Die Schilddrüse – das unterschätzte Organ
Ist es möglich, dass für Ihre körperlichen Beschwerden und Ihr seelisches Gleichgewicht ein kleines Organ verantwortlich ist?
Sie sind von einigen Ärzten bereits gründlich untersucht, Ihre Blutwerte sind normal, auch die Schilddrüsenwerte sind im Referenzbereich. Trotzdem fühlen Sie sich schlecht, sind müde, lustlos, erschöpft, leiden unter Verstopfung, Haarausfall, können Ihr Gewicht nicht reduzieren oder Sie sind unruhig, schnell reizbar, haben Schlafstörungen?
Funktion der Schilddrüse
Die Schilddrüse (Glandula thyreoidea), ein schmetterlingsförmiges Organ von ca. 20g, hat ihren Sitz im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfes. Dieses winzige Organ hat als endokrine Drüse einen gerne unterschätzten Einfluss auf sehr viele Funktionsbereiche des Körpers.
Sie reguliert über ihre Hormonproduktion mit Hilfe von Jod Vorgänge im Körper wie unser Herz-Kreislauf-System, den Blutdruck, den Herzschlag, die Darm- und Nierentätigkeit, die Muskulatur, das Nervensystem und Stoffwechselvorgänge. Liegt eine Dysbalance des Hormonsystems der Schilddrüse vor, ist das Gleichgewicht weiterer endokriner Drüsen betroffen – auch die der Geschlechtshormone Östradiol, Östriol, Progesteron, Testosteron, Cortisol, DHEA.
Unsere Ernährung, die Funktion von Leber, Galle und Darm, der Bauchspeicheldrüse, der Nebennieren und der Hypophyse wirken auf die Schilddrüsenhormone.
Störungen der Schilddrüse
Selten lassen sich die Symptome einer Schilddrüsenstörung eindeutigen Krankheitsbildern zuordnen, die Laborparameter sind unauffällig – einzig der Patient fühlt sich nicht wohl. Die Beschwerden beginnen schleichend, sind wenig ausgeprägt. Körper und Psyche werden aus der Bahn geworfen. Der Beginn der Erkrankung kann sich in Gefühlsschwankungen, Unruhe, Antriebslosigkeit, Gewichtsproblemen, Ängsten, dem Gefühl „mit mir stimmt etwas nicht“ äußern.
Gerade in Phasen der Hormonumstellung wie der Pubertät, nach einer Schwangerschaft oder Fehlgeburt, vor und in den Wechseljahren und im Alter häufen sich Beschwerden.
Bei AD(H)S, bei deutlicher Gewichtszunahme, verlangsamtem Körperwachstum, verlangsamtem Denken und Bewegen im Kindes- und Jugendlichenalter sollte die Schilddrüse überprüft werden.
Die Anthroposophischen Medizin versteht die Schilddrüse als eigenen seelischen Ausdruck eines jeden Menschen.
Probleme mit der Schilddrüse stellen möglicherweise psychische Hintergründe dar: was kann ich nicht äußern? Wo kann ich mich nicht frei und schöpferisch ausdrücken? Wo nehme ich mich zurück? Habe ich Angst vor meiner Lebensaufgabe?
Schilddrüsenerkrankungen
Alles läuft verlangsamt
Die am meisten vorkommende Form der Schilddrüsenstörung stellt die Hypothyreose, die Unterfunktion des Organes, dar. Die Schilddrüse bildet wenig bis gar keine Hormone mit typischen Symptomen wie kalte Hände, kalte Füße, Darmstörungen, Haarausfall, brüchige Haare und Nägel, trockene rissige Haut, prämenstruelle Symptome, Zyklusstörungen, Zysten, Unfruchtbarkeit, sexuelle Unlust, chronische Erschöpfung, Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, erhöhter Schlafbedarf, Müdigkeit, Gewichtszunahme, Gelenk- und Muskelschmerzen, reduzierte Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen Räuspern.
Langfristig drohen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infarktrisiko.
Alles läuft langsam und unruhig
Die häufigste Ursache einer Hypothyreose ist die chronisch-entzündliche Hashimoto-Thyreoiditis. Diese – vorwiegend Frauen betreffende - Autoimmunerkrankung beginnt langsam und zerstört nach und nach das Schilddrüsengewebe.
Erkannt wird diese Erkrankung meist erst, wenn außer möglichen Hypothyreose-Beschwerden deutliche Symptome auftreten wie Ängste und Panikattacken, Depression, Nervosität, emotionaler Stress, erhöhter Ruhepuls, innerliches Zittern, Herzrasen, Schlafstörungen, Nachtschweiß, erschwerte Gewichtszunahme.
Alles läuft mit Vollgas
Die Überfunktion der Schilddrüse, die Hyperthyreose, entsteht durch dauerhafte und rasche Verbrennung der aufgenommenen Kalorien.
Typisch sind bei Aufregung hektische Flecken am Hals, warme, feuchte Hände, erhöhter Herzschlag, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Haarausfall, Schweißausbrüche, Zyklusstörungen, Wechseljahresbeschwerden, Durchfälle, Krämpfe, Gewichtsverlust.
Äußerlich wirken die Patienten ausgeglichen, fühlen innere Unruhe und Erregung, Ungeduld und Reizbarkeit, seelische Anspannung, nervöse Störungen. Die Psyche kann entgleisen durch nervliche Überlastung, Schlafmangel, fehlende work-life-balance, Sorgen, Schock, Mobbing, Partnerschaftsprobleme, Trauer bis hin zu Ängsten, Panik.
Die Folge einer Überfunktion können Herzprobleme, heiße Knoten, die Entwicklung eines Morbus Basedow oder Osteoporose sein.
Bei älteren Menschen stellt sich eine Hyperthyreose meist anders dar als bei jüngeren. Die Organe liefen zu lange auf Hochtouren, sind nun erschöpft. Selten zeigen sich Bluthochdruck und erhöhter Puls sondern eher eine Herzschwäche, Beinödeme, Schmerzen in der Brust, Antriebsarmut, Verwirrung, schnelle Ermüdung, Depression.
Die Hypo- wie auch die Hyperthyreose wird bei älteren Patienten häufig als Depression oder senile Demenz verkannt.
Alles steht unter Druck
Struma oder Kropfbildung ist bei Hypo- und Hyperthyreose zu finden. Typische Symptome sind Schluckbeschwerden, Gefühl eines Kloßes im Hals, der Patient verträgt nichts Enges am Hals.
Bei heißen und kalten Knoten bildet sich überschüssiges Drüsengewebe in der Schilddrüse. Bei heißen Knoten werden übermäßig Hormone produziert und ausgeschüttet. Dies kann zur Überfunktion führen.
In kalten Knoten kann wenig Jod gespeichert werden, findet keine Hormonproduktion mehr statt.
Bei der seltenen Autoimmunerkrankung Morbus Basedow richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper. Das Hauptmerkmal sind auffallend nach vorne stehende Augäpfel, Schwellungen und Druck im Augen- und Stirnbereich, große Unruhe und Zittern.
Ursachen einer Schilddrüsenstörung
Auslöser können starke, psychische Belastungen, Traumata oder Krisen sein - Mobbing, Trauer, Verlust des Arbeitsplatzes, Trennung vom Partner, Ängste, Schock.
Hypothyreose kann verursacht werden durch eine zu hohe Gabe an Schilddrüsenmedikamenten bei Hyperthyreose, durch eine gestörte Leber- und Darmfunktion, Progesteronmangel und Östrogendominanz.
Das Vorliegen einer Schilddrüsen- oder Eierstockentzündung, einem Adenom des Schilddrüsengewebes oder einer Störungen zwischen Hypophyse und Schilddrüse begründet in einigen Fällen eine Hyperthyreose.
Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis liegt eine immunologische Fehlsteuerung vor.
Unser endokrines System reagiert sehr sensibel auf Umwelteinflüsse mit schädlichen hormonwirksamen Substanzen. Arzneimittel, Verpackungsmaterialien, Kosmetikartikel, Kunststoffartikel uvm. enthalten solche endokrinen Disruptoren, sogenannte Xeno-Hormone wie Parabene, Phenole, Phthalate, Bisphenol A, Insektizide, Pestizide. Die Disposition mit Schadstoffen wie Quecksilber, Cadmium, Blei etc. kann Hormonfehlfunktionen fördern. Über die Haut aufgenommen, eingeatmet, geschluckt gelangen diese ins Blut.
In der Pubertät, in der Prämenopause und in den Wechseljahren verändern sich Geschlechtshormone und Schilddrüsenhormone stark. Störungen der Schilddrüsenhormone können die Geschlechtshormone antreiben oder ausbremsen und umgekehrt.
Bei Erkrankungen wie Endometriose, Zysten, bei Fruchtbarkeitsstörungen von Frau und Mann, Zyklus- und Menstruationsbeschwerden, bei Fehlgeburt sollten Geschlechtshormonen und die Schilddrüse untersucht werden.
Eine Fehlstellung oder Blockade des 7. Halswirbels kann eine Schilddrüsenstörung ausprägen.
Selbstverständlich können depressive Stimmungen, Gewichtszunahme oder Müdigkeit auch andere Ursachen haben als eine Schilddrüsenfunktionsstörung.
Diagnose
Der Tastbefund der Schilddrüse, eine Anamnese und ein Bluttest lassen eine erste Diagnose zu. Bei Auffälligkeiten und bei Knoten sollte eine Ultraschalluntersuchung und Palpation stattfinden.
Die wichtigsten Laborwerte in der Schilddrüsen-Diagnostik sind TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon), fT3 (Trijodthyronin) und fT4 (Tetrajodthyronin), das Speicherhormon. Wie die Werte sich untereinander verhalten und welche Symptome der Patient aufweist sind maßgebend.
Eine alleinige Betrachtung des TSH-Wertes ist nicht ausreichend.
Die Szintigrafie zeigt als bildgebende Diagnostik unter Gabe eines radioaktiven Jodmittels die Schilddrüse und ev. vorhandene Knoten.
Bei Verdacht auf ein autoimmunologisches Geschehen sollten die Laborparameter TRAK-AK, TPO-AK, Tg-AK bestimmt werden und Selen.
Therapiemöglichkeiten
Nach Abklärung möglicher organischer Ursachen kann alleinig oder begleitend zur Schulmedizin eine ganzheitlich ausgerichtete naturheilkundliche Behandlung mit ausgiebiger Anamnese und Gesprächen zum Erfolg führen.
Die Therapie im naturheilkundlichen Bereich erfolgt sehr individuell und erstreckt sich über komplementärmedizinische Maßnahmen, eine gezielte Hormonbalance, körperliche Anwendungen, psychotherapeutische Hilfen, Stressmanagement, Meditation, Ernährungsberatung.
Die psychische Befindlichkeit spielt bei der Betrachtung der Schilddrüsenerkrankung eine oft wenig beachtete und nicht ernst genommene Rolle. Ein erlebtes Trauma kann die Schilddrüsentätigkeit ebenso beeinflussen wie zu viel Stress, Anspannung, Ängste – bei Kindern wie bei Erwachsenen. Dauerstress lässt die Schilddrüse regelrecht ausbrennen!
Autor: Sabine Lilith Kroll – eh. Frieß
Thema: Wie macht sich ein Schilddrüsenproblem bemerkbar?
Webseite: http://www.soul2harmony.de