Herausforderungen hochsensibler Menschen am Arbeitsplatz

Hast du dich jemals gefragt, warum du dich an deinem Arbeitsplatz schneller überfordert oder gestresst fühlst als deine Kollegen?

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Vielleicht hast du Schwierigkeiten, in einem Großraumbüro zu arbeiten, weil dich die Lautstärke überfordert?  Vielleicht bist du auch emotional ausgelaugt nach einem langen Arbeitstag?

Es könnte sein, dass du hochsensibel bist: Lies weiter, um herauszufinden, ob du dich wiedererkennst und wie du besser mit deiner Sensibilität am Arbeitsplatz klarkommst.

Ein typischer Arbeitstag einer hochsensiblen Frau im Großraumbüro

Jeden Morgen betritt Maria das helle, offene Büro. Die blendenden Leuchtstoffröhren und das ständige Summen der Klimaanlage sind die ersten Reize, die sie wahrnimmt. Während ihre Kollegen dies nicht stört, fühlt sich Maria unwohl und ist angespannt. Ihre Gedanken rasen schon jetzt: „Wie soll ich mich hier konzentrieren?“ Maria hat zwar spezielle Kopfhörer, aber dennoch nimmt sie die Gespräche und die Unruhe im Raum wahr. Jeder noch so kleine Lärm, wie der Anschlag der Tastatur ist wie ein Donnerschlag in ihrem Kopf.

Maria merkt sofort, wenn sie das Büro betritt, welche Stimmung im Team herrscht. Fühlt sich ein Kollege gestresst oder unwohl, kann sie das nicht einfach abschütteln. Sofort ist der Gedanke da, „kann ich ihn unterstützen, kann ich etwas zur besseren Stimmung im Team beitragen“. Sie kann die Stimmung fast nicht aushalten. Das Abgrenzen fällt ihr schwer. Die Stimmung überträgt sich auf sie, als ob es ihre eigene wäre.

Maria arbeitet äußerst sorgfältig. Sie hat einen Hang zum Perfektionismus, weil sie keine Fehler machen möchte. Dieser Perfektionismus führt oft zu einer Erschöpfung.

Sie weiß, dass sie jetzt eine Pause braucht. Sie fühlt sich aber schuldig, weil sie merkt, dass die Kollegen kein Problem haben, sich zu konzentrieren. Im Büro wird es immer lauter, die Kollegen telefonieren, einige unterhalten sich. Sie wird nervös, unterdrückt jedoch ihre eigenen Gefühle.

Endlich ist Mittagspause. Es wird gemeinsam in der Kantine gegessen. Sie geht mit, weil sie nicht immer als ,,die Komische“ wahrgenommen werden will, die sich alles so zu Herzen nimmt. Sie weiß, es tut ihr nicht gut. Ein Spaziergang allein wäre jetzt die bessere Wahl.

Am Nachmittag gibt ihr Vorgesetzter ihr Feedback zu einem Projekt. Obwohl es größtenteils positiv ist, nimmt Maira die kleinen Verbesserungsvorschläge sehr persönlich. Die Worte beeinflussen ihr Selbstwertgefühl negativ.

Der Tag setzt sich so fort. Am Abend kommt Maria völlig erschöpft nach Hause.

Eigentlich war sie mit zwei Freundinnen verabredet und hat sich darauf gefreut. Sie sagt jedoch ab, weil sie jetzt Ruhe benötigt, um ihre Batterien wieder aufzuladen.

Was bedeutet Hochsensibilität?

Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern eine Charaktereigenschaft, bei der das Nervensystem besonders empfindlich auf Reize reagiert. Ca. 15 % bis 20 % der Menschen sind hochsensibel. Die Verteilung zwischen den Geschlechtern ist gleich hoch. Der Großteil der hochsensiblen Menschen ist introvertiert.

Es gibt im Netz verschiedene Selbsttests. Um einen ersten Anhaltspunkt zu haben, ob du hochsensibel bist. Ich empfehle den Test von Elaine Aron, die den Begriff der Hochsensibilität prägte.

Das hochsensible Gehirn funktioniert anders als bei durchschnittlich sensiblen Menschen.

In Studien wurde nachgewiesen, dass hochsensible Menschen Informationen gründlicher und tiefer verarbeiten. Sie reagieren intensiver auf Reize. Dadurch benötigen sie mehr Zeit für die Verarbeitung und sind schneller überfordert und folglich schneller erschöpft.

Warum haben hochsensible Menschen Schwierigkeiten am Arbeitsplatz?

  • Reizüberflutung: Hochsensible Menschen reagieren empfindlicher auf Reize wie Geräusche, Lichter und Gerüche. In Großraumbüros können sie schnell überreizt sein. Auch ständige Unterbrechungen machen sie nervös, dadurch sind sie schneller gestresst und erschöpft.

  • Emotionale Belastung: Viele hochsensible sind sehr empathisch. Sie nehmen die Gefühle der Mitmenschen stark wahr. Konflikte oder lautstarke Diskussionen stressen sie sehr.

  • Perfektionismus: Viele Hochsensible haben eine Neigung zum Perfektionismus. Sie stellen generell hohe Ansprüche an sich selbst. Möchten gerne hohe Qualität abliefern. Gleichzeig möchten sie mit den anderen mithalten. Dies kann schnell zur Überarbeitung und in letzter Konsequenz in den Burnout führen.

  • Kritikempfindlichkeit: Durch die feine Wahrnehmung werden Zwischentöne deutlich besser wahrgenommen. Dies kann schmerzhaft sein und Selbstzweifel verursachen. Oft wird auch die eigene Wahrnehmung angezweifelt. Das Selbstbewusstsein leidet.

  • Erholungsbedarf: Hochsensible brauchen mehr Pausen, um ihre Akkus wieder aufzuladen. Sie brauchen Rückzugsorte für sich allein.

Hochsensible Menschen sind nicht alle gleich.

Es gibt verschiedene Formen der Hochsensibilität. Meist ist eine Form besonders ausgeprägt.

  • Emotionale Hochsensibilität: diese Menschen reagieren besonders stark auf die Emotionen anderer und besitzen eine tiefe Empathie. Sie nehmen die Gefühle und Stimmungen ihrer Mitmenschen intensiv wahr und können diese oft nicht von ihren eigenen unterscheiden. Sie haben das Gefühl, die Gefühle der anderen schwappen auf sie über.
  • Sensorische Hochsensibilität: Die Sinne sind besonders ausgeprägt. Reize wie Licht, Geräusche, Gerüche oder Geschmack sind eine besondere Herausforderung. Die Sinne sind fast so empfindlich wie in der Tierwelt. Einige Menschen können sogar die Elektrizität eines Hochspannungsmastes spüren. Sie können sich dadurch schnell überreizt fühlen.

  • Kognitive Hochsensibilität: Menschen, die tiefgründig und detailliert denken. Sie analysieren Informationen gründlich. Sie haben ein analytisches Denken und Erfassen somit schnell komplexe Sachverhalte und sind oft sehr reflektiert.

  • Intuitive oder spirituelle Hochsensibilität: Diese Menschen haben Vorahnungen. Sie können oft vorausahnen, wie sich Situationen entwickeln werden. Sie haben einen besonderen Zugang zur geistigen Welt und verbringen viel Zeit für die Sinnsuche

Sollten hochsensible Menschen ihre Sensibilität am Arbeitsplatz kommunizieren?

Es ist eine persönliche Entscheidung, ob hochsensible Menschen ihre Sensibilität am Arbeitsplatz kommunizieren möchten. Es handelt sich schließlich um eine sehr individuelle Facette der Persönlichkeit. Unabhängig davon, ob die Hochsensibilität nach außen kommuniziert wird oder nicht, ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu kommunizieren.

Welche Berufe für hochsensible Menschen besonders geeignet sind:

Hochsensible Menschen haben ein tiefes Bedürfnis nach sinnstiftender Arbeit. Sie möchten gern etwas bewirken und einen Beitrag in der Gesellschaft leisten.

Zu den Stärken hochsensibler Menschen gehört die ausgeprägte Empathie. Sie sind gute Zuhörer und können sich gut in die Bedürfnisse und Gefühle anderer Menschen hineinversetzen. Viele sind detailverliebt und sind daher besonders genau. Hochsensible sind oft kreativ und besitzen ein reichhaltiges Innenleben. Sie erkennen feinste Stimmungen der Mitmenschen und wirken ausgleichend, da sie harmoniebedürftig sind. Sie lieben es zu reflektieren. Hochsensible sind oft pflichtbewusst und übernehmen gerne Verantwortung. Wenn hochsensible Menschen in ihrer Kraft sind, können sie sich vollkommen auf ihre Intuition verlassen.

Daher sind folgende Berufe besonders geeignet:

  • Therapeut/Berater: Durch die hohe Sensibilität und Empathie können hochsensible Menschen besonders gut zuhören und sich in die Bedürfnisse anderer Menschen einfühlen.

  • Künstler/Schriftsteller: Viele hochsensible Menschen haben eine ausgeprägte Kreativität. Beim Ausleben dieser Kreativität können sie ihre tiefen Emotionen ausdrücken.

  • Erzieher/Lehrer: Hochsensible Menschen haben oft ein starkes Bedürfnis, anderen zu helfen und Wissen zu vermitteln.

  • Soziale/medizinische Berufe: Hochsensible können ihre ausgeprägte Empathie und ihrem Wunsch nach sinnvoller Arbeit nutzen, um Menschen in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen.

  • Wissenschaftliche Berufe: Ihre Fähigkeit, sich intensiv auf Details zu konzentrieren und gründlich zu arbeiten, kann in der Forschung von großem Vorteil sein.

  • Selbständigkeit: Viele hochsensible Menschen arbeiten in der Selbständigkeit, da sie hier ihre Arbeitszeit und Umgebung selbständig bestimmen können. Denn viele Hochsensible mögen keine fremdbestimmte Arbeit. Sie sind ohne Zeitdruck und Beobachtung von außen produktiver. Außerdem können sie hier ihre persönlichen Werte besser einbringen und sehen eher einen Sinn in ihrer Arbeit.

Hochsensibilität ist eine Stärke und gleichzeitig eine Herausforderung. In meinem Coaching unterstütze ich meine Klienten dabei, Hochsensibilität zu erkennen, anzunehmen und Resilienz zu stärken, indem wir gemeinsam Strategien entwickeln.

Tipps für hochsensible Menschen am Arbeitsplatz:

  • Rückzugsorte schaffen: Die Konzentration im Homeoffice ist durch den reduzierten Geräuschpegel und die fehlenden Außenreize wesentlich besser. Jedoch sollten sich hochsensible Menschen nicht völlig von der Außenwelt abkapseln.

  • Regelmäßige kurze Pausen: Am besten schon morgens einplanen, bevor die Reizüberflutung überhandnimmt. Genieße deine Pausen ohne schlechtes Gewissen.

  • Mittagspause: Ideal sind kleine Spaziergänge in der freien Natur.

  • Flexible Arbeitszeiten: Wenn möglich in den ruhigeren Zeiten arbeiten.

  • Grenzen setzen: Übe „'Nein' zu sagen und achte auf deine Bedürfnisse.

  • Noise-Chancelling Kopfhörer: Sind eine Hilfe, um die störenden Geräusche auszublenden. Als Alternative dienen Ohrenstöpsel.

  • Kaffeekonsum: Reduzieren oder ganz meiden. Hochsensible reagieren auf Koffein empfindlicher.

  • Atemübung: 4-7-8 wirkt beruhigend - 4 Sekunden einatmen - 7 Sekunden Luft anhalten - 8 Sekunden langsam ausatmen.

Beitrag von Gitta Brankowitz, Coach für feinfühlige und hochsensible Menschen in Hamburg & online

Autor: Gitta Brankowitz
Thema: Herausforderungen hochsensibler Menschen am Arbeitsplatz
Webseite: https://krafttanken-hypnose.de

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