Unser Darm ist ein sensibles Organ mit einem empfindlichen Mikroklima. Recht schnell kann er aus dem Gleichgewicht kommen und Störungen treten auf, die schließlich zu Erkrankungen führen.
Nicht nur unsere ungesunde Ernährung mit immer mehr Fertigprodukten, die zuviel Zucker und Fett und zuwenig Vitamine und wichtige Nährstoffe enthalten, ist für diese Störungen verantwortlich, zunehmend können auch Stress und Angst die Ursache sein.
Was bedeutet Reizdarm?
Das Reizdarm-Syndrom gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Verdauungstraktes. Es ist eine Funktionsstörung des Darmes und hat keine organische Ursache. Die Darmnerven stehen unter Dauererregung, da die Weitergabe der Impulse aus dem vegetativen Nervensystem an die Darmmuskulatur irritiert ist.
Früher ging man davon aus, dass nur der Dickdarm davon betroffen werden kann, daher kommt auch der Ausdruck „Colon irritable“. Inzwischen wurde allerdings festgestellt, dass auch andere Abschnitte des Darmes davon betroffen sein können.
Beim Reizdarm treten eher diffuse Symptome auf. Krampfende, sogar kolikartige Bauchschmerzen mit wechselnder Lokalisation gehören dazu, manchmal ist sogar eine Verkrampfung des betroffenen Darmabschnittes tastbar. Übelkeit und Blähungen können auftreten sowie Durchfall, teilweise mit Schleimbeimischungen, oder Verstopfung (manchmal auch im Wechsel).
Auffällig ist dabei ein guter Allgemeinzustand. Mitverantwortlich für ein Reizdarm-Syndrom kann auch eine geschädigte Darmflora sein. Die Beschwerden beginnen meist im Alter von circa 35 Jahre und werden im Laufe der Zeit schlimmer. Frauen sind doppelt so häufig davon betroffen wie Männer. Die Diagnose Reizdarm darf erst gestellt werden, wenn alle anderen organischen Erkrankungen des Dickdarms durch Koloskopie (=große Darmspiegelung) und weitere entsprechende Untersuchungen ausgeschlossen wurden. Manchmal kann ein Reizdarm mit einer Blinddarmentzündung verwechselt werden, da hier ebenso kolikartige Schmerzen im rechten Unterleib auftreten.
Woher kommt all dieser Stress, der zu einem Reizdarm führen kann?
Unser Stresslevel ist kontinuierlich am Steigen, denn wir leben in einer Leistungsgesellschaft, die uns unter immer stärkeren Druck setzt. Immer weniger Menschen müssen in noch kürzerer Zeit noch mehr produzieren oder bearbeiten.
Ein Hamsterrad, aus dem die meisten von uns nicht herausfinden. Es ist in unserer hektischen Welt schon fast normal, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun (vor allem Frauen neigen dazu).
Meist sind wir nicht 100% bei nur einer Sache und unsere Gedanken schweifen oft ab, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Gedanklich sind wir überwiegend entweder mit der Zukunft beschäftigt, indem wir schon den nächsten oder übernächsten Tagespunkt durchplanen. Oder wir hängen noch der Vergangenheit nach: „den Auftrag neulich hätte ich schneller erledigen sollen.“ „Warum war mein Partner gestern Abend so genervt?“
Leider sind unsere Gedanken dabei überwiegend negativ: wir machen uns Sorgen, wir zweifeln, wir ärgern uns über etwas oder wir grübeln. Erschwerend kommt hinzu, dass wir uns unserer Gedanken meist gar nicht bewusst sind, sie führen quasi ein Eigenleben in unserem Unterbewusstsein.
Warum macht Stress krank?
Unsere frühen Vorfahren reagierten auf einen bedrohlichen Reiz reflexartig mit Angriff oder Flucht. Dieses Verhaltensmuster ist bei uns immer noch angelegt, doch wir leben es nicht mehr aus. Denn aus dem lebensbedrohenden Bär ist ein Ärgernis mit dem Ehepartner oder Chef geworden und weder Angriff noch Flucht sind inzwischen adäquate Verhaltensweisen.
Die Stressreaktionen unseres Körpers sind aber immer noch die gleichen wie beim Neandertaler: erhöhte Herzfrequenz, höherer Blutdruck, erhöhte Muskelanspannung, Ausschüttung von Stresshormonen.
Bei unseren Vorfahren wurden diese Stressreaktionen durch die entsprechende körperliche Aktivität (Flucht oder Angriff) wieder neutralisiert, doch dieser sofortige Stressabbau ist in unserer zivilisierten Welt nicht mehr angebracht und unser Körper verharrt in der Anspannung.
Leiden wir wirklich unter Ängsten?
Dass erwachsenen Menschen Angst haben könnten, ist fast schon ein Tabuthema, vor allem bei Männern. Angstgefühle gehören in die Kindheit! Damals war es legitim, wenn wir abends zitternd vor Angst nicht einschlafen konnten, weil es in unserem Zimmer scheinbar vor Monstern nur so wimmelte.
Doch manche Monster von damals sind geblieben, allerdings leben sie die meiste Zeit im Untergrund unseres Bewusstseins, verbannt in die Tiefe. Todesfälle, Krankheiten, Existenzprobleme oder auch die Corona-Pandemie holen zeitweise die Ängste wieder hervor. Versagensängste oder Existenzängste bedrohen manche von uns tagtäglich und unterschwellig lauert wahrscheinlich bei fast jedem Menschen mehr oder weniger stark die Angst vor dem Tod.
Das Gegenteil von Angst ist Vertrauen, doch wem oder in was können wir heute noch vertrauen? Dem Ehepartner? Den Politikern? Gott Vertrauen zu haben scheint auch irgendwie aus der Mode gekommen zu sein. Kontrolle ist besser, sagt schon das Sprichwort.
Diagnose Reizdarm – was können wir tun?
Wir selbst können sehr viel tun, damit sich aus einem Reizdarm nicht eine schlimmere Folgeerkrankung entwickelt. Schon ein paar kleine Veränderungen unserer Ernährung und etwas mehr Achtsamkeit und Ruhe dankt uns unser Darm.
Welche Nahrungsmittel wirken positiv auf den Darm?
Fertigprodukte, Süßigkeiten, eine große Menge an Milchprodukten, die Kombination von Zucker und Milchprodukte, stark Saures und scharfe Gewürze reizen den Darm noch mehr. Deshalb ist es wichtig, auf eine leichte Kost mit hohem Anteil an frischem Gemüse und Salaten zu achten.
Da Stress auch zu Übersäuerung führt, können Sie zum Beispiel eine Basenkur durchführen:
30 Minuten vor dem Frühstück: Basentrank (z.B.Basenpulver von Pascoe, Lactopurum Tropfen von Pflüger)
Frühstück: frisches Obst, Buttermilch, Dinkelflocken (wenig), Sonnenblumenkerne
Zwischendurch: Gemüsesaft, Rohkost
Mittagessen: Salat (immer vor der warmen Mahlzeit), Pellkartoffeln oder Kartoffelpüree (selbstgemacht, kein Fertigprodukt), mit gedünstetem Gemüse (eine oder mehrere Sorten)
Zwischendurch: 1-2 Tassen Kräutertee, Trockenobst
Abendessen: Gemüsesuppe
Dauer der Basenkur: 2-4 Wochen
Alle Zutaten sollten frisch sein, am besten Bioprodukte, keinesfalls Fertigprodukte. Eine schonende Zubereitung von Gemüse erhält Vitamine und Spurenelemente. Deshalb alles so kurz wie möglich dünsten oder dampfgaren (bissfest).
Getränke: es sollten mindestens 2,5 Liter Flüssigkeit getrunken werden. Am besten eignet sich ein stilles Wasser, das über den Tag verteilt getrunken wird, idealerweise nicht direkt zu den Mahlzeiten.
Gibt es Schüssler-Salze, die bei Reizdarm helfen?
Bei einem gereizten Darm hilft die so genannte „heiße Sieben“:
Dazu löst man 10 Tabletten Schüssler-Salz Nummer 7 (Magnesium phosphoricum D6) in heißem Wasser auf und trinkt es langsam und schluckweise. Das hilft übrigens nicht nur bei zuviel Stress, sondern auch bei Verspannungen und Einschlafstörungen.
Schüssler-Salze (Firma Pflüger oder DHU) bekommt man in der Apotheke.
Können Bach-Blüten bei Reizdarm helfen?
Doktor Bach entwickelte ein natürliches Verfahren, um aus Blüten bestimmter Pflanzen, Sträucher und Bäume Essenzen herstellen zu können. Er stellte fest, dass ausgesuchte Blüten sanft auf die verschiedenen Gemütszustände und Charakterschwächen einwirken und uns wieder in unsere Mitte bringen und somit zur Harmonie mit uns und unsere Umwelt beitragen. Durch Bach-Blüten wird das seelische Gleichgewicht auf schonende Weise wieder hergestellt.
Eine individuelle Mischung der Essenzen kann zusammengestellt werden oder Sie nehmen einfach die „Rescue Remedy- Notfalltropfen nach Dr. Bach“.
Dies ist eine Mischung aus den 5 Bachblüten Clematis, Cherry Plum, Impatiens, Rock Rose und Star of Bethlehem, die bei Stress, Sorgen und Notfällen eingenommen werden.
Welche zusätzlichen Maßnahmen gibt es?
Aufbau der gestörten Darmflora mit Probiotika. Vor allem häufige Antibiotika- Einnahmen bringen die Zusammensetzung der Darmflora durcheinander, da nicht nur die schädlichen sondern auch die nützlichen Darmbakterien abgetötet werden. Mit der Zeit verändert sich das Darmmilieu und die Darmschleimhaut wird durchlässiger für Krankheitserreger und Giftstoffe.
Welche Hausmittel helfen bei Reizdarm?
Ruhe und Entspannung sind das Wichtigste, was unser Verdauungssystem jetzt braucht. Machen Sie es sich bequem und legen Sie sich eine Wärmeflasche auf den Bauch. Achten Sie auf eine tiefe Bauchatmung, dadurch wird das Zwerchfell und der Darm massiert. Auch ein Vollbad oder ein Fußbad bringen Entspannung.
Kann eine Massage bei Reizdarm helfen?
Eine Bauchmassage mit ätherischem Pfefferminz-Öl wirkt Wunder:
das Öl im Uhrzeigersinn großflächig in den gesamten Bauchraum einmassieren. Auch eine sanfte Fußreflexzonenmassage wirkt sehr entspannend und fördert die Durchblutung sämtlicher Organe.
Welche Entspannungsmethoden bringen Erfolg?
Sobald wir ganz bei uns sind und unsere Aufmerksamkeit nach innen richten, können unser Körper und unser Geist entspannen, da sich so die Stressreaktionen ins Gegenteil wandeln. Das heißt, die Herzfrequenz und der Blutdruck gehen nach unten, die Muskulatur entspannt sich. Dabei ist es egal, welche Methode Sie anwenden, sie muss Ihnen einfach nur zusagen.
Was ist „Mindfullness Based Stress Reduction“?
Ende der 1970 er Jahre entwickelte Professor Dr. Jon Kabat-Zinn die Methode „Mindfullness Based Stress Reduction“, kurz MBSR genannt.Dazu hat er die Erkenntnisse der Verhaltensmedizin mit seinen Meditationserfahrungen verknüpft. Es wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass ein regelmäßiges Achtsamkeitstraining den Stress effektiv reduziert und dadurch die Gesundheit verbessert.
MBSR ist eine Begegnung mit uns selbst und wirkt sich bei regelmäßigem Üben positiv auf den gestressten Darm aus. Das MBSR-Training setzt sich zusammen aus dem so genannten Bodyscan (den Körper von innen wahrnehmen), einfachen Yoga-Übungen und einer Meditation mit Atemübungen. Genaue Anleitung dazu gibt es bei Heilpraktikern oder Entspannungstherapeuten, die MBSR anbieten.
Warum ist es so schwierig, ganz im JETZT zu sein?
Wenn wir unsere Gedanken ganz genau beobachten, werden wir feststellen, dass wir meist mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigt sind: „was koche ich heute?“ oder „war ich gestern zu streng mit dem Nachbarskind?“
Wenn Sie ganz und gar in einer Tätigkeit aufgehen, dann leben Sie wie ein Kind oder wie ein Tier, ein Vogel im Baum. Sie sitzen oder liegen, Sie sprechen oder warten, aber Sie beurteilen das nicht. Sie sind mit sich und der Welt im Einklang, alles ist gut so, wie es ist.
Was genau verändert sich beim Meditieren?
Beim Meditieren geht es darum, die Gedanken nur zu beobachten, sie quasi von einer höheren Warte aus zu sehen, nicht darum, sie zu kontrollieren, auch nicht darum, die Gedanken zu stoppen. Es gibt viele verschiedene Meditationsformen, eine wichtige Grundlage ist die bewusste Wahrnehmung des Atems. Versunken in der Meditation hören wir dem inneren Kommentator, der alles wertet und interpretiert, eine Weile nicht mehr zu und wir empfinden eine angenehme Leere im Kopf. Das wird als sehr entspannend erlebt und führt zu innerem Frieden. Wir sind vollkommen präsent im Jetzt.
Wie kommt man zu dauerhafter seelischer Ausgeglichenheit?
Das A und O ist die regelmäßige Durchführung. Dann finden sich immer mehr „Bewusstheitsinseln“ und Sie werden schließlich die Prioritäten verschieben: zuerst kommen Sie und Ihr Seelenheil, dann erst die anderen und die Außenwelt. Dadurch strahlen Sie eine Ausgeglichenheit aus, die sich positiv auf Ihr ganzes Leben auswirkt. Nun bringt Sie nichts mehr so schnell aus der Ruhe und Ihr Darm wird es Ihnen danken.
Stressbewältigung durch Achtsamkeit – wie geht das?
Die grundlegenden Elemente der Achtsamkeit sind:
1.) Wertfreiheit und Offenheit - Nichts zu werten und für alles offen zu sein, hört sich recht leicht an. Doch ohne dass wir es bewusst wahrnehmen, stecken wir unsere Außeneindrücke „in Schubladen“. Ständig vergleichen wir uns mit anderen Menschen und finden etwas „gut“ und etwas anderes „schlecht“. Diese Angewohnheit nehmen wir ab jetzt bewusst wahr und öffnen uns immer mehr unvoreingenommen und völlig wertfrei Neuem.
2.) Annehmen, was ist - Wir neigen dazu, Unangenehmes „weghaben“ zu wollen, doch das funktioniert leider nicht. Außerdem bindet es sehr viel Energie, immer gegen etwas ankämpfen zu müssen. Annehmen, bedeutet aber nicht, im Opfermodus zu verharren und alles hinzunehmen. Im Gegenteil: dadurch, dass wir auch negative Ereignisse akzeptieren und innerlich loslassen, können sich Lösungen entwickeln.
3.) Vertrauen und Gelassenheit - Sie können lernen, dem Leben wieder mehr zu vertrauen. Das Leben ist nicht gegen Sie, es will immer Ihr Bestes, auch wenn es sich manchmal gar nicht so anfühlt. Schlimme Ereignisse beinhalten immer ein Potential, um sich weiterzuentwickeln. Je mehr Sie ins Vertrauen gehen, desto gelassener können Sie Situationen begegnen.
Was bewirkt die Fragetechnik „The Work“ ?
The Work von Byron Katie ist eine geniale Methode, wenn Sie mit einem Problem nicht mehr weiter kommen und Ihre Gedanken nur noch darum kreisen. Durch die 4 Fragen und ihre Umkehrungen können Sie Ihr Thema aus einer ganz neuen Perspektive anschauen und sich selbst besser verstehen.
Autor: Beate Walz-Baldzer, Heilpraktikerin
Thema: Reizdarm durch Stress und Angst
Webseite: https://www.fuesse-ruecken-seele.de
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