Eine Präsentation im Team, eine Prüfung an der Uni, eine Ansprache oder ein Sketch auf einer Feier... das Leben bietet eine Menge Möglichkeiten, aufzutreten und uns zu zeigen.
Neben Freude und Spaß, die solche Anlässe bieten, spielt auch manchmal Angst mit, wenn es darum geht, uns zu präsentieren. – Wie man einen einen kleinen oder großen Auftritt vorbereitet und gestaltet, wie man den inneren Kritiker im Zaum hält und damit das alltägliche Auftreten kompetenter und sicherer wird, erklärt dieses Tutorial.
Auftreten – Genau so, wie du bist
Manchen Menschen ist es in die Wiege gelegt: Ganz gleich ob sie Bus oder Straßenbahn fahren, schon haben sie ihren Auftritt. Man dreht sich nach ihnen um, gefühlt stehen sie immer im Rampenlicht. Sie haben ein natürliches Charisma, manchmal gepaart mit einem Hang zur Selbstdarstellung. Man mag diese Menschen bewundern oder beneiden, sie nachzuahmen macht wenig Sinn.
Wer kompetent auftreten möchte, erreicht das auf der Grundlage der eigenen Begabungen und Lebensenergie. Um authentisch zu sein, müssen wir falsche Bilder von uns selbst ablegen und näher an den Kern in uns heranrücken. Wer diesen zum Ausdruck bringt und echt rüber kommt, berührt in anderen Menschen das Echte. Dieser tiefe Kontakt ist die Resonanz, die uns bewegt und erfüllt. Also, wenn du kompetent auftreten willst, erkenne dich zuerst selbst:
Der eingangs beschriebene Typ des extrovertierten „Sonnenkindes“ ist eindeutig in der Minderheit, sie machen weniger als 10 Prozent der Bevölkerung aus. Die meisten Menschen, etwa 2 Drittel, sind „Normalos“, ihnen sind vor allem gute Beziehungen wichtig. Gut im Kontakt sein mit anderen Menschen schätzen sie oft mehr, als vor anderen zu glänzen. Darüber hinaus gibt es Menschen, für die Fachwissen, präzise Informationen und solide Arbeit im Vordergrund stehen; etwa jeder Fünfte gehört in diese Gruppe.
Diese Beschreibungen geben eine Orientierung, die helfen kann, lockerer aufzutreten und freier auf die eigenen Kompetenten zugreifen zu können. Denn es ist klar, dass jeder der beschriebenen Typen eine andere Vorgehensweise und andere Bedürfnisse hat, wenn es darum geht, sich selbst oder einen Vortrag vor anderen zu präsentieren. Die Aufgabe lautet aber auch, die beschriebenen Typen in uns selbst als Anteile zu entdecken: ein fundiertes Fachwissen gepaart mit einem Fingerspitzengefühl für guten Kontakt, dazu noch ein Schuss Glanz vom Sonnenkind, in diese Richtung muss die Reise gehen.
Menschen mit Wir-Gefühl als Game-Changer
Der beziehungsorientierte Typ läuft Gefahr, andere Menschen wichtiger zu nehmen als sich selbst. Ihm bedeutet es viel, was andere von ihm oder ihr denken. Für ein positives Feedback wird viel in Kauf genommen. So kann es sein, dass dieser Typ versucht eher lieb zu sein als echt. Auf Dauer tut das keinem wirklich gut. Menschen mit einem starken Wir-Gefühl haben gute Antennen für ihre Mitmenschen, sie können Gesichter lesen und spüren Stimmungen. Nehmen sie eine allgemeine Harmonie wahr, fühlen auch sie sich wohl und blühen auf; nehmen sie Störungen wahr, beziehen das leider oft auf sich selbst, fühlen sich manchmal dafür verantwortlich und neigen dazu, in den Retter-Modus zu gehen.
Die Frage lautet, wie kann man aus einer Schwäche eine Stärke machen. Andere Menschen emotional wahrnehmen zu können, ist eine echte Begabung. Beziehungsorientierte Menschen spüren das „Feld“. Sie fühlen Frequenzen und Energien, die entstehen, wenn Menschen in einem Raum zusammen kommen. In der Regel haben sie auch eine Ahnung davon, was das Feld braucht. Die Aufgabe lautet, diesem Impuls zu trauen und zu verkörpern: das Feld braucht genau dich! Ganz gleich was es ist, ein neuer Gedanke in einer Diskussion, ein witziger Kommentar, ein guter Vorschlag, z.B. eine Pause zu machen oder weiterzuarbeiten... probiere es aus! Nicht immer, aber meistens wirst du richtig liegen. Verlass dich auf dein Gespür und deine Kompetenz, diese Impulse auf eine gute Art und Weise einzubringen. Und ganz wichtig: überwinde deine Enttäuschung über die raren Male, wo du vielleicht nicht ganz richtig gelegen hast und erfreue dich an der Dankbarkeit, die dir entgegen gebracht wird für jedes Mal, wo du einzelne Menschen oder eine ganze Gruppe echt weiterbringst mit deiner Authentizität.
Feiere und belohne dich selbst, in dem du deinen Lieben zum Kaffee oder zum Essen einlädst und ihnen von deinen Erfolgen erzählst. Begleite deinen Weg, in dem du abends kurz notierst, was schön war an deinem Tag, alles zählt: vielleicht hat dich ein Kind angelacht oder du hast einen witzigen Hund gesehen. Das ist besonders hilfreich und tröstlich, wenn du einen anstrengenden und schwierigen Tag hattest. Schreibe auch auf, was du heute Gutes für jemanden getan hast: jemanden gegrüßt, jemandem die Tür aufgehalten usw. Innere Größe ist auch in der kleinen Geste groß.
Der Nerd und die Einzelgängerin – Kompetenz hoch 3
Was wäre die Welt ohne Nerds? Wir hätten keinen Mozart, keinen Einstein, vielleicht keine Flugzeuge, weil die Gebrüder Wright lieber Karten gespielt hätten, statt so lange rumzutüffteln, bis da etwas fliegt. Es gibt sie, die Einzelgänger, introvertiert und intelligent, begeistert für eine Sache
mit außergewöhnlichen Fachkenntnissen. Nerds könnten uns die Dinge wirklich zu Ende erklären und alle Fachfragen beantworten, aber oft fühlen sie sich in der Gegenwart anderer Menschen nicht wohl. Insbesondere fremde Menschen und größere Ansammlungen irritieren ihre feinen Sinne.
Anders als die Menschen mit guter emotionaler Intelligenz müssen Introvertierte „über den Kopf gehen“, um sicher Auftreten zu lernen. Warum nicht ihre überdurchschnittliche kognitive Intelligenz nutzen, um die „Gesetze“ des kompetenten Auftreten zu studieren und anzuwenden? Für diese Menschen werden die konkreten Tipps für einen kompetenten Auftritt sehr wichtig, genauso wie das Wissen über Unsicherheiten bei der Selbstpräsentation und wie man damit umgeht.
A wie Absicht: Die Essenz des kompetenten Auftretens
Die Versuchung liegt nahe, versiert und meisterhaft auftreten zu wollen, um Macht zu gewinnen oder um anerkannt und geliebt zu werden. Diese Bedürfnisse sind menschlich und nachvollziehbar, doch führen sie nicht zum Ziel. Echte Resonanz erfahren wir, wenn es gelingt, unsere Begabungen in die Welt zu bringen, Werte wie Gerechtigkeit, Respekt usw. zu vertreten und uns für sinnvolle Ideen und Projekte einzusetzen. Diese Aufrichtigkeit verleiht uns eine natürliche Autorität (nicht mit autoritärem Auftreten zu verwechseln) und sie verleiht uns die Motivation, unsere Hemmungen und Schwierigkeiten auf diesem Weg zu überwinden.
Also: mache deine Absichten klar! Möchtest du einfach den Planeten mit dem Geschenk deines Seins bereichern, Informationen weitergeben, die für andere wichtig sein können, eine Prüfung bestehen, damit du in deinem Traumberuf deine Bestimmung verwirklichen kannst? Auch wenn du diese Fragen nur zu 10 Prozent bejahst, werden sie dein Kompass sein und dir helfen, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Umgang mit Unsicherheiten
Fast alle Menschen in unserer Kultur haben als Kinder schwierige Erfahrungen gemacht. Kindliche Impulsivität wurde nicht angemessen beantwortet, vielleicht sogar bestraft. Das hat uns vorsichtig und ängstlich gemacht.
Hingegen gilt im Buddhismus die Scheu, vor anderen Menschen zu sprechen, als eine normale Angst. Wie dem auch sei: vor einem Auftritt zu stehen – im kleinen oder großen Kreis – ist einfach aufregend! Während manche diese Aufregung als Angst bewerten, empfinden andere sie als Lust, die ihnen den energetischen Hormonstoß verleiht, der sie gut durch die Situation trägt.
Doch was tun, wenn die Angst einen nahezu lähmt? Zu versuchen, die Angst zu ignorieren, ist eher ein schlechter Rat; besser ist es mit ihr umzugehen, z.B. in dem man sich sagt: Heh, ich werde jetzt vor 30 Leuten sprechen, es ist normal, dass ich Angst habe. Oder: Ich mag die kommende Situation nicht, weil ich Angst vor ihr habe. Was kann ich tun, um mir zu helfen?
Gerade bei Vorträgen und Präsentationen bietet es sich an, bei der Begrüßung oder Einführung zu sagen, dass es sich um eine aufregende oder spannende Situation handelt. Statt dem Pokerface macht uns gerade das maßvolle Zugeben von Schwächen menschlich, nahbar und damit sympathisch.
Bewährte Tipps für einen kompetenten Auftritt
Hier noch einige Tipps, die sich in der Praxis und bei Prüfungen bewährt haben. Probiere einfach aus, was dich anspricht und dir sinnvoll erscheint:
Mach' dir einen kleinen Zettel, auf dem du 3 bis 5 positive Eigenschaften von dir und was andere Menschen an dir schätzen, notierst. Dann stecke ihn in deine Tasche. In Momenten der Unsicherheit fasst du einfach in deine Tasche und erinnerst dich wieder an deine Kompetenzen. Ebenso kannst du mit einem Talisman verfahren.
Hat du eine Präsentation oder einen Vortrag vor dir, suche dir einen Verbündeten im Publikum. Seine oder ihre Aufgabe besteht darin, dich während deines Vortrages wohlwollend anzuschauen. Absolut sinnvoll ist es, mit dieser Person oder jemandem anders, dein Skript vorher durchzugehen und Stellen zu finden, wo es hakt und diese verständlicher zu formulieren.
Nimm Zuflucht in positiven Bewusstseinsinhalten! Mach' dir klar, dass du dich sorgfältig vorbereitet bist und du dir nichts vorzuwerfen hast. Mach' dir klar, dass alles okay mit dir ist, auch wenn es sich vielleicht gerade anders anfühlt. Sei dir bewusst über die Sinnhaftigkeit deines Tuns! Du möchtest eine Sache positiv voranbringen, du willst deine natürlich Kompetenz entfalten. Dafür hast du den Segen. Fühl' dich gerne damit eingebunden in eine höhere Macht und davon begleitet.
Ganz wichtig: Belohne dich! Die Gewohnheitsforschung hat eindeutig belegt, wie Belohnen zu Hormonausschüttungen führt, die dem Gehirn erlauben, Synapsen neu zu verschalten. Verhaltensänderungen gelingen also am leichtesten mithilfe von Belohnungen. Wenn du beschlossen hast, neue Wege zu beschreiten und dich selbst bei verschiedenen Gelegenheiten auszuprobieren, verschaffe dir die Aussicht auf eine Belohnung nach deiner Mutprobe. Und warum nur danach? Schon während du dich präsentierst, kannst du dich auf positive Reaktionen der anderen konzentrieren und an ihnen erfreuen. Auch ein Schluck Wasser, ein bewusster tiefer Atemzug, ein inneres Strecken kann eine Belohnun sein.
Was uns das gute Auftreten oft so schwer macht, ist der innere Kritiker oder die innere Kritikerin. Gerade ein Situationen, in denen die Aufmerksamkeit auf uns gerichtet ist, kommt dieser Anteil unseres Unterbewusstseins hervor und überzieht uns mit Vorwürfen, die unangenehme psychische Reaktionen verursachen. Hier ist es wichtig, im erwachsenen Ich zu bleiben und zu erkennen, dass diese Vorwürfe haltlos und übertrieben sind. – Genauso wie es wenig Sinn macht, Angst zu ignorieren, kann der innere Kritiker nicht ausgeblendet werden. Besser ist es, seine starke Energie anzuerkennen und zu lenken, in dem man ihn innerlich anredet, in etwa so: ah, da bist du ja, ich habe schon auf dich gewartet. Danke für deine Hinweise, aber du weißt, dass sie nicht zutreffen. Setz' dich jetzt zu den anderen! Wenn ich dich brauche, werde ich dich fragen! Nach meiner Rede kannst du mir gerne sagen, was ich beim nächsten Mal besser machen kann.
Zu guter Letzt: Es kann sein, dass Ängste vor anderen Menschen aufzutreten, so stark sind, dass man darunter stark leidet und dass man sie alleine nicht überwinden kann. Dann ist es wirklich dran, einen Therapeuten oder eine Fachärztin aufzusuchen, um abzuklären, ob es sich eventuell um eine psychische Störung handelt und um zu besprechen, was es braucht, um diese zu überwinden.
Die Herausforderung, kompetent aufzutreten als Einladung zum Spiel
In unserer Kultur neigen wir dazu, unsere Probleme und Schwierigkeiten persönlich zu nehmen. Wenn es uns also schwer fällt, kompetent aufzutreten, übersehen wir, dass das fast allen Menschen schwer fällt. Die Extrovertierten haben eine Begabung, sicher aufzutreten, die Introvertierten hingegen verfügen über gute bis sehr gute Sachkompetenzen. Die Anforderung, kompetent aufzutreten, ist die Aufgabe, zwei gegensätzliche Begabungen zusammen zu bringen, von denen die meisten Menschen erst einmal nur über eine verfügen.
Alle Schwierigkeiten werden leichter, wenn wir darüber schmunzeln können, statt darunter zu leiden. Nehmen wir doch die täglichen Herausforderungen zu kompetenten Auftreten als Einladungen des Lebens zum Tanzen und Spielen. Dann stehen Freude am Ausprobieren und am Erforschen im Vordergrund. Klar entdeckt man dabei auch Irrwege und Sachgassen, aber was ist das schöne an Tanz und Spiel? Es gibt immer einen Weg!
Autor: Peter Klapprot, Heilpraktiker (Psychotherapie)
Thema: Kompetent Auftreten – Genau so, wie du bist
Webseite: https://www.psychotherapie-ruhr.de
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