Keine Hoffnung mehr

Keine Hoffnung mehr haben heißt, eine pessimistische innere Ausrichtung, eine negative Erwartung in ein zukünftiges Ereignis oder einen grundlegenden Zustand (wie etwa tödliche Krankheit oder finanzieller Ruin) ohne jedoch genau zu wissen, dass das Ereignis oder der Zustand tatsächlich eintritt.

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Hoffnungslosigkeit ist die umfassende antizipierende Emotion, begleitet von Angst, Sorge, Verzweiflung, Traurigkeit, Resignation, innerer Leere, Schuldgefühlen, einem geringen Selbstvertrauen und Selbstwert, was die Motivation des Menschen negativ bestimmt. Wer hoffnungslos ist, hat den Antrieb verloren, das eigene Morgen zu gestalten, da das heute nicht mehr bewusst erlebt bzw. gelebt wird. Ziele und der Sinn im Leben schwinden, es kann nichts Sinnvolles mehr erreicht werden.

Wer sich hoffnungslos fühlt, ist sprichwörtlich „auf verlorenem Posten“, „in einer Sackgasse“, „am Abgrund“, „am absoluten Nullpunkt – Tiefpunkt“, „chancenlos“, „festgefahren“, „ausweglos“, „am Boden“, “am Ende“.

Menschen, die sich aktiv demotivieren, steigen sich emotional in negative Erwartungen hinein. Sie suchen nach Informationen, die für das befürchtete negative Ereignis relevant sind und dieses immer wieder bestätigen. Passive Demotivation bedeutet untätiges Warten, der Glaube, dass die Zielerreichung außerhalb der eigenen Kontrolle liegt. Mögliche Mittel, ein Ziel zu erreichen, werden nicht gesehen, bzw. vollständig ausklammert. Die Betroffenen finden sich in einer Art Gleichgültigkeit wieder, in der sie sich nicht in der Lage sehen, die eigene Zukunft zu planen.

Die Willenlosigkeit und Ausweglosigkeit wird stabilisiert, indem die Menschen verkrampft versuchen, mit allen Mitteln an etwas festzuhalten oder ihre Ziele zu erreichen. Sie akzeptieren nicht, dass es alte, überholte Vorstellungen sind, die nicht mehr passen, dass sie die Dinge nicht ändern können. Sie fokussieren sich auf das, was sie nicht lenken und nicht ändern können. Häufig kommunizieren sie nicht klar, was sie wollen und was sie stört, fressen alles in sich hinein und sind undankbar.

Hoffnungslosigkeit tritt bei einer Reihe von Krankheiten auf. Sie kann als Symptom bei Traumata, Burnout, Depressionen, Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, suizidgefährdeten Menschen und anderen Erkrankungen vorkommen. Sie kann auch als Folge einer Diagnose oder im Verlauf einer schweren Krankheit (Krebs, Multiple Sklerose, Rheuma etc.) auftreten. Wenn Katastrophen passieren, Stress sehr lange anhält, die eigenen Werte, die eigenen Fähigkeiten infrage gestellt werden, Familie und Freunde, der Bezug zu Tieren, Musik, Tanz, der Natur fehlen, bzw. abhandenkommen.

Keine Hoffnung mehr und nun?

Eindringliche Erfahrungen mit dem Leben, dem Sein, der Auseinandersetzung mit dem Tode und mit dem Prinzip „Hoffnung“ kann uns Viktor Frankl (1905-1997), der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse geben.

1942 wurden er und seine jüdische Familie unter dem Regime des Nationalsozialismus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. In vier verschiedenen Konzentrationslagern, darunter Auschwitz, musste Frankl miterleben, wie sein Vater, seine Mutter, sein Bruder und seine Frau ermordet wurden, bis er schließlich 1945 von der US-Armee befreit wurde.

Eines seiner bekanntesten Werke ist das im Jahr 1946 erschienene „… trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“, in dem Frankl seine Erlebnisse und Erfahrungen schildert. Er beschreibt, wie ein Mensch selbst in der ausweglosesten Situation und im größten Leid noch die innere Freiheit dazu hat, sich zu seiner Lage würdevoll einzustellen und ihr damit einen Sinn zu verleihen.

Viktor Frankl durchlitt viele Tage im Konzentrationslager ohne seine Hoffnung weg zu werfen. Im Wissen darum, dass jemand oder etwas auf ihn wartet, hielt er am Leben fest und beschrieb aus psychologischer Sicht die Strapazen des Konzentrationslagers. Die Gefangenen, die etwas hatten, wofür sie lebten oder woran sie glaubten, überlebten. Diejenigen, die die Hoffnung verloren und die Suche nach einem Sinn aufgegeben hatten, überlebten nicht lange. Er erkannte, dass wer ein „Wozu“ im Leben hat, fast jedes „Wie“ ertragen kann. Menschen haben ein Bedürfnis nach Sinn, ja sie sind auf Sinn hin geschaffen.

Im Konzentrationslager, in extremer trostloser und hoffnungsloser Situation, fand Viktor Frankl Trost und Hoffnung im Vorgriff auf die Zukunft. Er hat seine Vorstellungskraft genutzt, um sein Leiden zu überwinden „Da stellte ich mir vor, ich stünde an einem Rednerpult in einem großen, schönen, warmen und hellen Vortragssaal und sei im Begriff, vor einer interessierten Zuhörerschaft einen Vortrag zu halten unter dem Titel Psychotherapeutische Erfahrungen im Konzentrationslager und ich spräche gerade von alledem, was ich – soeben erlebte. Alles, was mich in diesem Moment bedrückte, wurde objektiv, aus der Ferne der Wissenschaft gesehen und beschrieben. Auf diese Weise gelang es mir irgendwie, mich über die Situation, über die Leiden des Augenblicks zu erheben, und ich betrachtete sie, als ob sie bereits der Vergangenheit angehörten." Frankl dachte nicht daran, die Hoffnung aufzugeben und die Flinte ins Korn zu werfen. „Denn kein Mensch wisse die Zukunft, kein Mensch wisse, was ihm vielleicht schon die nächste Stunde bringe.“ Positive Gedanken können von einer furchtbaren Realität ablenken. Trotz aller Qualen und Demütigungen hat Frankl weitergemacht, weil er sich in sich selbst zurückziehen konnte. Sein Körper war besiegt, aber sein Geist blieb unbezwingbar. Ein starker Geist war der einzige Grund, warum Frankl und wenige andere überleben konnten.

Frankl ist mit seiner Hoffnung dem Leid, dem Schmerz und Unglück nicht gewichen, sondern hat dagegengehalten. Leiden verursacht eine fruchtbare, radikal transformierende spirituelle Spannung, die einem Menschen auf emotionaler Ebene hilft, zu erkennen, was sein sollte. Im Leiden eines Menschen offenbart sich tiefe Weisheit, die höher ist als jede Vernunft. Für das innere Leben sind Trauer und Reue voller tiefer Bedeutung. Die Hoffnung wird hierbei zu einem tröstenden Gefühl, das das Leiden oder den Verlust beruhigt und tiefe Geborgenheit schenkt. Hoffen in der Untätigkeit, das bedeutet also: Abwarten, Vertrauen, sein lassen und Treue halten. Man kann nichts tun – und kann eben doch was tun, nämlich auf der Ebene des Geistigen.

Was sind Quellen von Hoffnung? Was kann man bei Hoffnungslosigkeit tun?

Sich emotionale Unterstützung, persönliche Ermunterung, emotionalen Beistand bei positiven Menschen holen, die bestärken und ermutigen, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Toxische Menschen meiden, denn diese sehen nur Probleme, beschuldigen, ziehen einen herunter, überschreiten ständig Grenzen, verletzen und rauben Energie.

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Wenn sich negative Gedanken und Gefühle anstauen, kann es hilfreich sein, alles Negative rauszulassen. Vielleicht hilft es in den Wald zu gehen und einfach mal zu schreien und zu schimpfen. Oder auf einen Boxsack einzuschlagen. Auch schreiben kann helfen, den Frust loszulassen, um sich im Anschluss wieder auf positive Dinge zu konzentrieren.

Aktive Bewältigung von Problemen, durch aktives ergreifen von Maßnahmen, um die Situation zu verändern oder die negativen Auswirkungen einer Situation zu mildern.

Selbststeuerung, durch Fokussierung auf Dinge, die man selbst beeinflussen oder tun kann. Mögliche Handlungsstrategien und zukünftiger Schritte schriftlich fixieren und den Fokus auf das aktuell Machbare richten. Sich dabei an Situationen oder Krisen erinnern, die ähnlich waren, schon bewältigt wurden. Hilfreich können auch Erlebnisse von Freunden oder Vorbildern sein, die sich in einer (scheinbar) ausweglosen Situation befanden und herausgefunden haben.

Die Realität annehmen, akzeptieren, wie sie ist, die Situation nicht ignorieren, so gelingt ein aktiver und konstruktiver Umgang. Auch sollten keine Schuldzuweisungen gemacht werden, das hilft nicht weiter. Hoffen heißt, zu akzeptieren, dass es gerade nicht gut ist, aber grundsätzlich besser werden kann.

Die Situation aus einer anderen Perspektive betrachten, eine positive Neubewertung der Situation vornehmen, die Chancen in der Situation sehen ohne das damit die negativen Aspekte geleugnet werden.

Schöne Erlebnisse in der freien Natur (Ort des Rückzugs, Kraft- und Energiespender), im Grünen suchen. Dabei ist die Farbe Grün ein positives Symbol für Hoffnung. Im Frühjahr erblüht und erwacht alles zu neuem Leben in satten, saftigen Grün. So erinnern das Frühlingserwachen und die Natursymbolik daran, dass das Leben immer weiter geht.

Dankbarkeit üben, das heißt, die Suche, Wertschätzung, Anerkennung des (kleinen) Glücks, der (kleinen) Freuden, die bereits da sind. Wer eine dankbare Haltung in seinem Leben etabliert, der gibt sich Zeit zum Innehalten, zur geistigen Rast und Besinnung. Dankbarkeit ist dann wie Durchatmen: Wir blicken auf unser Leben und erkennen dessen wahren Reichtum.

Das Ganze spielerisch, mit Humor nehmen, schöne Dinge suchen, neue Hobbys entdecken, bei denen die eigenen Talente und Fähigkeiten ausprobiert werden können. Das Selbstvertrauen und das Bewusstsein über die eigenen Stärken, Fähigkeiten, Kompetenzen stärken und für kleine Glücksmomente und Hoffnungsschimmer im Leben sorgen.

Sich an hoffnungsvollen Leitsprüchen, Lebensmotiven, Glaubenssätzen orientieren, wie:

  • „Jede dunkle Nacht hat ein helles Ende.“ (Nezāmi)
  • „Hoffnung ist die leise Stimme, die "VIELLEICHT" wispert, während die Welt "NEIN" schreit.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
  • „Am Ende wird alles gut werden. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“ (Oscar Wilde)
  • „Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens.“ (Friedrich Nietzsche)
  • „Es ist die Hoffnung, die den schiffbrüchigen Matrosen mitten im Meer veranlasst, mit seinen Armen zu rudern, obwohl kein Land in Sicht ist.“ (Publius Ovidius Naso)
  • „Wir können wohl das Glück entbehren, aber nicht die Hoffnung.“ (Theodor Storm)
  • „Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“ (Konfuzius)
  • „Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.“ (Immanuel Kant)
  • „Gegen die Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Heilmittel: Hoffnung und Geduld.“ (Pythagoras)
  • „Die Hoffnung ist wie die Sonne, die auf dem Weg dorthin den Schatten unserer Last hinter uns wirft.“ (Samuel Smiles)

Welche positiven Veränderungen kann eine hoffnungsvoll überwundene Krise haben?

Wer eine Krise erfolgreich bewältigt hat, gewinnt dadurch Selbstvertrauen, der Selbstwert steigt, da man erfahrener wurde, innerlich gewachsen und gereift ist, nun weiß, wie man mit schwierigen Situationen umgehen kann.

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Die Realität kann mit neuen Augen gesehen werden, die Lebensperspektiven ändern sich, es ergeben sich neue Möglichkeiten, die Prioritäten im Leben verschieben sich, das Leben bekommt eine neue Richtung.

Das Zwischenmenschliche gewinnt mehr an Bedeutung. Es wird erkannt, wie wichtig und wertvoll soziale Beziehungen sind; die Person kann engere und einfühlsamere Beziehungen zu anderen Menschen eingehen; das Verhältnis zu Freunden und Familienangehörigen wird tiefer und inniger; die Bereitschaft, zu helfen und Hilfe anzunehmen nimmt zu; die Empathiefähigkeit steigt.

Das spirituelle Wachstum, der eigene religiöse Glaube wird gestärkt; es findet eine stärkere Auseinandersetzung mit existenziellen Themen statt; der Sinn des Lebens rückt in den Fokus. Daran gekoppelt ist die intensive Wertschätzung des Lebens und die Lebensphilosophie „achtsam im Hier und Jetzt zu leben“. Das „Sein“ wird wichtiger als das „Haben“. Jeder Tag wird bewusster wahrgenommen, Dankbarkeit, Geduld, Genießen und Gelassenheit prägen stärker den Tag, der Augenblick wird stärker genossen und das Leben mit einer größeren Leichtigkeit genommen. Das Positive rückt in den Vordergrund; gute Energiefelder bestimmen das Leben.

Autor: Ralf Gast, Diplom-Psychologe
Thema: Keine Hoffnung mehr
Webseite: http://www.seelischebalance.de

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