiterführung und -struktur, das Früchte trägt und nicht sinn- und ergebnislos versickert. Eine Win-Win-Situation auf ganzer Linie.

Aber auch die Mitarbeiterseite darf Verantwortung übernehmen. Es steht jedem zu jeder Zeit frei, das Gespräch mit der Chefetage zu suchen um Lösungen zu finden. Mitarbeiter können und dürfen ehrlich ihre Sichtweisen darlegen, ohne Angst vor der Kündigung haben zu müssen. Wir bewegen uns wirtschaftlich in den Arbeitnehmerjahren, was klar heißt, dass es deutlich mehr offene Stellen als Mitarbeiter gibt. Unternehmen sind bestrebt, ihre Mitarbeiter zu halten, nicht sie zu verlieren. Und wenn an dieser Stelle kein Gehör gefunden wird, hat jeder die Möglichkeit in die Selbstverantwortung zu gehen, sich nach einer neuen Stelle umzusehen mit mehr Übereinstimmung der eigenen Wünsche und Fertigkeiten. Ein anderes Unternehmen wartet wahrscheinlich schon voller Dankbarkeit genau auf diesen Mitarbeiter. Lieber wechseln statt still zu leiden.

Was macht es nun Boreout-Menschen so schwer ins eigene Handeln zu gehen? Ähnlich wie beim Burnout kann bereits eine Depression vorliegen. Symptome des Geschwächtseins, der Sinn- und Bedeutungslosigkeit, schlechter Schlaf  etc. können eine große innere Hemmschwelle darstellen.

Symptome bei Unterforderung und Boreout

Neben Depressionen gesellen sich häufig psychosomatische körperliche Beschwerden dazu, wie Magen- und Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Herzrasen, Schweißausbrüche, Tinnitus, Antriebslosigkeit, innere Unruhe, Konzentrationsstörungen. Eine Veränderung ist für Betroffene folglich mit Angst und Kraftaufwand verbunden. Scheuen eines möglichen Konflikts. Wenig Selbstbewusstsein und Selbstwert runden das Bild des Boreout-Patienten „Ausgebranntsein durch Langeweile“ gerne ab.

Weitere Gründe mögen auch das gewohnte Umfeld sein, guter Verdienst, die bereits erworbenen Rentenansprüche (gerade im Beamtentum), familiäre Erwartungen und Verpflichtungen und Bequemlichkeit.

Damit Boreout-Betroffene aus der Negativspirale herauskommen, braucht es oft professionelle Unterstützung. Ärzte, Psychologen, Psychotherapeuten, Heilpraktiker und spezialisierte Coaches haben sich der Thematik die letzten Jahre verstärkt angenommen und Therapien entwickelt. Boreout kann auch eine Chance sein, das Leben neu auszurichten. Sich klar zu werden, was man selbst wirklich will. Welchen Weg man gehen und welche Potentiale und Ideale man leben möchte. Authentisch sein dürfen, nicht den anderen gegenüber sondern in erster Linie sich selbst gegenüber. Die Selbstliebe zu fördern und den Selbstwert zu erhöhen. Sich der eigenen Persönlichkeit, Wünsche und Bedürfnisse zuzuwenden und diese zu leben und zu lieben. Den Mut sich zu zeigen und richtig und angstfrei zu kommunizieren. Weil es nur dieses eine Leben gibt, um sich in die volle Größe und Selbstentfaltung zu begeben. Beruflich und persönlich.

Autor: Diana Heigl
Thema: Unterforderung – wenn Langeweile am Arbeitsplatz krank macht
Webseite: https://praxisintuitiv.de

Autorenprofil Diana Heigl:

Diana Heigl ist Startup- & Businesscoach und Therapeutin mit Schwerpunkt Psychotherapie. Sie arbeitet seit 12 Jahren intensiv mit Mittelstandsunternehmen bis 250 Mitarbeitern und auf Anfrage mit Einzelpersonen.
Facebook: https://www.facebook.com/PraxisIntuitiv/

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