Abschluss in der Tasche - was nun?

[Kolumne] Viele entwickeln zwar schon früh Berufswünsche, aber spätestens im Abi hat man dafür keine Zeit mehr und fokussiert eigentlich nur noch die finale Prüfung.

student abschluss

Oft lernt man dann in Praktika oder anderen Gelegenheiten neue Ideen und Menschen kennen, die einen dann vielleicht doch anders inspirieren. Aber was ist jetzt das Richtige? Was sollten wir unseren Kindern raten? Klar haben wir da natürlich auch Wünsche, dir soll es mal besser gehen als mir, Opa und Papa sind schon Architekt gewesen oder geh bitte nicht so weit weg. Was rate ich? Tu was dich glücklich macht und nichts anderes. Als ich Abitur machte, riet man davon ab, Lehramt zu studieren, weil es viel zu viele Lehrer gäbe. Und wie ist das heute?

Grundsätzlich freue ich mich, wenn meine Schüler sich nach dem Abitur für ein freies soziales Jahr entscheiden. Dann kann man mal etwas zurückgeben, muß sich nicht direkt nach dem Abitur entscheiden und kann erst einmal ein paar Erfahrungen machen, ohne gleich auf's Ganze zu gehen.

Aber sicherlich bringt auch ein Jahr oder kürzer mit dem Rucksack oder als Aupair durch ein fremdes Land Erfahrungen, die man nie mehr missen möchte. Muss man gleich eine Entscheidung für die nächsten 60 Jahre treffen? Bis unsere Kinder im Rentenalter sind, liegt das wahrscheinlich bei 75 und dann wäre es schade, wenn man nur Mama zuliebe Tiermedizin oder des Statuses wegen Jura studiert. Mach, was dich glücklich macht. Nichts anderes. Und wenn das dann nach einem Abitur mit einem Einserschnitt eben doch die Ausbildung zur Optikerin ist, dann ist es auch gut. Und wenn man dann sein Studium doch nach drei Semestern schmeißt, weil man merkt, Medizin ist nichts für mich, dann ist das auch in Ordnung. Werden wir später ein glücklicher Mensch, nur, weil wir unser Studium direkt durchgezogen haben? Oder werden wir eher ein glückliches Leben führen, weil wir auf unseren Bauch gehört und das gemacht haben, was uns glücklich macht? Wenn man sich umhört, wie viele bereuen, einen ganz gewissen Weg eingeschlagen zu sein, wie viele fangen mit 40 noch einmal an, ihre Schule nachzuholen oder zu studieren. Schade, dass viele dafür die Kraft erst nach vielen Jahren finden. Und leichter wird es dann ganz sicher auch nicht. Trotz alledem bietet der heutige Arbeitsmarkt wohl mehr Möglichkeiten als noch vor 20 Jahren. Da hieß es, der Lebenslauf solle eine deutliche Linie zeigen und verschiedene Stellen oder angefangene Ausbildungen waren für künftige Einstellungen kontraproduktiv. Heute heißt das eher, dass man offen für Neues und anpassungsfähig ist. Wie das in 20 Jahren aussieht, keine Ahnung...

Egal, tue, was dir jetzt richtig erscheint. Mach, was dich glücklich macht und nicht deine Eltern oder Leute beeindruckt, die deine Visitenkarte sehen. Geld ist nicht alles, ohne geht es leider oft auch nicht. Es reicht vermutlich, erst einmal sein Leben auf die Reihe zu bekommen, das Ziel vom eigenen Zweifamilienhaus kommt dann vielleicht später oder ist einfach nicht nötig. Was werden unsere Kinder ihren erzählen? Ich habe immer Geld auf dem Konto gehabt oder ich habe täglich neue Erfahrungen gemacht, Menschen geholfen und bin abends lächelnd nach Hause gefahren.

Ich selbst entschied mich nach einer übersprungenen Klasse und einem guten Abitur erst einmal für ein Jurastudium, schließlich würde man so etwas von mir erwarten. Erst eine schwere Krankheit zeigte mir, dass das nicht mein Weg ist. Und dann machte ich nur das, was mir gut tat. Heute bin ich glücklicher Schülercoach und Erziehungsberaterin, sicherlich nicht so angesehen wie Richter oder Staatsanwalt. Häufig werde ich gefragt, was ich dann hauptberuflich mache. Trotzdem weiß ich, dass Jugendliche nur wegen mir ihre Schule geschafft, Eltern nur wegen mir aus einer Krise stark werden konnten.

Ich weiß, dass ich morgens nicht nur fürs Geld aufstehe, sondern um das zu tun, worin ich gut bin. Und genau das wünsche ich unseren Jugendlichen, egal, wie viel Geld sie damit verdienen oder hohes Ansehen sie bekommen, egal, ob sich die Oma das immer für ihr Enkelchen gewünscht hat, egal, was auf der Visitenkarte steht. Da gibt es leider keine Zeile für glücklich.

Autor: Anke Wachtendorf - Schülercoach, Lern- und Erziehungsberatung, Verlagsautorin
Thema: Abschluss in der Tasche - was nun?
Webseite: http://www.schuelercoaching-wachtendorf.de

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