Welche Manipulationstechniken gibt es?

So gehst du erfolgreich mit Manipulation um

Alles im Leben ist Manipulation! Das ist eine spannende Erkenntnis, zumal die meisten Menschen sich gegen Manipulation wehren, sie verurteilen und sogar meinen, völlig immun gegenüber Manipulation zu sein. Doch Tatsache ist, dass wir alle ständig und überall – oft unbewusst - manipulieren und auch manipuliert werden. In der Beziehung, in Freundschaften, in der Familie, im Arbeitsleben….

Stell‘ dir vor…

…du sitzt mit einer Freundin bei deinem Lieblingsitaliener und sagst: „Die Pizza Vegetaria ist die beste, die ich je gegessen habe.“ Die Freundin, die eigentlich eher die Pizza Napoli in die engere Wahl gezogen hatte, schwankt in ihrer Entscheidung und die Chance ist groß, dass sie sich für deine Lieblingspizza entscheidet, denn schließlich bist du hier in deinem Stammlokal und kennst dich aus. Durch diese Aussage hast du das Handeln deiner Freundin beeinflusst bzw. manipuliert. Und das völlig ohne Hintergedanken oder dass du einen persönlichen Vorteil daraus ziehst. Wahrscheinlich empfindest du diese Art der Empfehlung auch als positiv. Anders wirst du es empfinden, wenn dir von der Restaurantfachkraft diese Pizza wärmstens ans Herz gelegt wird, weil das Gemüse unbedingt verkauft werden muss, dieses ansonsten vergammeln würde etc.

Beeinflussung oder Manipulation – im Grunde dasselbe

Im Volksmund unterscheiden wir zwischen Beeinflussung und Manipulation. Beeinflussung wäre Manipulation im positiven Sinne. Und Manipulation wäre ein Verhalten, bei dem andere Menschen zum eigenen Vorteil beeinflusst werden. Um also das eigene Ziel zu erreichen, wird durch bestimmte Kommunikationstechniken oder Verhaltensweisen das Handeln des anderen beeinflusst. Dieses gezielte Beeinflussen kennen wir in der Psychologie, Soziologie und Politik.

Vom Ursprung her ist der Begriff „Manipulation“ völlig neutral. Er kommt aus dem Lateinischen (manus = Hand und plere = füllen) und bedeutet so viel wie etwas in der Hand haben, Handhabung, Gebrauch. Es geht also bei der Manipulation um eine Verhaltensbeeinflussung, bei dem ein Manipulator den oder die anderen Menschen in der Hand hat. Jede Beeinflussung oder Suggestion ist eine Manipulation. Wichtig ist immer die Gesinnung, die dahinter steckt. Im positiven Sinne zu beeinflussen bzw. zu manipulieren, kann sehr große Entwicklungen und Erfolge beim anderen auslösen.

Wie erkenne ich Manipulation?

Im Prinzip ist nahezu alles, was uns im Leben begegnet, irgendeine Art der Manipulation. Unsere Entscheidungen und unser Verhalten werden durch viele Faktoren beeinflusst, ohne dass wir uns darüber bewusst sind. Schauen wir uns verschiedene Möglichkeiten anhand von Beispielen an, dann erkennst du sehr schnell, wie diese Beeinflussung funktioniert.

• Aufbau von Angstszenarien: Du möchtest deinen Arbeitsplatz wechseln und erzählst deinem besten Kumpel von deiner Er nennt die etliche Argumente, warum dies gerade jetzt ein falscher Zeitpunkt ist: Die schlechte Wirtschaftslage, die Gefahr, dass du nach der Probezeit nicht übernommen wirst, dass dir wegen der kurzen Betriebszugehörigkeit auch als erstes gekündigt wird, wer weiß, ob dir deine neuen Kollegen sympathisch sind… - die Liste lässt sich endlos verlängern.
  
  
• Wecken von Bedürfnissen: Du wirst im Verkaufsgespräch, durch Produktwerbung, durch Influencer etc. beeinflusst, was du „unbedingt“ auch für dich benötigst. Ob das die Creme ist, die dir faltenfreie Haut verspricht, das Nahrungsergänzungs-Pulver, welches dir einen schnellen Aufbau deiner Muskeln suggeriert, das neueste Handy, welches dir mehr Ansehen verleiht.
  
  
• Unvollständige Informationen: Du wirst über eine Sache nicht vollständig informiert, dir wird bewusst oder unbewusst etwas Bsp.: Du besichtigst eine Wohnung zum Kauf oder zur Miete. In der Wohnung über dir finden an jedem Wochenende laute Partys statt. Die Vorzüge dieser Wohnung wie Nähe zur S-Bahn, gute Verkehrsanbindung, ruhige Lage, Süd-West-Balkon, das renovierte Bad etc. werden währenddessen besonders hervorgehoben.
  
  
• Ständiges Wiederholen einer Information: In der Produkt-Werbung wissen Profis, dass einmal wie keinmal Wenn du eine Werbung einmal siehst, wird sie meistens nicht wirklich wahrgenommen. Doch wenn du häufig damit konfrontiert wirst, wirst du darauf richtig aufmerksam. Oder wenn du in einer Zeitschrift einmal einen Artikel über die Wichtigkeit von Detox (Reinigung des Körpers) liest, ist es nicht mehr als eine Information. Stößt du innerhalb kurzer Zeit immer wieder in diversen Medien auf solche Artikel, liegt es nahe, dass du dich damit näher beschäftigst und es auch für dich als wichtig ansiehst.
  
  
• Beeinflussen durch hohe Nachfrage Verknappung: Wenn du dich im Internet für eine Reise interessierst und liest auf der Web-Site die Anmerkung, dass nur noch wenige Plätze verfügbar sind oder dass hier die Nachfrage besonders hoch ist, dann reagieren viele Leute sehr schnell und buchen rasch diese Reise, damit sie auch sicher den Platz haben. Es wird suggeriert, dass sich Abwarten und Zögern als negative Option darstellt, dass bei späterer Buchung alle Plätze vergeben sind oder sich der Preis erhöht.
  
  
• Den anderen aus Selbstzweck loben: Der Ehemann zur Frau: „Du bereitest das Sonntags-Frühstück so lecker zu – du bist einfach die “ Wer freut sich nicht über solch ein Lob und bereitet angespornt davon weiterhin das sonntägliche Frühstück zu, gibt sich noch mehr Mühe und versucht die Leistung zu toppen? – Schön, wenn es ehrlich gemeint ist und der Mann dennoch das SonntagsFrühstück oder andere Aufgaben übernimmt. Doch wenn man sich bewusst damit aus der Affäre zieht und damit die Aufgaben auf den anderen abwälzt, um selbst nicht aktiv zu werden, Tätigkeiten zu übernehmen usw., dann stellt sich schnell ein Ungleichgewicht in Beziehungen ein und das Lob hat einen faden Beigeschmack.
  
  
• Um einen Gefallen bitten: Da spricht an sich nichts Doch werden ungeliebte Aufgaben und Tätigkeiten auf diese Weise abgeschoben, wird es schnell zu einer negativen Form der Manipulation. Hinzu kommt, dass es vielen Menschen schwerfällt, abzulehnen, wenn sie um einen Gefallen gebeten werden. Und genau das nutzt der Bittende in der Regel schamlos aus.

Interessant ist auch zu wissen, dass nicht nur durch Worte manipuliert wird. Auch Körpersprache, also Mimik und Gestik, beeinflussen unser Gegenüber. Nicht zu vergessen die Art und Weise, der Tonfall, die Stimme, wie wir etwas sagen, haben einen Einfluss auf unser Gegenüber.

Wo begegnet mir Manipulation?

Ganz einfach: Überall! – Es ist tatsächlich so – ganz gleich, ob im Berufsleben unter Kollegen, in der Chef-Mitarbeiter-Beziehung, im Kundenverhältnis – Manipulation bzw. Beeinflussung ist immer zu beobachten.

Auch in der Partnerschaft präsentiert sich beim Kennenlernen und in den ersten Wochen jeder von der Schokoladenseite. Da werden ein paar Pfunde weggeschmuggelt, Hobbies hinzugedichtet, nur um dem anderen zu imponieren. Auf Online-Partnerschaftsportalen präsentiert sich manch einer mit einem 20 Jahre altem Profilbild oder vor einem fremden Sportflitzer stehend, um den anderen zu suggerieren, es wäre der eigene.

Und wenn in einer bestehenden Partnerschaft der eine nach einem vermeintlichen Fehlverhalten des anderen beleidigt in der Ecke sitzt oder gar tagelang nicht mehr kommuniziert, ist das auch Manipulation, um den eigenen Willen durchzusetzen.

Die sozialen Netzwerke wie Facebook, Instagram & Co. sind ein wahres Eldorado der Manipulation. Da werden „spontane“ Selfies gemacht, die zwei Stunden vorbereitet wurden. Die meisten zeigen sich in allerbester Stimmung an tollen Plätzen wie im Urlaub, in einem Szene-Lokal und natürlich immer bei schönstem Wetter.

Die bekannteste Plattform für Manipulation ist natürlich die Werbung. Hier werden beispielsweise durch Positionierung der Waren, durch die Beleuchtung und durch Gerüchte Menschen professionell beeinflusst. Dass in Bonbons Extra-Vitamine enthalten sind oder dem Joghurt Extra-Kalzium zugesetzt ist, beeinflusst den Käufer bei seiner Entscheidung – der viele Zucker wird dagegen nur im Kleingedruckten erwähnt oder durch andere Bezeichnungen sogar kaschiert.

Manipulation: Gut oder schlecht?

Diese Frage ist genauso zu beantworten wie die Frage, ob ein Messer gut oder schlecht ist. Mit einem Messer lässt sich Brot schneiden und an Bedürftige verteilen, allerdings auch andere Lebewesen töten. Und das erkennen wir auch bei der Beeinflussung bzw. Manipulation von Menschen.

Menschen gehen oft den einfachsten und bequemsten Weg. Vor allen Dingen haben sie Angst vor Veränderung, und dem Verlassen ihrer Gewohnheiten. Wenn ich es also schaffe, den anderen zu seinem Wohle so zu beeinflussen, dass er etwas Neues ausprobiert und alte Pfade zu verlassen, sehen wir das als etwas Positives an. Hier wird auch oft von Motivation gesprochen, damit der andere in Bewegung/in die Veränderung kommt. Wichtig ist hierbei natürlich, dass ich den anderen nicht wegen meines eigenen Vorteils manipuliere, dann steckt eine egoistische Gesinnung dahinter.

Ganz einleuchtend ist sicher das Beispiel von Eltern, die Gemüse für ihre Kinder sehr ansprechend zubereiten, dass es richtig Lust macht, dieses zu essen. So wird der Fokus viel eher auf das gesunde Essen gerichtet anstatt nur auf Pommes mit Wiener Würstchen.

Auch wenn wir die eigennützige Beeinflussung eher kritisch sehen, gibt es durchaus auch hier positive Seiten. In Vertragsverhandlungen wird jede Seite die eigene Position so darstellen, dass sie das Beste rausholt. Oder dass ein Mitarbeiter seine guten Ergebnisse und seine Leistung vor anstehenden Gehaltsverhandlungen ins rechte Licht rückt, ist auch völlig normal. Oder wenn eine Immobilie verkauft werden soll, wird der Eigentümer diese auch optimal präsentieren, um einen guten Verkaufspreis zu erzielen – und damit meine ich nicht, dass Mängel verschwiegen werden.

Wie gehen wir am besten mit Manipulation um?

An diesen Ausführungen erkennen wir ganz deutlich, dass wir immer und überall in irgendeiner Form beeinflusst werden. Die komplette Neutralität gibt es nicht.

Wichtig ist, dass wir uns darüber bewusst sind und eine entsprechende Achtsamkeit an den Tag legen. Ob das bei Nachrichtensendungen ist oder was uns im Internet gezeigt (oder auch nicht gezeigt) wird, welche Werbung wann eingeblendet wird – gut ist, wenn wir die Einflussnahme bemerken und hinterfragen.

Grundsätzlich gilt: Im ersten Schritt Informationen zu hinterfragen, zu überprüfen und verschiedene Quellen zu Rate zu ziehen, schützt uns vor negativer und bewusst gesteuerter Manipulation.

Bevor ich eine größere Entscheidung treffe, habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, mir je nachdem ein bis drei Tage Bedenkzeit einzuräumen. Jetzt kann ich alles in Ruhe prüfen, evtl. mir noch weitere Informationen einholen und mir auch klar machen, ob ich diese Entscheidung wirklich will oder ob es (nur) der Wunsch bzw. die Überzeugungskunst des anderen ist.

Gegen Manipulation wehren

Wenn du merkst, dass dich der andere negativ – also wegen seines eigenen Vorteils - manipuliert – ist es am besten, diese Machenschaft direkt aufzudecken. Weise offen darauf hin, dass du diese Form der Manipulation nicht magst und dass du selbst für dich entscheiden möchtest.

Fühlt der andere sich enttarnt, hält er sich zukünftig in der Regel von dieser Person in Sachen Manipulation fern.

Manche haben Angst, sich so direkt gegen negative Beeinflussung zu wehren und haben Bedenken wegen möglicher Konsequenzen. Doch wer es einmal geschafft hat und spürt, wie gut das tut und das eigene Selbstbewusstsein stärkt, ist erstaunlicherweise auch nicht mehr ein so leichtes Manipulations-Opfer. Das liegt tatsächlich an der eigenen veränderten Ausstrahlung.

Mein Extra-Tipp: Bevor du jegliche Manipulation als negativ gemeint wertest, prüfe gerne zuerst, welche positiven Seiten sich für dich dadurch eröffnen. Dann wirst du das ein oder andere Mal erkennen, dass sich dadurch auch für dich positive Beeinflussungen ergeben.

Autor: Heike Holz
Thema: Welche Manipulationstechniken gibt es?
Webseite: https://www.heikeholz.de