Viele kennen das Problem. Man lernt für die Matheklausur, die Führerscheinprüfung oder auch das Abitur und man schafft es einfach nicht, den ersten Schritt zu machen um überhaupt zum Schreibtisch zu gehen.
Für Schüler ist der Weg vom Bett zum Schreibtischstuhl eine unendlich große Wegstrecke. Für die Hausfrau mit ihren drei Kindern, die endlich mal Italienisch lernen wollte, ist es eine unbändige Hürde, sich einen Zeitraum im Alltag dafür einzuplanen. Der Geselle der die Meisterprüfung anstrebt, ist nach seiner Arbeit so müde, dass er der Verlockung des Sofas nicht widerstehen kann. Häufig scheitern dann wundervolle Projekte, gute Zeugnisse oder auch berufliche Abschlüsse daran, dass Selbstdisziplin, Antrieb und Durchhaltevermögen fehlen.
Was kann man also tun?
Ja, es gibt eine Rettung. Dazu hilft es in die Schatzkiste der psychologischen Tricks zu greifen. Das Schöne daran ist, je häufiger man selber in die Schatzkiste greift, um so nachhaltiger lässt sich die eigene Motivation steigern und schlechte Gewohnheiten werden gemindert, bzw. in positive umgewandelt.
Erstens ist die Definition des eigene Zieles wichtig. Ist es die Erlangung des Abiturs mit einem Durchschnitt von 2,0 oder ist es eine berufliche Weiterbildung? Was verbinde ich mit dem Ziel? Möchte ich Medizin studieren oder mit meiner Weiterbildung eine höhere Position und vielleicht sogar mehr Gehalt erreichen? Anschließend werden kleine Teilziele mit sich vereinbart oder niedergeschrieben. Das heißt, pro Monat möchte ich eine Lektion meiner gewünschten Weiterbildung absolvieren. Setze ich mir ein zu großes Ziel, wie beispielsweise pro Monat zwei Lektionen durchzuackern, kann das Nichterreichen mehr wie demotivierend sein. Für sich ein großes Ziel zu setzen, gehört zu den häufigsten Fehlern, die gemacht werden.
Zweitens ist das Visualisieren des Zieles hilfreich. Die Vorstellung stolz mit dem Abitur in der Hand die Schule zu verlassen oder im Hörsaal der medizinischen Universität zu sitzen, macht das Lernen leichter. Wie fühle ich mich dabei? Wo befinde ich mich? Wer ist in meiner Nähe? Wie sind die Reaktionen? Das sind Fragen, die bei der Visualisierung helfen können. Eine weitere Möglichkeit ist das Skizzieren des Zieles. Hier reicht eine Pinnwand oder sogar auch ein Notizbuch aus. Eine Bleistiftzeichnung des Zieles, vielleicht auch bunte Bilder die aufgeklebt werden lassen das Ziel gleich greifbarer erscheinen.
Wichtig ist ebenfalls eine ungeliebte Aufgabe sofort zu erledigen und nicht zu verschieben, Wird sie einmal verschoben, hat man vielleicht noch ein schlechtes Gewissen, welches bei einem nachfolgenden Verschieben schon reduziert ist. Bis zum Aufgeben ist es hier nicht mehr weit. Das Sprichwort „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ ist dabei sehr passend.
Sehr hilfreich können zudem Menschen sein, die in einer ähnlichen Situation sind. Darum ist es sehr gut, sich mit ihnen zu umgeben. Gemeinsam lässt sich vieles leichter tragen oder erreichen. Umgebe ich mich allerdings mit Menschen, die meine Ziele in Frage stellen oder mich auch versuchen abzulenken, wirkt dieses auf Dauer schädlich für die Selbstmotivation.
Was die Motivation des Lernens ebenfalls erhöht, ist das Belohnen. Nach jedem einzelnen Teilziel, kann eine Belohnung festgelegt werden. Diese muss nicht groß sein. Es reicht sich eine Tasse Tee oder einen Mini-Keks zu gönnen, sobald die Aufgabe erledigt ist. Das Schöne daran ist, dass unser Gehirn sich dieses merkt und das „Lernen“ bald nicht mehr schrecklich findet.
Das Festlegen einer Lernzeit ist eine weitere sinnvolle Methode. Häufig setzt man sich zum Lernen einfach hin, wenn gerade eine Lücke im Tagesablauf ist. Besser ist es, eine klare Anfangs- und Endzeit für das Lernen zu festzulegen und im eigenen Kalender oder im Smartphone festzuhalten. Noch besser ist es, wenn die Lernzeit mit dem entsprechenden Teilziel verknüpft wird.
Beispielsweise setzt man sich die Lernzeit von 9.00 bis 9.15 Uhr um die Aufgabe 1 a zu erledigen. Von 9.15 Uhr bis 9.30 Uhr folgt anschließend die Aufgabe 1b. Das Festlegen von Pausen ist dabei nicht unwesentlich. Kurze Pausen in denen etwas Wasser getrunken oder leichte Kost zu sich genommen werden, wirken Wunder. Ein kleiner Aufenthalt an der frischen Luft ist ein echter Motivationskick. Für andere dagegen ist der Powernap zur Mittagszeit belebend und erhöht die Leistungsfähigkeit. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass das Nickerchen eine halbe Stunde nicht überschreitet.
Große Aufmerksamkeit sollte man dem Lernort widmen. Es ist verständlich, dass Teenager gern im Bett lernen oder nur mal schnell noch einen Text im Lehrbuch lesen. Hilfreich ist es jedenfalls nicht. Hier ist der Reiz der Ablenkung sehr hoch. Mal schnell auf das Smartphone sehen oder mal schnell noch ein Getränk holen oder mal schnell noch dieses oder jenes. Besser ist es, sich einen gut strukturierten und vor allem ruhigen Arbeitsplatz zu schaffen. Dabei sollte auf gute Lichtverhältnisse geachtet werden. Bei schummerigen Licht werden die Augen schnell übermüdet. Versuche ich inmitten von mich umgebenden Gesprächen oder Geräuschen zu lernen, ist der Reiz der Ablenkung sehr hoch.
Nichtsdestotrotz ist es hilfreich Wert auf sein Erscheinungsbild zu legen. Mal angenommen, man versucht im Pyjama einen Lerninhalt zu absolvieren, fällt dieses einem mit Sicherheit schwieriger als im angekleideten Zustand. Wir kombinieren im Unterbewusstsein Pyjama mit Gemütlichkeit, hoher Entspannung und nicht zuletzt Schlaf. Wie soll hier genügend Aktivität aufkommen? Besser ist es, sich ordentlich zu kleiden, so als ob wir uns gerade unter anderen Lernenden befinden. Zudem ist das Lernen einfacher wenn man ausgeruht ist und sich fit fühlt. Wer nach einer Partynacht versucht, sich verkatert an den Schreibtisch zu setzen, wird schneller aufgeben und weniger vorankommen, als wenn man ausgeschlafen ist.
Ganz grundlegend wäre es sinnvoll sich mit den vier Lerntypen auseinanderzusetzen. Wer weiß, wie er am besten lernt, wird schneller Fortschritte erwerben. Während der visuelle Lerntyp sich durch Filme, Bilder und Grafiken beispielsweise gut Wissen aneignen kann, zieht der auditive Lerntyp Lehrmaterialien zum Hören vor. Viele Schauspieler sprechen ihren Text gern auf eine CD und hören diese bei jeder Gelegenheit ab. Irgendwann hat sich der Text verfestigt. Wer ein motorischer Lerntyp ist, der lernt hauptsächlich gut durch das Selbsttun. Er versteht am besten, wenn er selber versucht die Aufgaben zu lösen. Zudem gibt es noch den kommunikativen Lerntyp, der sich sein Wissen gern aus Gesprächen mit anderen aneignet. Diskussionen, Nachfragen, Erklärungen zum Thema bereichern sein Wissen. Wer zu dieser Gruppe gehört, sollte sich Lerngruppen anschließen.
Für die Steigerung der Konzentrationsfähigkeit gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Neben ausreichenden Schlaf, Flüssigkeit, Ernährung und Bewegung, ist die Meditation ein tolles Instrument. Für Anfänger gibt es mehrere kostenlose App`s, die einen wunderbaren Einstieg in diese Technik bieten. Den gleichen Effekt bietet eine einfache Konzentrationsübung, in der der eigene Blick auf einen frei gewählten Punkt so lange wie möglich fokussiert wird. Das kann ein Buch im Bücherregal sein, der Kugelschreiber im Stifthalter, wie auch der blühende Baum vor dem Fenster.
Bei allen guten Tipps, manchmal bleibt das Gelernte einfach nicht im Gedächtnis. Die Matheformel löst sich immer wieder vor dem geistigen Auge auf, die Vokabeln werden immer wieder vertauscht oder die Jahreszahlen werden immer wieder verwechselt. Aufgeben ist allerdings keine Alternative. Jeder hat schon einmal die Erfahrung in seinem Leben gemacht, dass bei immer wiederkehrender Wiederholung, sich dann doch irgendwann der hartnäckige Lerninhalt verfestigt. Dazu braucht es eine kleine Portion Geduld und immer wieder der Blick auf das letztendlich große Ziel.
Manchmal will das Gelernte einfach nicht im Gedächtnis bleiben. Die Matheformel löst sich immer wieder vor dem geistigen Auge auf, die Vokabeln werden immer wieder vertauscht oder die Jahreszahlen werden immer wieder verwechselt.
Hier sollte man daran denken, dass häufige Wiederholungen helfen, das Gelernte ins Langzeitgedächtnis zu befördern und das Wissen nicht nur kurzfristig abrufbar ist. Auch im Sport braucht es vielfaches Wiederholen einer Bewegung, bis sie nahezu automatisch funktioniert. Dazu braucht es sicher auch ein wenig Geduld, vor allem aber die positive Grundstimmung beim Lernen, das große Ziel immer vor Augen.
Autor: Antje Bayer, Coaching und Psych. Beratung
Thema: Wie motiviere ich mich zum lernen?!
Webseite: https://www.praxis-mentalis.de