|Anzeige| Fast jeder von uns hat die ein oder andere Problemzone, mit der sie oder er sich nicht so recht wohlfühlt. Während es bei Frauen oftmals die „Reiterhosen“ sind, klagen Männer häufig über Bauch- und Hüftspeck oder Fettansammlungen an der Brust (Pseudo-Gynäkomastie). Wenn sich trotz regelmäßiger Bewegung, kalorienreduzierter Ernährung und Normalgewicht noch immer lästige Speckröllchen zeigen, kann eine Fettabsaugung sinnvoll sein, um die Körpersilhouette zu harmonisieren.
Wie das funktioniert, erklärt Dr. Mario Brandenstein, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie in der Clinic im Centrum Düsseldorf.
Herr Dr. Brandenstein, wann sollte man eine Fettabsaugung durchführen lassen?
Normalerweise kommen Patienten zu mir, die trotz Normalgewicht an bestimmten Körperzonen Fettpolster haben, die den Gesamteindruck der Proportionen stören. Die Betroffenen haben oftmals schon vieles versucht – von Diäten über spezielles Training bis hin zu Schlankheitspillen. Aber die Gene sind oftmals stärker als der menschliche Wille. Damit kann man sich arrangieren – oder man entscheidet sich für einen Eingriff wie eine Fettabsaugung.
Eine tolle Erfindung, so eine Fettabsaugung. Kann man sich damit nicht den ganzen Kampf des Kalorienzählens sparen?
Leider nein. Die Fettabsaugung ist keine Methode, um Gewicht zu verlieren, sondern lediglich eine Möglichkeit zur Modifikation der Proportionen. Wer übergewichtig ist, hat ja meist überall Fett, und das nicht nur in Form von Unterhautfettgewebe, sondern auch so genanntes Viszeralfett, das die Eingeweide umgibt. Das könnte man niemals alles absaugen. Wer abnehmen muss oder möchte, sollte daher erstmal die konventionellen Wege gehen, also verstärkt auf die Ernährung achten und Sport treiben. Erst wenn das alles ausgeschöpft ist und noch unschöne Fettpolster bestehen, kann man über eine Fettabsaugung nachdenken.
Wie viel Fett kann man mit einer Liposuktion überhaupt loswerden?
Nach internationaler Studienlage können bei ästhetischen Liposuktionen bis zu vier Liter Fett abgesaugt werden. Darüber hinaus steigt die Komplikationsrate steil an. Abgesaugt wird nicht nur Fett, sondern auch Spül- und Körperflüssigkeiten. Das kann bei zu großen Absaugvolumen zu Problemen führen.
Warum kann man nicht mehr absaugen?
Saugt man deutlich mehr als die angegebene Menge ab, kommt es unter Umständen zu Elektrolytverschiebungen im Körper, was zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen kann. Davon abgesehen entstehen bei der Fettabsaugung innerliche Wunden. Je mehr Bereiche man absaugt, desto mehr muss der Körper hinterher auch heilen. Daher müssen wir die Liposuktion auf ein medizinisch vertretbares Maß beschränken, das den Körper nicht zu stark belastet.
Welche Methoden der Fettabsaugung bieten Sie an?
Der Klassiker ist die Tumeszenz-Technik. Das ist eine Form der Fettabsaugung, bei der zuvor eine physiologische Kochsalzlösung mit verschiedenen Medikamenten verabreicht wird. Diese Lösung weicht das Fettgewebe auf, betäubt das Gewebe und sorgt dafür, dass es nur sehr wenig blutet. So können Sie nach einer Einwirkzeit von ca. 30-40 Minuten das Fett leicht, unblutig und ohne große Schmerzen absaugen.
Eine zweite sehr beliebte Technik ist die Wasserstrahl-assistierte Liposuktion, kurz WAL genannt. Dabei wird das Fett mithilfe eines feinen Wasserstrahls gezielt aus dem umgebenden Gewebe gelöst, wobei nur noch wenig Tumeszenzlösung eingesetzt werden muss. Die WAL erlaubt eine sehr präzise Modellierung bei geringem Blutungsrisiko und ist auch sehr gut für die Fettabsaugung beim Lipödem geeignet.
Die dritte Absaugtechnik, die ich anwende, ist die Vibrationslipolyse. Hier werden nach dem Injizieren der Kochsalzlösung und der anschließenden Einwirkzeit spezielle Vibrationskanülen über kleine Hautschnitte eingeführt. Die Kanülen schwingen elektronisch gesteuert 50 bis 80 Mal pro Sekunde. Auf diese Weise lassen sich die Fettzellen ganz schonend in die Kanüle rütteln. Ein Vorteil dieser Technik ist der gleichzeitige hautstraffende Effekt, der insbesondere für ältere Patienten oder solche mit einem stärkeren Hautüberschuss wichtig ist.
Direkt nach der Fettabsaugung sieht das Ergebnis ja noch nicht so schön aus…
Nein, das liegt daran, dass das Gewebe beim Fettabsaugen natürlich anschwillt. Zudem können sich noch Reste der Tumeszenzlösung im Körper befinden, die erst abgebaut werden müssen. Davon abgesehen muss der Körper nach der Fettabsaugung die Haut zusammenziehen und sich langsam an die neuen Proportionen anpassen.
Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Patienten nach dem Eingriff vorschriftsmäßig ihre Kompressionswäsche tragen. Diese hilft, das Ergebnis zu modellieren und unterstützt die Wundheilung. Bis das endgültige Resultat sichtbar ist, vergehen je nach Umfang der Fettabsaugung mehrere Monate.
Wie sollte man sich nach einer Fettabsaugung verhalten?
Zunächst sind Schonung und Erholung angesagt. Gesund und leicht essen, viel trinken. Keine körperliche Belastungen und kein Sport, aber gerne leichte Bewegung wie Spaziergänge, um Kreislauf und Durchblutung in Schwung zu halten. Alkohol und Nikotin sind tabu, weil sie die Wundheilung beeinträchtigen können. Auch Wärme – zum Beispiel Bäder, Sauna oder Solarium – stört die Heilung und ist für mehrere Wochen zu vermeiden.
Sehr wichtig ist wie gesagt die Kompressionswäsche, die zu Anfang tags und nachts getragen werden muss. Sie sorgt letzten Endes für ein schönes, dellenfreies Ergebnis und das Abheilen der kleinen Schnitte zu unauffälligen, kaum sichtbaren Narben. Den Heilungsprozess überwache ich durch mehrfache postoperative Kontrolltermine in unserer Praxisklinik in Düsseldorf.
Bleibt das Fett dann für immer weg?
Die abgesaugten Fettzellen kehren nicht zurück. Das heißt natürlich nicht, dass Sie nie wieder zunehmen können. Wer das Ergebnis der Fettabsaugung nicht gefährden möchte, sollte daher größere Gewichtsschwankungen vermeiden.
Was passiert eigentlich mit dem abgesaugten Fett?
Sofern es nicht entsorgt wird, kann man es für das Lipofilling nutzen, also eine Modellierung von Gesicht oder Körper an Stellen, wo Volumen fehlt. Ich nehme beispielsweise Faltenbehandlungen mit Eigenfett vor. Aber auch eine Brustvergrößerung oder Gesäßaugmentation ist mit Eigenfett sehr gut möglich. Mit Eigenfett spart man in solchen Fällen das Implantat und erzielt einen ganz dezenten und natürlichen Effekt, was vielen Patienten sehr entgegenkommt, die sich beispielsweise eine Brustvergrößerung mit Implantat nicht vorstellen können. Das Eigenfett lässt sich in lokaler Betäubung oder im Dämmerschlaf einfach in die jeweilige Körperstelle injizieren.
Wenn man selber nicht so viel Fett hat, könnte man sich auch das Fett einer anderen Person transplantieren lassen?
Nein, das geht nicht, das würde zu einer schweren Abstoßungsreaktion führen. Voraussetzung für das Lipofilling ist immer ausreichend eigenes Fett.
Sie erwähnten vorhin das Lipödem. Was ist das?
Dabei handelt es sich um eine genetisch bedingte krankhafte Fettverteilungsstörung, die meist Körperstellen wie Bauch, Hüfte, Gesäß, Beine und Arme betrifft. Die betroffenen Stellen sind von Cellulite übersäht bis hin zu entstellender Lappen- und Beulenbildung, druck- sowie schmerzempfindlich und neigen zu Blutergüssen.
Das Lipödem ist eine unheilbare und fortschreitende Erkrankung, die mit Medikamenten und anderen Maßnahmen wie Lymphdrainagen und Kompressionsstrümpfen nur sehr eingeschränkt behandelbar ist. Im Verlauf kann sich vermehrt Wasser einlagern, was zu teils starken Schmerzen und einer massiven Einschränkung der Lebensqualität führt. Die einzige nachhaltige Behandlungsmöglichkeit ist die Fettabsaugung, wobei gilt: je früher die Operation statt findet, desto besser werden die Ergebnisse.
Zuletzt noch ein unangenehmes Thema: Welche Risiken bringt die Fettabsaugung mit sich?
Die Fettabsaugung ist heutzutage ein sehr sicherer Eingriff, vor allem, wenn er von einem entsprechend qualifizierten Facharzt durchgeführt wird.
Womit Patienten nach jeder Fettabsaugung rechnen müssen, sind Schwellungen und Blutergüsse, die mit der Zeit abklingen. Auch Sensibilitätsstörungen im abgesaugten Gebiet können auftreten. Diese sind aber ebenfalls in der Regel vorübergehend.
Nach dem Nachlassen der Narkose spüren die meisten Patienten leichte bis mittelstarke Schmerzen, die mit einem starken Muskelkater vergleichbar sind. Diese können einige Tage anhalten. Wer möchte, kann sich in der Klinik zuvor ein Schmerzmittel empfehlen lassen. Wichtig ist, dass Sie keinesfalls eigenmächtig Medikamente wie Aspirin nehmen, da dieses die Blutungsneigung fördert.
Schwere Komplikationen wie Wundheilungsstörungen, Infektionen und überschießende Narbenbildung sind extrem selten. Die Patienten können selbst viel dafür tun, dass es nicht dazu kommt, indem sie sich an die ärztlichen Nachsorge-Vorschriften halten.
Vielen Dank für das Interview!
Autor: Dr. Mario Brandenstein
Thema: Lipochirurgie - Figurmodellierung durch Fettabsaugung
Webseite: https://www.clinic-im-centrum.de