Krankenschwester Sonja ist gestresst. Das Telefon klingelt, ein Patient hat Schmerzen und klingelt nach ihr, ein anderer Patient wartet auf seine Aufnahme und das Mittagessen müsste längst ausgeteilt sein. Dazu kommt die Sorge um ihre Mutter, die auf der Intensivstation liegt und um ihre Kinder, die sich nun zuhause selbst versorgen müssen, weil niemand zur Betreuung da ist.
Gerade will sie ihrer Kollegin entnervt zurufen, dass sie sich gefälligst allein um den Patienten kümmern soll, als ihr ein Gedanke kommt. „Ich komme sofort“ ruft sie und verschwindet für 5 Minuten in den Pausenraum. Dort angekommen atmet sie tief durch, schließt die Augen und stellt sich vor wie sie von einem warmen weichen zartgrünen Nebel umhüllt wird. Sie lässt den Nebel durch ihren ganzen Körper fließen, lässt sich von ihm einhüllen, packt gedanklich all ihre Sorgen hinein und stellt sich vor wie mit jeder Ausatmung alles von ihr wegfließt und sie stattdessen bei jeder Einatmung Ruhe und Gelassenheit aufnimmt.
Nach 5 Minuten geht sie lächelnd zu ihrer Kollegin und auch die anderen Arbeiten gehen ihr leicht von der Hand.
Melanie erwartet in 6 Monaten ihr zweites Kind. Weil die erste Geburt sehr schmerzerfüllt und kräftezehrend war, hat sie sich dieses Mal entschlossen mithilfe von Hypnose eine entspanntere Geburt zu erleben. Dazu hat sie 4 Kurseinheiten bei ihrer Heilpraktikerin gebucht, in denen auch Übungen für zuhause enthalten sind. Jeden Abend legt sich Melanie nun für einige Minuten hin und geht in Gedanken durch eine Tür hinter der sich die für sie optimale Geburt verbirgt. Sie nimmt Kontakt zu ihrem Baby auf und stellt sich vor wie sie ihm mit jedem Atemzug den Weg auf die Welt erleichtert. Sich selbst sieht sie als zufrieden lächelnde Gebärende, die jede Wehe nutzt um die Geburt voranzutreiben und hält am Ende glücklich ein ruhiges Baby in den Händen. „Es beruhigt mich sehr, aktiv selber beitragen zu können, damit mein Baby entspannt auf die Welt kommt. Meine erste Geburt ging über viele Stunden, war extrem schmerzhaft und am Ende kam meine Tochter völlig erschöpft auf die Welt. Dieses Mal hoffe ich, dass es schneller geht und ich mithilfe der Hypnose eine sanfte Geburt erlebe.“
Peter ist selbständig in einem Handwerksbetrieb. Einer seiner Mitarbeiter fällt längere Zeit aus und die Auftragslage ist nicht die Beste zurzeit. Das Haus muss abbezahlt werden und er möchte seinen Kindern wenigstens 2 Wochen Urlaub auf dem Campingplatz am Meer ermöglichen, weil es letztes Jahr schon nicht geklappt hat. Abends fällt er todmüde ins Bett, aber kann nicht schlafen, weil die Gedanken kreisen. Am nächsten Morgen steht er wie gerädert auf und ärgert sich, dass er nicht vollen Einsatz zeigen kann und die Arbeit liegen bleibt. Weil er durch den Schlafmangel permanent gereizt ist, hat seine Frau ihn letzte Woche zur Hypnosetherapeutin geschickt.
Anfangs war er skeptisch, hat dann aber doch begonnen die Übungen zuhause zu machen. Jetzt liegt er abends im Bett, hört leises Meeresrauschen und stellt sich Folgendes vor: er liegt gemütlich am warmen feinen Strand, die Sonne scheint, ein angenehmer Wind weht und er schaut in die Wellen. Und mit jeder Welle werden die Gedanken in seinem Kopf weggespült bis er sich völlig frei und entspannt fühlt. Nach wenigen Minuten schläft Peter dabei ein, steht morgens mit frischer Energie auf und startet gelassen in seinen Arbeitstag.
Dies sind nur 3 Beispiele von vielen bei denen Selbsthypnose effektiv eingesetzt werden kann.
Was ist Hypnose und insbesondere die Selbsthypnose eigentlich genau?
Die meisten Menschen denken beim Stichwort Hypnose an die Schlange Kaa aus dem Dschungelbuch, die mit ihren Augen die Menschen willenlos gemacht hat oder an irgendwelche Hypnoseshows bei denen wahllos Menschen aus dem Publikum dazu gebracht werden seltsame Dinge zu tun um für die Belustigung der Umstehenden zu sorgen.
Dabei ist Hypnose weder Zauberei noch ein schwer zu erlernendes Phänomen. Bereits Mitte des 18.Jahrhunderts führten Chirurgen wie James Braid oder James Esdaile Operationen an hypnotisierten Patienten durch. Hypnotiseure wie Milton H. Erickson oder Dave Elman entwickelten die Hypnotherapie weiter, so wie sie auch heute noch häufig angewandt wird.
Hypnose ist gekennzeichnet durch einen Zustand tiefster Entspannung zwischen Wachen und Schlafen. Das Unterbewusstsein ist dabei extrem fokussiert und reagiert sensibel auf Suggestionen. Diese können vom Hypnotiseur oder auch selbst durch Autosuggestion eingegeben werden. Dabei geht man zunächst in Trance bzw. tiefe Entspannung.
Im Anschluss reist man dann in Hypnose gezielt an bestimmte Orte oder stellt sich Situationen vor. Die Induktion der Trance kann durch Autogenes Training, Meditation oder spezielle Einleitungstechniken erfolgen. Hierbei konzentriert sich der Anwender auf Körper und Atmung und sinkt dabei immer tiefer in die Entspannung. Danach können Probleme bearbeitet, Lösungsstrategien entwickelt, neue Verhaltensweisen implementiert oder einfach nur Stress abgebaut werden. Der Fantasie sind dabei wenig Grenzen gesetzt, da das Unterbewusstsein in diesem Zustand sehr empfänglich ist. Der Anwender erhält dabei mitunter sehr unkonventionelle Impulse, die im wachen Zustand meist nicht zugänglich sind.
Selbsthypnose erlernen kann jeder. Menschen die bereits Erfahrung mit bestimmten Entspannungstechniken haben tun sich dabei meist leichter. Ebenso wie Menschen, die bereits eine Hypnosesitzung bei einem Therapeuten erlebt haben. Je weniger man sich unter Druck setzt, umso einfacher gleitet man in die Entspannung und umso wirkungsvoller ist die folgende Sitzung.
Anwendungsgebiete der Selbsthypnose
- Selbsthypnose zum Stress-Abbau
- Selbsthypnose zur Ernährungsumstellung und Gewichtsreduzierung
- Selbsthypnose zur Raucherentwöhnung
- Selbsthypnose zur Geburtsvorbereitung
- Selbsthypnose zur Behandlung von Schlafstörungen
- Selbsthypnose zur Entwicklung neuer Ideen und Lösungen
- Selbsthypnose zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte
Falls Sie nun neugierig geworden sind und Lust haben die Selbsthypnose auch einmal auszuprobieren gebe ich Ihnen nun eine Anleitung um direkt damit zu starten:
Anleitung zur Selbsthypnose
1. Schaffen Sie sich eine ruhige ungestörte Atmosphäre. Sorgen Sie dafür dass für ca. 15 Minuten kein Telefon klingeln kann und Sie von niemandem gestört werden.
2. Setzen oder legen Sie sich bequem hin. Falls Sie zum Frieren neigen nehmen Sie eine warme Decke und dicke Socken.
3. Schließen Sie die Augen und atmen Sie langsam und gleichmäßig. Mit jedem Atemzug werden Sie dabei ruhiger und gelassener.
4. Machen Sie gedanklich eine Reise durch Ihren Körper. Beginnen Sie beim Kopf und enden Sie bei Ihren Füßen und entspannen dabei bewusst jedes Körperteil indem Sie tief dorthin atmen. Mit jedem Atemzug fühlt sich ihr Körper entspannter an und Sie sinken mehr und mehr in eine angenehme Trance.
5.Nun stellen Sie sich vor wie Sie mit einer Rolltreppe nach unten fahren bis Sie vor einer Tür ankommen. Hinter dieser Tür verbirgt sich Ihr sicherer Ort.
6. Öffnen Sie die Tür und schauen Sie sich um. Möglicherweise erwartet Sie hinter dieser Tür eine bunte Blumenwiese oder ein klarer Bergsee oder feiner weißer Sandstrand mit Meeresrauschen. Horchen Sie in sich hinein und achten Sie auf alle Impulse die Ihnen Ihr Unterbewusstsein in diesem Moment schickt. Gerüche, Empfindungen, Farben, Töne...
7. Nehmen Sie die Stimmung dieses für Sie perfekten Ortes intensiv in sich auf, stellen Sie sich vor wie Sie das Gefühl der Sicherheit und Gelassenheit, die dieser Ort für Sie ausstrahlt mit jedem Atemzug noch tiefer in sich aufnehmen. Fühlen Sie sich dabei vollkommen wohl und geborgen und genießen Sie für einige Momente diese besondere Stimmung.
8. Haben Sie das Gefühl nun ganz entspannt zu sein, verabschieden Sie sich von diesem Ort und fahren Sie mit der Rolltreppe wieder nach oben.
9. Zählen Sie innerlich bis 3 und suggerieren Sie sich, dass Sie mit jeder Zahl wieder wacher werden.
1 – Ihr Puls und Ihr Blutdruck stabilisieren sich wieder auf für Sie normale Wachwerte. Ihre Atmung wird wieder schneller.
2 – Sie nehmen Ihre Umgebung immer mehr wahr, hören Geräusche, spüren Ihren Körper wieder intensiver.
3 – Sie öffnen die Augen und sind wieder ganz im Hier und Jetzt und fühlen sich erholt wie nach einem ausgedehnten Mittagsschlaf.
Je öfter Sie diese Übung machen, umso leichter wird es Ihnen gelingen in Trance zu gehen. Mit der Zeit können Sie die Übung ausbauen und auf die Anwendungen ausweiten, wie ich sie weiter oben im Artikel erwähnt habe. Viel Freude und Erfolg im faszinierenden Feld der Selbsthypnose wünscht Ihnen,
Autor: Eva Huber
Thema: Selbsthypnose erlernen
Webseite: http://heilpraxisevahuber.vpweb.de
Autorenprofil Eva Huber:
Eva Huber, Heilpraktikerin, Schwerpunkt Hypnosetherapie