Veränderung – Neue Wege gehen

Vor einigen Tagen erging vom Betreiber dieses Portals an mich die Bitte, einen Artikel zum Thema „Veränderung“ zu schreiben. Da ich im Zweiberuf als Coach arbeite, habe ich die Aufgabe gern übernommen und die Anfrage so interpretiert, dass hier die Frage im Vordergrund stehen soll, wie Menschen in ihrem persönlichen Leben mit Veränderung umgehen und sich selbst verändern.

weggabelung

Ich klammere im Folgenden also das Verändern von Umständen im größeren Kontext bzw. die Arbeit daran aus wie es gemeinnützige Organisationen, Aktionsbündnisse u.Ä. betreiben, die mit sozial- oder umweltpolitischer Zielsetzung arbeiten.

Gemessen an der kaum noch zu überschauenden Anzahl von Ratgebern, Internetseiten, Blogs und Sozialmedien-Foren zum Thema muss der Bedarf der Menschen nach Veränderung weltweit, zumindest in westlich geprägten Gesellschaften, gewaltig sein. Warum ist das so? Ohne in einen sozialpolitischen Diskurs eintreten zu wollen, für den hier nicht der Raum ist, kann man festhalten, dass die globalisierte neoliberale Gesellschaft, trotz scheinbar größter individueller Entscheidungsspielräume des Einzelnen, wenig dazu taugt, Menschen im Laufe ihres Lebens wirklich zu sich selbst kommen zu lassen, sei es privat, im Beruf oder bei der Verfolgung von Zielen, die, wie wir noch sehen werden, allzu oft gar nicht wirklich selbstgewählt sind.

Konsumgesellschaft, Massenkultur, Peer Group Pressure, Arbeits- ja oft genug sogar Freizeitdruck – sie alle tragen dazu bei, dass der moderne Mensch sich selbst fremd wird. Dann sucht er nach Veränderung, und damit sind wir wieder bei Ratgebern aller Art, elektronisch, auf Papier und aus Fleisch und Blut. Viele davon verschweigen den Rat- und Veränderungssuchenden die wichtigste Botschaft: Für Veränderung gibt es kein Patentrezept. Sie vollzieht sich individuell und weder schnell noch auf Knopfdruck.

Die deutsche Sprache, und mit ihr viele andere europäische, unterscheidet zwischen aktivem und passivem Verändern: „Ich verändere (mich)“ und „Ich werde verändert“. Passive Veränderung ist oft die Konsequenz großer schicksalhafter Lebenseinschnitte, auf die wir, lassen wir die im psychoanalytischen Sinne unbewussten Anteile einmal beiseite, zunächst wenig oder gar keinen Einfluss haben: Verlust, Trennung, Krankheit etc. Aktive Veränderung und der Wunsch nach ihr füllt die erwähnten Publikationen: Dünner werden, sportlicher werden, schöner werden, reicher, erfolgreicher, ordentlicher, mutiger, besser werden ...... die Liste ist endlos. Denken Sie sich ein beliebiges Adjektiv im Komparativ, setzen Sie „Ab heute werde ich...“ davor, und fertig ist ein neuer Ratgebertitel.

Unterscheiden wir ab jetzt einmal passive und aktive Veränderung und denken hier vor allem über die letztere nach. Sie kann, wenn sie mit dem „Umprogrammieren“ eingefahrener, als nicht zielführend erkannter Verhaltensweisen einhergeht, auch hilfreich für die Phasen der ersteren sein, die jedes Leben früher oder später mit sich bringt und die ungleich höhere Anforderungen an die Veränderungsfähigkeit des einzelnen stellt. Gelingende Veränderung führt zu persönlichem Wachstum. Wer sich nie verändert, erreicht nicht seine volle Lebensgröße.

In einer Fortbildung lernte ich einmal, persönliche Entscheidungsprozesse nach „wollen“, „sollen“ „müssen“ und „dürfen“ zu kategorisieren. Die Unterschiede werden schnell klar, wenn wir die Ausgangspositionen betrachten: Jemand soll/muss abnehmen, mit dem Rauchen aufhören, weniger trinken. Der Arzt rät dringend dazu, die betreffende Person ist möglicherweise schon krank, die Lebenserwartung sinkt, wenn die Veränderung nicht gelingt. Es ist eine Veränderung, zwar zum Besseren, aber aus fremdem Antrieb, der erst im zweiten Schritt die eigene Einsicht in die Notwendigkeit folgt. Je nachdem wie gut das gelingt, ist die Motivation zur Veränderung und den mit ihr einhergehenden Mühen groß oder weniger groß, kann die Veränderung gelingen oder nicht.

Eine andere Person will im Erwachsenenalter einen Bildungsabschluss nachholen, weil der Wunsch schon lange besteht und jetzt die Bedingungen dafür besser sind als in der Kindheit und Jugend. Das ist eine Veränderung in eigenem Antrieb. Damit einhergehende Opfer und Beschränkungen – Zeitinvestition, finanzieller Aufwand, Prüfungsstress – werden vermutlich viel leichter in Kauf genommen als im ersten Beispiel.

Und wer darf sich verändern? Nun, im Grunde jeder, der dabei ethische und rechtliche Grundlagen wahrt und keinem Mitmenschen aktiv schadet. Das ist Veränderung, begriffen als Privileg persönlicher Freiheit, eine Betrachtungsweise, die die Motivation dazu eigentlich ins Unermessliche steigern müsste. Leider ist das nicht so.

Veränderung braucht Mut, denn sie ist ein Wagnis. Was auch immer wir verändern wollen, sollen oder müssen, wir haben uns bereits mit einem ist-Zustand eingerichtet. Er hat den Vorteil, dass wir ihn kennen. Er mag ein Provisorium sein, aber er ist uns vertraut. Das Unvertraute, Unbekannte birgt Risiken, es kann anstrengend und unbequem sein, es kann uns mit Seiten an uns selbst bekannt machen, die wir lieber nicht sehen möchten. Mit unserer Trägheit zum Beispiel, unserer mangelnden Willensstärke, unserer Angst vor der Veränderung, unserem Zaudern, kurz: mit unseren Schwächen. Es kann uns Erkenntnisse bringen, die wir lange vermieden haben. Vielleicht sind wir nicht so lernschnell oder mutig wie wir glauben und andere glauben gemacht haben. Alles das gehört zu den Risiken von Veränderung. Wir riskieren, dass der Weg zum Ziel keinen Spaß macht. Unlustvermeidung gilt in vielen psychologischen Ansätzen als menschliches Grundbedürfnis.

Häufig riskieren Veränderungswillige noch viel mehr als bloße Unlust: Entfremdung von Freunden und Bezugspersonen durch deren Widerspruch und Neid. Solche Reaktionsmuster entstehen, wenn ein soziales System (Familie, Freundeskreis, Partnerschaft) nicht toleriert, dass ein Systemmitglied seine Rolle im System verändert und dieses dadurch instabil wird. Beispiel: eine Familie aus übergewichtigen Familienmitgliedern wird häufig nicht tolerieren, dass ein Mitglied massiv abnimmt, weil dann das System „wir sind hier alle dick, und das ist in Ordnung so“ brüchig wird. Wird nicht direkt opponiert, können Widerstände aus dem Bezugspersonenkreis getarnt sein als „gutgemeinte“ Fragen („Willst Du Dir das denn wirklich antun?“), als Ratschläge („Das würde ich an Deiner Stelle nicht machen!“) oder als das, was man in Amerika „to rain on someone’s parade“, nennt. „to rain on someone’s parade“, „jemandem die Parade verregnen“, ist das Schlechtreden von etwas, das, ideell oder materiell, dem Gegenüber etwas bedeutet, also in diesem Fall ein Erfolgserlebnis, das für den anderen unmittelbar mit seiner Veränderung oder der Zielsetzung, zu der sie führen soll, zu tun hat („Jetzt, wo Du so viel abgenommen hast, hast Du schon ein paar Falten mehr!" „Dick warst Du gemütlicher!“).

Stärker noch als die äußeren Bremser auf dem Weg zur Veränderung ist der innere: das, was man im Volksmund den „inneren Schweinehund“ nennt. Der innere Schweinehund trickst uns aus, wenn wir seine Tricks nicht erkennen und durchschauen.

Auch Menschen agieren und interagieren systemisch: sie sind Systeme aus unterschiedlichsten Systembestandteilen. Frühkindliche Konditionierung, Erziehung, Glaubensgrundsätze, Überzeugungen, Erfahrungen, soziale Bindungen – das alles gehört zum System eines Menschen. Hat in diesem System ein Problem seinen festen Platz gefunden, mag der Mensch so laut betonen wie er kann, dass er Veränderung anstrebt, sein inneres System wird sich weigern, dies zuzulassen, weil es dadurch instabil werden würde; alle Bemühungen um Veränderung werden daran früher oder später scheitern.

Ein einfaches Beispiel, um dies zu verdeutlichen, sind Menschen, die sich bei Zusammenkünften mit Freunden gern durch lautes Klagen in Szene setzen, sagen wir über ihren Arbeitsplatz. Eine Verbesserung ihrer Situation durch Veränderung, sei es einen Arbeitsplatzwechsel oder einfach eine vertiefte Auseinandersetzung mit den eigenen Anteilen an diesem Problem, würde sie des Themas berauben, mit dem sie die Beachtung finden, die ihnen gut tut.

Hat das „System Mensch“ erst einmal erkannt, dass es durch Veränderung instabil zu werden droht, greift es zu einer Fülle von Mustern, um die Veränderung zu vermeiden, und hier kommt der schon erwähnte „innere Schweinehund“ zum Einsatz.

Er zeigt sich in allen Arten von falschen, aber mit Nachdruck vertretenen Überzeugungen, unter denen ich hier nur die erwähne, die ich selbst als Coach am häufigsten beobachte:

Defätismus und sich selbst erfüllende Prophezeiungen

Defätismus ist die feste Überzeugung, dass etwas nicht gut ausgehen oder erfolgreich sein wird. Sich selbst erfüllende Prophezeiungen sind sein Kommunikationsinstrument. Signalsätze sind: „Das wird ja doch nichts!“, „In meinem Alter klappt das sowieso nicht mehr!“, „Das brauche ich gar nicht erst zu versuchen!“. Menschen, die sich durch Defätismus selbst daran hindern, Veränderung wenigstens zu versuchen, sprechen gern im Futur und drücken die Gewissheit aus, bereits vorher zu wissen, wie eine Sache ausgehen wird: „Er/sie wird wieder ... sagen!“, „Er/sie wird keine Zeit haben!“, „Ich werde wieder ... erleben!“

Selbstbeschwichtigung und Selbstbetrug

„Ich kann jederzeit mit dem Trinken aufhören!“ „Ja, ich rauche. Aber ich treibe Sport!“, „Eine Weiterbildung zu besuchen, lohnt sich für mich gar nicht!“ Der Selbstbetrug gipfelt in dem Satz „Ich will das gar nicht!“, dem oft genug das Gegenteil, nämlich die Sehnsucht nach etwas, zugrunde liegt. Der griechische Dichter Aesop beschrieb schon im sechsten Jahrhundert vor Christus dieses Verhalten in seiner Fabel vom Fuchs und den Trauben. Ein Fuchs erkennt, dass die Trauben, die er gerne essen würde, zu hoch hängen, um sie anstrengungslos zu erreichen, und sagt: „Ich will sie gar nicht. Sie sind mir zu sauer!!“ Die Psychologie nennt dieses Verhalten auch „Rationalisierung“, weil man sich selbst und andere mit Schein-Argumenten davon überzeugt, dass das Erreichen eines Ziels nicht erstrebenswert sei.

Prokrastination

Prokrastination ist die Krankheit „Aufschieberitis“. „Morgen/nächste Woche/im neuen Jahr fange ich damit an!“. Sie wird gern flankiert von Platzhaltern: „Ich wollte eigentlich heute Weiterbildungsangebote recherchieren. Aber erst kam die Nachbarin vorbei, und dann musste ich noch den Wagen waschen lassen!“

Entitlement Thinking/Berechtigungsdenken

Entitlement Thinking ist im englischsprachigen Raum ein fester Begriff für eine Verhaltensweise, für die wir im Deutschen keine gleichwertigen Bezeichnung haben, und die mit „Berechtigungsdenken“ nicht ganz passgenau übersetzt ist. Entitlement Thinking ist die Überzeugung, die Umstände, das Leben, die Mitmenschen seien einem ohne eigenes Dazutun etwas schuldig. Aus meiner Coachingpraxis, in der es oft um berufliche Veränderung geht, ist mir zum Beispiel geläufig, dass Menschen darüber klagen, eine Arbeitsstelle nicht bekommen zu haben, die ihnen ihrer Überzeugung nach zugestanden hätte, dabei aber übersehen, dass ihnen dazu der passende Abschluss fehlt, ihre Bewerbungsunterlagen auf dem Stand von 1994 sind oder sie bereits im Erstkontakt mit einem potentiellen neuen Arbeitgeber darauf gepocht haben, ihren Arbeitsvertrag mit Sonderrechten auszustatten. Die Fortsetzung des Entitlement Thinking ist:

The Blame Game

also das Schuldzuweisen. Alles und alle tragen Verantwortung am veränderungsbedürftigen Ist-Zustand, nur ich selbst nicht, ein Denk- und Verhaltensmuster, das unter erwachsenen Menschen so weit verbreitet ist, dass es mich immer wieder verwundert. Von hier aus ist es nur ein kurzer Schritt zum Defätismus („ich bin eben so erzogen, ich ändere mich nicht mehr, also kann Projekt xy auch nicht klappen!“), und fertig ist der Teufelskreis des selbstreferenziellen Systems. Ein selbstreferenzielles System ist ein Persönlichkeitssystem, das seine Denk- und Verhaltensmuster nur noch aus seinen eigenen (negativen) Innenreizen ableitet.

Fehlleistungen

Kommt der Unwille zur Veränderung tief aus dem Unbewussten, passieren die Arten von Fehlleistungen, die Sigmund Freud in seinem Buch Zur Psychopathologie des Alltagslebens beschrieben hat. „Dumme Zufälle“ verhindern, dass die richtigen Schritte auf dem Weg zum Ziel unternommen werden können: Der Kurs, den man besuchen wollte, hat bereits begonnen. Man verpasst den Zug, mit dem man zum Bewerbungsgespräch fahren wollte. Manchmal übernimmt der Körper auf psychosomatischem Weg die Fehlleistung. Ich habe einmal erlebt, dass eine Coachee wegen einer plötzlichen „Kreislaufattacke“ die Treppe zu meiner Praxis nicht bewältigen konnte. Ich bot ihr in Wasser aufgelöste ‚Kreislauftropfen‘ an (in Wirklichkeit war es nur ein Glas Wasser), nach denen sie sich schlagartig besser fühlte. „Zur Sicherheit“ wollte sie aber doch lieber gleich wieder nach Hause gehen. Sie kam dann auch nie wieder.

Wer bestimmte Anteile seiner Persönlichkeit oder Bereiche seines Lebens verändern und daran nachhaltig wachsen will, sollte sich zunächst in eine tiefgehende Motivationsklärung mit sich selbst begeben. Ein guter Start ist die Frage: „Ist es nur ein Flirt, oder soll es intensiver werden?“ Menschen flirten mit der Veränderung, wenn die Motivation dazu nicht von ihnen selbst kommt, wenn sie nicht intrinsisch, sondern extrinsisch motiviert sind. Sind Sie es, der/die abnehmen will, oder möchte Ihr Partner/Ihre Partnerin Sie schlanker sehen? Wollen Sie einen neuen Job finden, oder müssen Sie Freunden beweisen, dass Sie eine Führungsposition ausfüllen können? Wollen Sie das Abendabitur machen, oder jagen sie noch der Anerkennung Ihrer Eltern hinterher wie vor 10, 20, 30 Jahren? Unsere Zeit postuliert wie kaum eine vor ihr perfekte (meist geschönte) Idealbilder von schön, erfolgreich, wohlhabend etc. Der reale und virtuelle soziale Druck, ihnen zu entsprechen, um mithalten zu können, ist verantwortlich für einen hohen Anteil fremdbestimmter Entschlüsse zur Veränderung. Ganze Medienformate bedienen diesen Umstand. Und auf dieser Basis wird dann auch zu den schon mehrfach erwähnten Ratgeberbüchern gegriffen und versucht, das Ziel herbeizudenken, zu wünschen, zu visualisieren, zu orakeln, zu malen, zu tanzen und beim Universum zu bestellen – alles, nur kein mühevoller Weg von vielleicht Monaten oder Jahren.

Nachhaltige Veränderung, die zu persönlichem Wachstum führt, geht weder auf Knopfdruck noch schnell. Sie ist anstrengend und von Rückschlägen durchzogen. Sie kann ein Kampf mit sich selbst und den eigenen ungeliebten Anteilen werden.

Was kann aber der tun, der nach einigem darüber Nachdenken entschlossen ist, sie um eines bestimmten Zieles willen anzustreben? Meiner Erfahrung nach ist es extrem hilfreich, insbesondere für Menschen, die nicht aus ihren natürlichen Persönlichkeitsanteilen heraus gut strukturiert sind, sich wesentliche Schritte des Projektmanagements zu Eigen zu machen.

Diese sind:

- eine klare Zielsetzung

- ein Zeitplan

- „Meilensteine“ auf dem Weg zum Ziel

- Kriseninterventionsinstrumente

Wie sieht ein Veränderungsprozess aus, in dem diese Schritte fester Bestandteil sind? Vor der endgültigen Zielsetzung, das wurde bereits erwähnt, muss unbedingt in vertiefter Auseinandersetzung mit sich selbst geklärt werden, ob der Wille zur Veränderung wirklich der eigene frei gewählte Entschluss oder die Folge einer Manipulation bzw. Fremdbestimmung ist.

Danach wird das Ziel festgelegt. Es hängt davon ab, ob die angestrebte Veränderung eher eine der äußeren oder der inneren Lebensumstände ist, wobei beide natürlich Schnittmengen haben. Strebt jemand eine punktuell-äußere Veränderung wie einen nachgeholten Bildungsabschluss, ein Studium, einen Arbeitsplatzwechsel an, kann es genügen, die äußeren Reize bewusst zu suchen, die das ermöglichen (Bildungs- oder Jobangebote recherchieren, Kontakt aufnehmen, Probeveranstaltungen besuchen etc.). Diese Art Ziele bringen ihren eigenen Zeitplan quasi schon mit: eine Abendschule beginnt mit dem ersten Kurs und endet mit dem angestrebten Abschluss, ein Arbeitsplatzwechsel beginnt mit einer Bewerbung und endet idealerweise mit dem Beginn einer neuen Arbeit). Es können aber zu diesen klar definierten Zielen solche zwingend, ja erfolgsbedingend hinzukommen, die mit innerer Veränderung einhergehen (angstfreier werden, kontaktfreudiger werden, mehr Selbstvertrauen lernen, positiver denken etc.). Da ist das Festlegen eines klar definierten Ziels und des dazu passenden Zeitplans schwieriger, und es ist besonders hilfreich, Veränderungserfolge über Meilensteine zu definieren.

Ein Meilenstein ist nichts anderes als ein Punkt auf dem Weg zum Ziel. Meilensteine sollten zur eigenen Persönlichkeit und zum angestrebten Ziel passen und verbindlich festgelegt werden, zum Beispiel, indem man sie in einen Kalender einträgt. Nehmen wir an, jemand sucht berufliche Veränderung, fürchtet sich aber zugleich davor, weil er/sie, zwar unzufrieden, aber dennoch bereits 10 Jahre im selben Job arbeitet. Hier bedarf es aller aufgezeigten Schritte von der vertieften Motivationsklärung bis hin zur Zielsetzung mit Zeitplan und Meilensteinen, die dann etwa heißen kann:

„Ich bin nach reiflicher Überlegung zu dem Entschluss gekommen, mir eine neue Arbeit zu suchen. Mein äußeres Ziel ist es, spätestens .... (in einem Jahr, in zwei Jahren...) diese neue Arbeit gefunden zu haben. Mein erster Meilenstein ist die Registrierung in mindestens zwei online-Job-Portalen innerhalb der nächsten drei Wochen. Mein zweiter Meilenstein ist die kritische Durchsicht meiner Bewerbungsunterlagen bis zum xx.xx.xxxx (Datum), mein dritter Meilenstein ist ihre Aktualisierung, nötigenfalls auch mit Hilfe (Buch, Beratung...). Ein inneres Ziel in diesem Prozess ist das Lernen von mehr Selbstvertrauen und Glauben an meine Fähigkeiten. Als ersten Meilenstein dorthin werde ich mich bis zum xx.xx.xxxx (Datum) sehr genau selbst beobachten und Tagebuch darüber führen, wo mir Selbstvertrauen fehlt und wie sich das ausdrückt, als zweiten Meilenstein werde ich bis zum xx.xx.xxxx (Datum) entschieden haben, ob ich mir zum Erlernen von mehr Selbstvertrauen Hilfe suche (Coaching, Kursbesuch o.Ä.) oder welche Schritte ich gehen werde, um es allein zu schaffen.“

Wer auf diese Weise Absprachen mit sich selbst trifft und mit derselben Verbindlichkeit einhält wie Absprachen mit anderen, erhöht seine Erfolgschancen zur positiven Veränderung um ein Vielfaches. Zugleich stärkt er seine Selbstdisziplin und damit ganz automatisch auch sein Selbstvertrauen.

Kein noch so gut vorbereiteter Weg ist ohne Hindernisse. Was tun, wenn, vielleicht nach anfänglichen Erfolgen, sich Widerstände einstellen und Steine plötzlich nicht mehr Meilensteine sind, sondern solche, die auf den Veränderungsweg geworfen werden, zum Beispiel Misserfolg oder Motivationsverlust? Jeder Mensch trägt ein Arsenal an Kriseninterventionsinstrumenten in sich. Was hilft Ihnen durch harte Zeiten? Definieren Sie Ihre ganz persönlichen Helfer bereits am Beginn Ihres Weges und halten Sie sie für den Krisenfall bereit. Singen Sie, tanzen sie, schlafen Sie, treffen sie die besten Freunde, lesen Sie einen Roman. Manchen Menschen hilft es, sich an bereits erlebte Erfolge zu erinnern, anderen, ihr angestrebtes Ziel zu malen oder sich intensiv vorzustellen. Ein grundsätzlich hervorragender Helfer, um zurück auf einen eingeschlagenen Weg zu finden, sind Körperübungen wie Yoga, bewusstes Atmen oder achtsames Spazierengehen, die in keinem Kriseninterventions-Instrumentarium fehlen sollten. Allen voran ist aber das wichtigste von ihnen: Ihre eigene Geduld und Ihr persönlicher liebevoller Umgang mit sich selbst bei Misserfolgen oder Rückschlägen.

Die hier beschriebenen neuen Wege verhalten sich in ihrer Strukturiertheit zum vagen Wunsch nach Veränderung, dem keine Taten folgen, wie Skilanglauf auf gut gespurten Wegen zum blindlings durch den Wald Stolpern auf Skiern. Egal, ob Sie die professionelle Hilfe eines Coach bei ihren Veränderungen suchen oder nicht, sie haben den wichtigsten Helfer und Verbündeten immer bei sich: sich selbst. Jeder Meilenstein einer Veränderung, und sei er auch noch so klein, ist ein Schritt hin zum persönlichen Wachstum und zu dem Menschen, der Sie sein wollen. Wenn Glück, wie es der Glücksforscher und Autor Shawn Achor formuliert, „die Freude ist, sich auf seine Potenziale zuzubewegen“, dann ist Veränderung das Fortbewegungsmittel dazu.

Autor: Dr. Susanne Meyer-Binder
Thema: Veränderung - Neue Wege gehen

Webseite: http://www.dmb-com.org

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