Ursula Yngra Wieland, Heilpraktikerin für Psychotherapie, zertifizierte psychologische Beraterin (VFP)
Kommunikation ist ein Wort, das uns permanent über den Weg läuft. Wer aber hat die genaue Bedeutung auf dem Schirm? Kommunizieren bedeutet zusammenhängen, in Verbindung stehen, miteinander sprechen. Eine der Säulen eines stabilen Partnerschaftshauses ist funktionierende Kommunikation. Indem wir mit Partner*in sprechen, uns austauschen und zuhören, zeigen wir Interesse am anderen. Wir beweisen unsere Fähigkeit, Gefühle und Erfahrungen mitzuteilen, empathisch zu sein. Wir geben Partner*in das Gefühl, gesehen zu werden oder bekommen selbst dieses Gefühl vermittelt.
Eines der größten und am häufigsten vorkommenden Hindernisse für eine funktionierende Partnerschaft ist unklare oder unachtsame Kommunikation. Bei fast jedem Paar, das zu einer Paartherapie zu mir kommt, ist fehlgeleitete Kommunikation der Hauptgrund für das Knirschen im Beziehungsgetriebe. Jeder Mensch möchte gehört und verstanden werden – vor allem natürlich in einer Liebesbeziehung. Auch wenn wir nicht miteinandersprechen, drückt das eine Haltung aus. Ob wir reden oder schweigen, ob wir uns zu- oder abwenden, jede Form des Verhaltens, der Mimik und Gestik sowie der Subtext wird von unserem Gegenüber als Kommunikation verstanden. Es wird gedeutet und gewertet und dementsprechend wird darauf reagiert. Kommunikation ist erstens, was bei dem anderen ankommt und zweitens, was bei dem anderen ankommt. Gespräche sind in einer Partnerschaft genauso wichtig wie das Atmen. Um sinnvoll zu kommunizieren, ist es zunächst essenziell, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Männern und Frauen zu verinnerlichen. Fürsorge, Respekt, Zugehörigkeit, Hingabe, Verständnis, Wertschätzung und Sicherheit sind in erster Linie für Frauen wichtig. Für Männer sind diese Aspekte zweitrangig. Für sie sind Vertrauen, Akzeptanz, Anerkennung, Bewunderung, Zustimmung und Ermutigung wichtiger. Männer wollen Lösungen finden, Frauen wollten verstanden werden, allein daran scheitert schon so manches Gespräch. Geradezu toxisch sind die allgegenwärtigen Annahmen und (Fehl)-Interpretationen und die Missverständnisse, die daraus entstehen. In den meisten Beziehungen lösen genau diese Missverständnisse einen Strudel von Komplikationen, Streit und Kummer aus. Wie oft sitzt ein Paar vor mir, hört dem Partner*in zu und guckt basserstaunt.
„Ich wusste nicht, dass du das so aufgefasst hast!“
„Ich hatte keine Ahnung, dass dir das etwas ausmacht.“
Mit den meisten Paaren übe ich verschiedene Kommunikationstechniken während der Sitzungen ein. Manche davon sind in ihrer Wirkung anfänglich schmerzhaft, aber extrem gehaltvoll. Zuerst muss alles Nichtgesagte ausgesprochen werden. Verschwiegene Wut und Traurigkeit darf Raum finden. Es wird zugehört, auch wenn das Gesagte nicht gefällt – wenigstens Akzeptanz ist not-wendig. Kränkungen und alte Verletzungen dürfen angesprochen werden – und im Idealfall werden sie verziehen. Die Angst davor, sich zu öffnen ist oft sehr groß, vor allem bei Männern. Zuerst ist es wichtig, die Gefühle des anderen zu verstehen. Wünsche und Bedürfnisse des anderen wollen gehört und im nächsten Schritt verstanden und nachvollzogen werden. Das setzt voraus, diese auszudrücken, damit haben Frauen eher Mühe. Männer sind von weiblichen Gesprächsritualen genauso verwirrt wie umgekehrt. Irrungen und Wirrungen sind im Gesprächsleben von Paaren an der Tagesordnung, das ist aber nicht schlimm, wenn man hinterfragt, statt zu ignorieren.
Nachfragen hilft: „Was genau meinst du damit? Was bedeutet das für dich? Was möchtest du? Was brauchst du von mir?“
Wenn wir wissen, was Partner*in sich wünscht, können wir daran gehen, gemeinsam eine Lösung oder ein Ziel zu entwickeln.
„Was kann ich dazutun, welchen Schritt kannst du auf mich zugehen?“, sind Fragen, die weiterhelfen.
Es hilft nicht nur für die Beziehung, die unterschiedliche Art von Frauen und Männer in der Kommunikation zu verinnerlichen. Männliches Selbstverständnis basiert in der Regel auf Macht und Leistung. Das Gefühl der Erfüllung basiert auf Erfolgen, Autonomie ist für den Mann ein Zeichen von Autorität, Effizienz und Kompetenz. Daher sieht Mann es als Einladung, einen Rat zu geben, wenn Frau über ein Problem spricht. Das bedeutet für ihn Liebe und Hilfsbereitschaft.
Frauen dagegen sind beziehungsbewusst, nicht unbedingt vorrangig zielbewusst. Für sie sind Anteilnahme und Verständnis eine Quelle der Befriedigung, und Kommunikation ist dabei von größerer Bedeutung. Meistens wünscht sich Frau, dass Mann zuhört, versteht, und fragt, ob der Rat gewünscht ist.
Wiederum löst der von Frauen oft angewandte Gesprächsstil „Lass uns doch, wollen wir nicht...?“, der eigentlich zur Konfliktvermeidung eingesetzt wird, bei Männern Konflikte aus. Wenn Männer glauben, jemand versuche sie zu bevormunden, ohne das direkt und offen auszusprechen, fühlen sie sich manipuliert und vom „Feind“ bedroht, der umso heimtückischer zu sein scheint, weil er sich nicht offen zeigt. Wenn diese unterschiedlichen, meistens unbewusst angewandten Eigenheiten verstanden werden, entzerren sich Konflikte. Es ist hilfreich, in der Kommunikation auf folgende Punkte zu achten:
- Sprechen Sie in der Ich-Form
Ich fühle mich eingeengt, wenn ... - Machen Sie auf die eigene Person bezogene Äußerungen
Ich mache mir Sorgen, wenn ... - Vermeiden Sie Verallgemeinerungen und Pauschalisierungen – beziehen Sie sich auf eine konkrete Situation
Anstatt „immer“ und „nie“ zu verwenden: Gestern Abend war ich sehr müde, trotzdem ... - Vermeiden Sie Charakter- oder Persönlichkeitszuschreibungen und beziehen Sie sich konkret auf störendes Verhalten
Ich mag es nicht, wenn du deine Sachen überall herumliegen lässt, statt: Du bist schlampig - Selbstöffnung – Emotionen, Mitteilung von Gefühlen, Bedürfnissen, Wünschen, Erwartungen
Ich fühle mich, ich wünsche mir, ich brauche - Aktives Zuhören Blickkontakt, positives Feedback
Verstehe ich richtig, dass du...
Ich danke dir für ... - Offenes unvoreingenommenes Nachfragen ohne Interpretationen und Manipulationen
Was willst du mir damit sagen?
Wie soll ich das verstehen?
Ein wundervolles Heilmittel für kränkelnde Kommunikation sind strukturierte Paargespräche. Dabei tauscht sich das Paar in einem festgelegten Setting über ein vorher gewähltes Thema aus. In einer festen Struktur über Probleme zu sprechen, verhindert das Abrutschen in die alten, meist suboptimalen Gesprächsmuster und schafft Lösungen.
Achtsame Kommunikation macht das Paarleben angenehmer und strahlt in viele Lebensbereiche aus. Egal, ob es um die Organisation des Alltags, die Freizeit, Kindererziehung oder um Sex geht, wer aufmerksam in der Kommunikation ist, hat mehr Spaß.
Eine Anmerkung zum Schluss, weil sich dieses Thema immer wieder als Zankapfel bei Paaren erweist:
Kommunikation über Textnachrichten, die über „Bring bitte Mehl mit“ hinausgeht, sollten Sie unterlassen. Gerade bei Textnachrichten muss bedacht werden, dass Empfänger*in interpretiert. Wir wissen nicht, in welcher Stimmung sie oder er gerade ist. Vielleicht sind Sie selbst gerade gereizt, oder haben wenig Zeit und drücken sich daher anders aus als gewohnt. Und schon beginnt die Abwärtsspirale aus Missverständnissen, Vorwürfen und Drama. Also: Keine Grundsatzdiskussionen oder Gespräche über Textnachrichten, wenn Ihnen eine gesunde Kommunikation in der Partnerschaft am Herzen liegt.
Lassen Sie uns im Gespräch bleiben!
Autor: Ursula Wieland, Heilpraktikerin für Psychotherapie
Thema: Warum ist Kommunikation in einer Beziehung so wichtig?
Webseite: http://www.lebenscoaching-muenchen.de
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