„Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.“ - (Werner von Siemens)
Kennen Sie das auch? Obwohl die Sachlage an und für sich einleuchtend ist, können sich zwei oder mehrere Personen einfach nicht einigen und sehr schnell eskaliert der entstandene Konflikt.
Das Wort „Konflikt“ stammt ursprünglich aus dem Lateinischen „conflictus“, der Zusammenstoß. Zusammenstoß kann sowohl Kollision als auch Auseinandersetzung bedeuten, sinnverwandt Aufeinanderprallen - z. B. aufeinanderprallen verschiedener Auffassungen, Interessen, Meinungen. Die Begegnung unterschiedlicher Ansichten kann die Geburtsstunde eines Konfliktes sein.
Heute setzen wir „Konflikt“ mit „Streit“ gleich. Ein Streit muss aber nicht zwingend feindselig und destruktiv sein; Nein, er kann sich durchaus als hilfreich und konstruktiv erweisen. Deshalb sollten wir Konflikte als Chance bzw. als Ausgangspunkt für Veränderung sehen. Welche Möglichkeiten bestehen also, um nicht nur sein eigenes Konfliktrisiko zu vermindern sondern auch sich seinen Konflikten stellen zu können? Wir wollen uns nachfolgend mit den bedeutungsvollsten befassen.
Die Kommunikation
„Man kann nicht nicht kommunizieren!“ ( Paul Watzlawick)
Viele Missverständnisse beruhen darauf, dass Menschen ihre Wahrnehmung interpretieren, bewerten und in der Kommunikation als Wahrheiten ausdrücken. Jeder ist bemüht den anderen von der Richtigkeit des eigenen Standpunktes zu überzeugen.
Was genau sollte man wissen und praktizieren, um einen respektvollen Austausch zu gestalten? Welche „Werkzeuge“ bilden die Basis einer gelungenen Kommunikation?
- Zuhören, statt sofort reagieren, sich ganz auf das Gesagte des Gesprächspartners konzentrieren.
Zuhören ist der Schlüssel für wirkliches Verstehen der gesendeten Botschaft und somit geeignet, Missverständnisse und darauf folgende Konflikte vorzubeugen. Zuhören bedeutet nicht gleichzeitig zustimmen.
- Ausreden lassen, statt unterbrechen.
- „Ich-Botschaften“ formulieren, statt „Du-/Sie-Botschaften“.
Seine Botschaften in Ich-Form mitzuteilen sorgt dafür, dass das Gespräch persönlicher wird und der Konflikt deeskaliert.
- Körperhaltung und Blickkontakt stellen einen zentralen Bestandteil der nonverbalen Kommunikation dar. Sich zugewandt und anschauend im Gespräch verhalten fördert jeden Austausch.
Die innere Haltung
„Streitende sollten wissen, dass nie einer ganz recht hat und der andere ganz unrecht.“ (Kurt Tucholsky)
Konfliktsituationen sind herausfordernd und werden von den meisten Menschen als mental und emotional belastend empfunden.
Welche Worte wir wählen und wie wir kommunizieren hängt von unserer inneren Haltung zum Gegenüber und zur Gesprächssituation ab. Wie misslingt bzw. gelingt ein Streitgespräch? Welche Haltung blockiert und welche unterstützt den Gesprächsverlauf?
- Abwehrende Haltung: „…..ja, aber…..“
Wer kennt das nicht? Wer diese Aussage tätigt, versucht bereits Gegenargumente zu finden, um recht zu behalten und seinem Gesprächspartner zu erklären, was dieser falsch macht. Ein Widerstand baut sich beim Gegenüber auf, die Stimmung wirkt zunehmend gedrückt oder angespannt, die Situation eskaliert: Ein Gewinner-Verlierer-Spiel mit bitterem Nachgeschmack nimmt seinen Lauf.
- Kooperative Haltung:
Wer seinem Gesprächspartner wirklich zuhört, um ihn damit besser zu verstehen, kann dabei in sich gehen und seine Vermutungen überprüfen, um sich anschließend mitzuteilen, Irrtümer aus dem Weg zu räumen und selbst besser verstanden zu werden. Diese Haltung dient nicht nur der Lösungsfindung, sondern sorgt auch für Entlastung beim Gegenüber: Alle Beteiligte gewinnen.
Die Ausweichstrategien
„Eine Gewohnheit kann man nicht einfach zum Fenster hinaus werfen. Man muss sie Stufe für Stufe die Treppe hinunter locken.“ (Mark Twain)
Konflikt-Ausweichstrategien, die so oft die produktive Klärung von Streitsituationen erschweren, wurden meist früh im Leben erworben und das angewohnte zumeist unbewusste Verhaltensmuster dient als „Überlebensstrategie“.
Schauen wir uns nachfolgend die gängigsten wiederkehrenden Grundmuster an:
- Verharmlosung: Nicht wahrhaben wollen
Alles wird im Gespräch modifiziert, interpretiert, bagatellisiert, relativiert. Gefühle - auch die eigenen - zählen nicht und werden erfolgreich ignoriert.
- Flucht: Verleugnen
Das Thema wird gewechselt oder der Betroffene beschäftigt sich mit etwas anderem oder geht einfach. Dieser Ausdruck im Gespräch darf als „sich zurückziehen“ oder Ablenkung verstanden werden.
- Angriff: Anklagen
Der Gesprächspartner wird weder wahrgenommen noch kommt er selbst zu Wort; er wird beschuldigt und eingeschüchtert. Eine typische Aussage lautet: „Du bist schuld und musst Dich ändern!“
- Unterwerfung: Nachgeben
Eigene Bedürfnisse und Interessen werden verleugnet, um „des lieben Friedens willen“. Es allen recht machen und gefallen wollen überwiegen deutlich.
Fazit
Die persönliche Entwicklung wird außerdem von Grundeinstellungen und Glaubenssätzen geprägt, die einen starken Einfluss auf Konflikte ausüben können.
Ich stelle wiederholt fest, dass Konflikte häufig entstehen oder eskalieren, wenn Menschen gegen unsere Grundeinstellungen verstoßen. Dahinter verbergen sich in der Regel Eigenschaften, die wir beim anderen wahrnehmen und die wir bei uns ablehnen oder uns selbst nicht erlauben zu leben.
Die Arbeit an den eigenen Glaubenssätzen führt zu einer Erweiterung des persönlichen Verhaltensspielraums in Konfliktsituationen.
Konflikte sind Bestanteil unseres Lebens. Wichtig ist es, sich immer wieder bewusst zu machen, was gerade im Moment das Verhalten bestimmt.
„Segen und Fluch“ - die Chance ergreifen, die eigenen inneren Einstellungen und Sichtweisen in krisenhaften Situationen zu reflektieren, um den überflüssigen Konflikten vorzubeugen, die notwendigen anzupacken und die bestehenden zu bewältigen.
Erlauben Sie sich, eingefahrene Wege zu verlassen, es braucht mehr als nur das zu tun und zu denken, was wahrscheinlich ist. Und lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn es einmal wieder nicht wie gewünscht klappt: Sich respektvoll, offen und konstruktiv zusammen auseinandersetzen können ist ein Lernprozess – Fangen Sie gleich an!
„Ich überlege immer, ob mein Handeln ein Teil des Problems oder ein Teil der Lösung ist.“ (Michail Gorbatschow)
Autor: Annick Wolfs, Mediatorin, Heilpraktikerin (Psychotherapie)
Thema: Konflikte - Segen und Fluch - Krisen verstehen und nutzen
Webseite: https://beratungspraxis-awolfs.de