Die Akupunktur ist als äußere Anwendung ein Teil der TCM (traditionelle chinesische Medizin). Sie wird seit Jahrtausenden erfolgreich angewendet.

akupunktur-punkte-koerper

Leider ist es bis heute aus wissenschaftlicher Sicht nicht zufriedenstellend zu beantworten, wie genau sie funktioniert. Empirische Studien zeigen jedoch, dass  Akupunktur bei Schmerzzuständen durch Rücken- und Gelenkproblemen Wirkung zeigt. Eine Studie unter der Leitung von Andrew Vickers vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York konnte zeigen, dass Akupunktur bei chronischen Schmerzen die bessere Wirkung als das Placebo hat.(Deutsches Ärtzeblatt, 12.09.2012)

In der  langjährigen Erfahrung der Naturheilkunde hat sich herausgestellt, dass Akupunktur bei sehr vielen Krankheitsbildern hilfreich ist, ob bei Migräne, nervösen Störungen, Allergien, Verdauungsproblemen aller Art, Nebenhöhlenentzündungen oder auch gynäkologischen Erkrankungen, sowie in der Kinderwunschbehandlung.

Wie kann ich mir den Ablauf der Akupunkturbehandlung vorstellen?

In der Philosophie der Jahrtausende alten chinesischen Medizin geht man davon aus, dass die Lebensenergie das „Chi „ in Leitbahnen, den sog.“ Meridianen“ des Körpers fließt. Die Meridiane haben Punkte, die genau fest gelegt sind. Die weibliche Energie das „Yin“ und die männliche Energie das „Yang“ müssen sich im Einklang befinden. Besteht innerhalb des Energiekreislaufs,  der wiederum verschiedenen Elementen und  Organen zugeordnet ist, ein Ungleichgewicht, geht es in erster Linie darum diese Energie wieder ins Fließen zu bringen. Es kann also eine „Fülle“ oder „ Leere“ in bestimmten Meridianen entstehen. Die Yin- Energie ist passiv. Sie bezeichnet Struktivität, etwas in Ruhe befindliches, eine Fixierung im Stoff, ein Speicher. Die Yang-Energie ist aktiv, bedeutet  das Dynamische, etwas Auslösendes, einen Impulsgeber.

Die 5 Elemente als Basis der Akupunktur

Es gibt in der chinesischen Sicht 5 Wandlungsphasen der Energie im Körper und deren Elemente:

Holz: Leber/ Galle

Emotion: Zorn, Schreck
Geschmack: sauer

Feuer: Herz/Dünndarm

Emotion: Freude, Lust
Geschmack: bitter

Erde: Magen/Milz

Emotion: Grübeln
Geschmack: süß

Metall: Lunge/Dickdarm

Emotion: Sorgen, Trauer
Geschmack: scharf

Wasser: Niere/Blase

Emotion: Furcht
Geschmack: salzig

Aus chinesischer Ansicht nähren sich die Elemente gegenseitig. Es gibt aber auch Elemente, die sich bändigen können, wenn ein Element zu viel Energie besitzt. Das Ziel der Therapie ist also mit Hilfe dieses Wissens, dort  zu akupunktieren, wo man entweder ein Element nähren oder bändigen kann. Hierzu gibt es Regeln z.B. die „Mutter-Kind-Regel“ oder „Bändiger-Regel“. Das ausgleichende Element ist übrigens immer das Element Erde, die sog. „Mitte“.

Egal welche dieser Regeln man anwendet, man wird die richtigen Punkte finden.

Wie man sieht, wird die Gemütsebene einbezogen: es wird klar, dass bestimmte Emotionen im Übermaß die Energie in den zugehörigen Organen schwächen können.

Wie funktioniert die Diagnose bei der Behandlung mit Akupunktur?

  • Augenschein (wie ist die Hautbeschaffenheit, Augenausdruck, Festigkeit des Gewebes, Atemrhythmus, Haarbeschaffenheit etc.)
  • Zungendiagnose (Belag, Farbe, Zittern beim Herausstrecken, Zahneindrücke etc.)
  • Anamnese (Aufnahme der Beschwerden, Modalitäten und Frage nach Schlaf und Ausscheidungen und bestimmten Belastungsfaktoren wie falsche Ernährung oder Kummer, Trauer, Ärger etc.)
  • Pulsdiagnose: hier gibt es verschiedene Pulsstellen, um den Energiezustand der Energiekreisläufe/Organsysteme zu ermitteln

Auch hier, wie in anderen ganzheitlichen Verfahren,  ist erst einmal eine schulmedizinische Diagnose irrelevant. Oft bestätigt sich natürlich in der Befragung und Untersuchung z. B. eine Leber/Galle-Problematik. Nach diesen Diagnosen kann man erkennen, in welche Punkte Nadeln gesetzt werden müssen (sedierend oder aktivierend). In manchen Fällen werden die Punkte nicht mit Nadeln behandelt, sondern es wird die Moxibustion angewendet. Dies bedeutet, dass über einem Akupunkturpunkt chinesischer Beifuß abgebrannt wird.

Um die Punkte zu suchen gibt es mehrere Methoden. Erstens gibt es eine genaue Beschreibung der Lage des Punktes, zweitens kann man z.B. den Puls zur Hilfe nehmen.

Da die TCM ist eine ganzheitliche Methode ist,  bedeutet das auch, dass innerliche Behandlung in Form von  Tees oder anderen natürlichen Mitteln zum Einsatz kommen.

Diese können in unserer westlichen Naturheilkunde angepasst werden, da wir nicht in China,  sondern in einer anderen Kultur, unter anderen klimatischen Bedingungen und mit anderer Ernährung leben. Schon Paracelsus sagte, dass das Kraut, das man benötigt, um gesund zu werden, vor der eigenen Haustüre wächst. So ist es sinnvoll, die Heilpflanzen der heimischen Herkunft  zu verwenden. Mit diesen kann man die betroffenen Organe neben der Akupunktur sinnvoll unterstützen. Ein Tee oder Pflanzenauszug, der mit Pflanzen aus unserer Flora und Fauna zusammengestellt wurde, ist eventuell sogar wirkungsvoller, als einer mit chinesischen Kräutern.

Wenn man die Akupunktur nicht zu klassisch sieht,  kann man sie auch mit Schüßler-Salzen  Bachblüten, Homöopathie und auch gut mit der Schröpf-Therapie  kombinieren.

tee mit minze

Selbstverständlich kann man in akuten  oder bei  bestimmten Krankheitsbildern zu bewährten Behandlungsschemata der Akupunktur  greifen. Dies bedeutet, dass es bekannte Punkte gibt, die bei bestimmten Beschwerden fast immer eingesetzt werden können. Dennoch empfiehlt sich vor jeder Akupunktur eine kurze Pulsdiagnose um den einen oder anderen Punkt zu variieren.

Um eine Verbesserung zu erzielen, sind zwischen 10 und 15 Akupunkturen als Block nötig. Eine Sitzung ohne Voruntersuchung dauert ca. 20 min. Wie viele Nadeln gesetzt werden, hängt vom Fall ab.

Andere Akupunktur-Methoden außerhalb der TCM

Im Laufe der Zeit haben sich auch andere Akupunkturmethoden wie die Ohrakupunktur nach Nogier, Augenakupunktur nach Boel und einige andere Verfahren entwickelt. In der Ohrakupunktur bedient man sich Reflexpunkten am Ohr, die in Beziehung zu Organen stehen. Interessant ist an dieser Methode v.a. der RAC (radioauriculärer Puls), der bei der Bestimmung der Punkte und zum Testen von Substanzen hilft.

Bei der Augenakupunktur nach Boel handelt es sich um ein bewährtes Schema für alle Augenerkrankungen von Glaukom, Netzhautablösung bis zur Maculadegeneration  in Kombination von Punkten am Ohr und am Körper.

Ebenso existiert die Laserakupunktur, die bei Kindern oder Menschen, die Angst vor Nadeln haben eine sinnvolle Alternative ist.

Die Akupunktur in der heutigen Medizin und in der Zukunft

Die Akupunktur in ihren Varianten, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben,  ist ein ganzheitliches Verfahren, das richtig angewandt, zahlreiche Verbesserungen im akuten und chronischen Krankheitsfall bewirken kann. Sie ist gut kombinierbar mit vielen anderen naturheilkundlichen oder auch schulmedizinischen Verfahren und deshalb heute nicht mehr wegzudenken. In der Palliativmedizin und bei der Behandlung von chronischen Schmerzen  wird sie immer mehr Einzug halten. Auch in der Tiermedizin findet sie zunehmend mehr Anwendung. Bei Erkrankungen, für die die Schulmedizin keine Therapie kennt, ist ein Versuch mit Akupunktur immer eine Möglichkeit. In der Schweiz wurde die TCM, die anthroposophische Medizin und die Homöopathie der Schulmedizin gleichgestellt und muss von den Krankenversicherungen bezahlt werden. Dies würde ich mir auch für Deutschland und andere Länder in der EU wünschen, wobei die Akupunktur in vielen Fällen inzwischen auch von gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird, was ich als positives Zeichen  für die Zukunft sehe.

Quellen: Porkert/Hempen „Systematische Akupunktur“, Urban &  Schwarzenberg, 1985

Autor: Michaela Rettberg
Thema: Wie funktioniert Akupunktur
Webseite: https://www.michaela-rettberg.de/

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