„Guten Morgen Frau Stehling, mein Name ist Mustermensch. Ich wollte mich bei Ihnen über den Verlauf einer osteopathischen Behandlung informieren. Wie lange dauert eine Sitzung, kommt man bei Ihnen auch so ein bis zweimal pro Woche und wie oft muss man denn kommen, bis es wieder besser wird?“
Diese oder ähnliche Fragen kommen häufig auf, wenn es darum geht zum ersten Mal einen Termin bei einem Osteopathen zu vereinbaren.
Da Osteopathie zumeist anteilig - viele gesetzliche Kassen bezuschussen mittlerweile einige Behandlungen - oder ganz selbst bezahlt werden muss, sind das wichtige und berechtigte Fragen, deren Antwort jedoch nicht einfach ist. Eine Vielzahl an Faktoren beeinflusst sowohl den Verlauf, als auch den Erfolg der Behandlung und somit natürlich auch die Menge der benötigten Termine.
Nachfolgende Einschätzungen und Beispiele basieren alle auf eigenen Erfahrungen aus über zehn Jahren osteopathischer Praxis und haben keine wissenschaftlich belegten Grundlagen. Sie dienen nur als grober Richtwert und stellen keinesfalls ein Heilversprechen dar.
Eine Behandlung in meiner Praxis dauert 45-50 Minuten. Beim ersten Termin findet zunächst ein Anamnesegespräch von 15-25 Minuten statt, bei dem die Thematik und die Vorgeschichte besprochen werden. Im Anschluss an die Behandlung beginnt die eigentliche „Arbeit“, die Selbstheilung ist angestoßen, der Körper hilft sich selbst.
Da der Körper hierfür eine gewisse Zeit benötigt, sind die Abstände zwischen meinen Behandlungen etwa drei bis vier Wochen. Die Ausnahme stellt der Abstand zwischen dem ersten und zweiten Besuch dar, da hier ein Teil der Behandlungszeit auf die Anamnese entfällt. Der zweite Termin wird daher innerhalb von ein bis zwei Wochen vereinbart.
Es spielt für die Behandlung meist eine relevante Rolle, ob ein Symptom erst neu und kurzfristig aufgetreten ist und somit als akut eingestuft wird, oder ob es bereits seit Monaten oder gar Jahren besteht und in diesem Fall bereits chronisch ist. Akute Symptome sind zumeist schneller zu beheben als Einschränkungen, die bereits seit Jahren bestehen.
Die Entstehung einer Thematik kann ebenfalls richtungsgebend für den Behandlungsverlauf sein. Sind Sie beispielsweise letzte Woche die Treppe heruntergefallen, auf Glatteis ausgerutscht oder hatten einen Unfall, ist die Ursache des Symptoms häufig das Trauma. Frische Traumata sind im Körper oft noch nicht manifest und bei schneller Unterstützung können hier ein bis zwei Termine völlig ausreichend sein.
Kommt Ihr Symptom schleichend, über einen längeren Zeitraum in der Intensität ansteigend und ohne ersichtlichen Auslöser, zeigt sich häufig eine lang bestehende Schwachstelle des Körpers, die er nicht mehr kompensieren konnte. In solchen Fällen ist die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens drei oder mehr Sitzungen notwendig sind recht hoch.
Für den allgemeinen Erfolg und die notwendige Dauer der Behandlung sehr bedeutsam sind auch die allgemeinen Umstände unseres Alltags, da diese maßgeblich die Fähigkeit der Selbstheilung beeinflussen.
Ein Patient, der durch die Arbeit sehr viel sitzen muss und wenig Ausgleich, wie regelmäßiges Spazieren, Dehnungen, Kraftsport, Yoga oder ähnliches hat, reagiert und regeneriert eher langsam. Geht ein Patient jedoch täglich mindestens zehntausend Schritte, macht noch etwas Krafttraining und regelmäßig Dehnübungen, spricht er oft schneller auf die Behandlung an.
Ähnlich verhält es sich mit unserem allgemeinen Lebensstil. Genügend Flüssigkeit und hochwertiges Essen können einen wichtigen Pfeiler darstellen, der dem Körper die Kapazität gibt, auf eine osteopathische Behandlung schnell und gut reagieren zu können. Auch einer der größten „Krankmacher“ in der heutigen Zeit - Stress - stellt einen entscheidenden hemmenden Faktor bei der Selbstheilungskapazität des Körpers dar.
Für die Menge der notwendigen Behandlungen gilt also auch, je mehr Eigenverantwortung der Patient im Rahmen der Therapie übernimmt, umso wahrscheinlicher ist eine schnelle Reaktion des Körpers.
Die Geschichte des Menschen spielt darüber hinaus eine wichtige Rolle. Gab es zum Beispiel bereits Operationen im Verlauf des Lebens, die am Körper innen und/oder außen Vernarbungen oder Verklebung hinterlassen haben könnten? Gab es Unfälle, die zwar zum aktuellen Thema nicht direkt gehören, den Körper aber bereits im Vorfeld belastet haben? Auch diese Faktoren sind von großer Bedeutung für die Fähigkeit des Körpers zu reagieren.
Es zeigt sich also, dass für die Bewertung der geschätzten Behandlungsdauer jeder Mensch ganz individuell betrachtet werden muss.
Eines der häufigsten Symptome, die Patienten in meine Praxis bringt, sind bereits lang bestehende und wiederkehrende Rückenschmerzen, in vielen Fällen den unteren Rücken betreffend. Diese entstehen oft durch unseren ungünstigen Lebenswandel. Zumeist beginnt es in der Ausbildung, plötzlich sitzt man acht Stunden am Tag, abends ist man erschöpft und holt die mangelnde Bewegung des Tages nicht mehr auf. Schnelles, überwiegend ungesundes Essen wird bevorzugt, entweder schnell in der Mittagspause gegessen oder gar nebenher bei der Arbeit.
Diese klassischen Rückenschmerzen entstehen nach meiner Erfahrung häufig auf Grund von Stau im Bereich des unteren Rückens. Stau bezieht sich hier auf die Blut- und Lymphbahnen und belastet dadurch die Nerven- und Blutversorgung des unteren Rückens, was in Folge zu Schmerzen führen kann. Eine Verbesserung der Beweglichkeit der Bindegewebestrukturen des Bauchraums (Organaufhängungen) bringt hier, nach meiner Erfahrung, meist schnell eine Erleichterung. Im Bereich von zwei bis vier Behandlungen erziele ich häufig einen guten Effekt. Damit dieser Erfolg dauerhaft bestehen bleiben kann, ist zwingend die Mitarbeit des Patienten gefragt. Mehr Bewegung ist die goldene Regel, gepaart mit einer Verbesserung der Ernährung, indem man sich für das Essen Zeit nimmt, gut kaut und auf hochwertige Lebensmittel achtet. Auch der bessere Umgang mit Stress ist ein maßgeblicher Faktor zur Unterstützung der Behandlungseffizienz.
Der zweithäufigste Grund, der Patienten zu mir führt sind Nackenschmerzen. Diese treten gern gepaart mit Schmerzen, Kribbeln oder gelegentlicher Taubheit in den Armen/Händen und Spannungskopfschmerzen auf. Gern beginnt der Patient hier schon die Beschreibung seiner Symptome mit dem Satz: „Ich weiß ja, dass das von der Haltung bei der Bildschirmarbeit kommt…“
Im Großen und Ganzen lässt sich diese Thematik mit den Schmerzen des unteren Rückens vergleichen, nur dass der Körper hier seine Schwachstelle in einem anderen Bereich hat. Das Phänomen des Staus und der zu hohen Spannung im Bindegewebe des Bauchraumes ist hier ebenfalls vorwiegend der auslösende Faktor. Die Vermittlung des Schmerzes läuft in diesem Fall allerdings über das Zwerchfell (unseren Atemmuskel, der den Brustraum vom Bauchraum trennt) zu seinem Nervenursprung, der Halswirbelsäule. So wird eine ähnliche Ursache zu einem anderen Symptom, den Nackenschmerzen. Hier liegen die gleichen Faktoren für die Häufigkeit der Behandlung zu Grunde wie oben.
Frauen, die zu mir in die Praxis kommen, bringen regelmäßig als Nebensymptom Schmerzen während der Periode (Dysmenorrhoe) mit. Außerordentlich traurig für mich ist die Tatsache, dass auf meine Fragen: “Haben Sie Regelschmerzen“ sehr häufig folgende Antwort kommt:“ Ja normal halt.“
Meiner Meinung und Erfahrung nach ist es „normal“ keine Schmerzen dabei zu haben. Regelschmerzen sind für mich überwiegend auf eine Unbeweglichkeit der Gebärmutter zurückzuführen, weswegen es beim Austreiben des Blutes zu Krämpfen kommt, die sehr schmerzhaft sein können. Diese Unbeweglichkeit hängt gern mit Spannungen im unteren Bauchraum zusammen und löst sich in vielen Fällen „nebenbei“ mit auf. Oft bedarf es nur ein bis zwei Behandlungen, um eine Besserung zu erzielen.
Weitere Gründe, weswegen meine Patienten mich aufsuchen, sind Schmerzen in den Knien oder Schultern, Verletzungen wie Umknicken, die nicht abheilen wollen und Schmerzen, die in das Gesäß, die Beine oder auch die Arme ziehen. Auch Probleme mit der Verdauung, dem Magen oder Stressreaktionen, wie Herzrasen oder Herzstolpern sehe ich, nachdem schulmedizinisch alles abgeklärt wurde, immer wieder in meiner Praxis. Hier würde es zu umfangreich werden, auf alles einzeln einzugehen, da die Ursache der Symptomentstehung beim Behandlungsverlauf hochrelevant ist. Zudem werde ich im Praxisalltag immer wieder überrascht, sowohl mit einer sehr viel schnelleren, als auch einer ausbleibenden Reaktion auf die Behandlung (letzteres zum Glück sehr viel seltener).
Was speziell die Behandlungsdauer in meiner Praxis betrifft, gebe ich meinen Patienten zu Beginn folgende Information:
„Es soll binnen drei Behandlungen eine Veränderung erreicht werden - es muss bis dahin nicht weg sein - aber es sollte anders sein. Zum Beispiel könnten die Schmerzen weniger geworden sein, woanders hinwandern oder sonst verändert sein. Passiert das nicht, dann brechen wir die Behandlung ab und Sie schauen nach einem anderen Weg.“
Autor: Severine Stehling
Thema: Osteopathie Behandlungsdauer
Webseite: https://www.osteopathie-stehling.de