Downshifiting - Klarheit für den Start des Weges

"You have made a bold and wise decision to leave that which no longer motivated and energized you. That was important as it has freed you up to be able chart a new professional future.”…

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Es ist ein Jahr her. Den Ausstieg hat Karl (51) über zwei Jahre lang geplant. Schluss aus und vorbei! Die Work-Life-Balance oder besser gesagt die Balance zwischen Arbeit, Freizeit und Schlaf war lief völlig aus dem Ruder gelaufen. Die letzten 10 Jahre haben an Karl in seiner Position als Global Manager sichtbare Spuren hinterlassen. International und mehrsprachig tätig, die Führung von über 40 Mitarbeitern weltweit, eine hohe Verantwortung für ein millionenschweres Budget und eine ganz normale 80-Stunden-Woche. Die Arbeitstage beginnen oft gegen 5 Uhr mit Telefoncalls im Tochterunternehmen in China, reichen über Singapur und enden gegen 20 Uhr mit Videokonferenzen mit Partnern, Kunden oder Mitarbeitern in Kanada. Zeitverschiebung eingerechnet.

Karl kommt nur mit 2-5 Stunden Schlaf in der Nacht aus. Die Familie ist seit Jahren zu kurz gekommen, die Beziehung zu Tochter Maja entwickelt sich toxisch und der Begriff Freizeit bildet ein Fremdwort. Seelische und körperliche Regenerationsphasen sind kaum vorhanden, wichtige Eckpfeiler und ein Bezugsrahmen im Berufsleben fehlen. Die Arbeit ist wie ein großes schwarzes Loch, in dem Karl zu versinken droht. Eingesogen vom Flow und einer schier unendlichen Automatik an Leistungsbereitschaft. Das Gefühl für die Grenzen des eigenen Seins sind längst verwischt und der Weg zurück in ein normales Berufsleben erscheint unvorstellbar und aussichtslos. Der über alles geliebte Job hingegen, erscheint zusehends sinnlos. Der Antrieb und die Motivation bleiben dauerhaft aus.

Die Quintessenz und die einschlägige Erkenntnis nach über 20 Jahren stringentem Lebenslauf und Manager-Karriere:

„Das Leben ist zu kurz, um ständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen“. Mahadma Ghandi

Karl beschließt auszusteigen. Zurück nach Deutschland, zurück nach Berlin, zurück zu Regeneration, Reorganisation und Reenter – hin zu sich. Er wagt den persönlichen und beruflichen Neustart und das nachhaltig, kreativ und menschlich. Hinein in eine neue berufliche Zukunft mit einer praktikablen 40-Stunden-Woche und ausreichend Zeit für die Natur, Zeit für die Familie und Zeit für sich selbst.

Die Umstellung in der Regenerationsphase gelingt nur langsam. Der Schlaf hat sich mittlerweile auf 5-6 Stunden eingepegelt. Die alten Dämonen sind immer noch präsent und die Angst vor erneuter Überarbeitung bleibt. Karl begibt sich auf den Weg der Neuorientierung. Ihm ist wohl bewusst, das mit seinem neuen Leben gravierende Einschnitte verbunden sind. Ein normales finanzielles Einkommen, eine Position innerhalb eines kleineren Teams, weniger Verantwortung und Verzicht auf enormen Entscheidungsspielraum. Dennoch, Karl will es wissen: Was ist mir wichtig? Welche Arbeit will ich eigentlich tun? Wie schaffe ich es, mehr mit meiner Intuition in Kontakt zu kommen?

Seine innere Stimme rät ihm: „Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass Du dich auf einer Reise befindest und dass es in Deiner nächsten Phase, der des Neuanfangs, länger dauern könnte, als Du denkst, bis Du einen Job findest. Es kann auch sein, dass der Job, den Du bekommst, nicht gut läuft...“

Die größte Herausforderung besteht für Karl, nicht den perfekten Job zu finden, sondern eine Arbeit und ein Unternehmen, der zu ihm, seinen Werten und zu seinen Vorstellungen passen. Karl fühlt sich etwas unsicher, welchen Weg er einschlagen und wie er das neue Arbeitsleben angehen soll. Eine Anstellung in seiner Position zu finden ist weniger das Problem. Immer wieder lachen ihn tolle und attraktive Stellen mit spannenden Tätigkeiten an. Während er darüber erzählt, fangen seine dunkelbraunen Augen an zu strahlen, sein Ehrgeiz ist geweckt und der Motor fängt an zu laufen. Nur wer sitzt am Steuer des Wagens? Jahrelanges Platz nehmen auf der Rücksitzbank, gefahren werden, ein und wieder aussteigen und an den großen Rädern drehen, bestimmten den bisherigen beruflichen Arbeitsalltag. Woher will Karl wissen, wie es sich anfühlt, das eigene Steuer in der Hand zu halten und wieder selbst zu fahren? Statt stetig Vollgas zu geben, das eigene Tempo, die Strecke und die Pausen wieder selbst bestimmen.

Das Zauberwort heißt Downshifting – Demut – auf die eigene Reise gehen, beruflich kürzer zu treten, achtsamer mit sich und seinem Körper umgehen. Der inneren Stimme endlich Raum geben – sich zuhören, Eigenverantwortung übernehmen. Karl wird zukünftig selbstbestimmt seiner eigenen Vision folgen:  Für sich und andere Brücken bauen - von der Gegenwart in eine nachhaltigere Zukunft.

Potenzielle Arbeitgeber werden sich vielleicht über Karls Wunsch wundern, sich beruflich anders aufzustellen. Das könnte so manches Unternehmen davon abhalten, ihm überhaupt ein Vorstellungsgespräch anzubieten. Der Schlüssel unter diesen Umständen ist es, diese und ähnliche Herausforderungen als positive Sprungbretter für die Gestaltung der eigenen Zukunft zu sehen und sich zu fragen: „Was lerne ich daraus und wie gehe ich weiter?“ Wichtig ist es, authentisch und transparent im Umgang mit potenziellen Arbeitgebern zu sein und zu erklären, aus welcher Motivation heraus man diese neue berufliche Herausforderung angestrebt und diese auch meistern wird.

Für Karl ist es an der Zeit, sich aktiv auf die Suche nach einem neuen Arbeitsfeld einzulassen und sich dabei selbst treu zu bleiben. Er macht den Gegencheck. Eine Liste mit Fragen, die ihm beim Vorstellungsgespräch ein guter Wegweiser sind: Ist es ein grünes Unternehmen? Steht es im Dienste der Nachhaltigkeit und Diversity? Gibt es eine gute Kommunikationsstruktur und Feedbackkultur? Wie hoch ist der eigene Entscheidungsspielraum? Gibt es Vertrauensarbeitszeit? Schlussendlich: Ist es das, was Karl wirklich will? Fühlt es sich wirklich aufrichtig an und was sagt seine Intuition dazu?

Bis im Herbst ein Neustart möglich ist, ist noch einiges zu tun. Karl hat die Aufgabe einen anderen bzw. seinen Rhythmus zu finden und diesen in den neuen Tagesablauf zu integrieren und einzuüben. Helfen werden ihm dabei eine neue Wochenstruktur, Meditation, Sport, der Weg der Spiritualität und Achtsamkeit, die selbstverordnete Askese und viele Erkenntnisse über sich selbst.

Karl hat wieder Klarheit für den ersten Schritt auf seinem Weg, hin zu sich und in ein neues Berufsleben gefunden und ebenso in eine bessere Work-Life-Balance. Ja, es wird eine ziemliche Umstellung werden und ja es wird ein anderes BerufsLeben werden als es vorher war und es ist zu früh, um einfach aufzugeben. Halten wir es wie R. W. Emerson: „Nicht am Ziel wird der Mensch groß, sondern auf dem Weg dorthin". Los geht’s! Statt fremdbestimmt wieder selbst und bestimmt den eigenen Weg gehen im Beruf und im Leben. Mach den ersten Schritt und nimm eine abbiegende Hauptstraße.

Autor: Jana Reichel, BerufsCoach
Thema: Downshifting
Webseite: https://www.abbiegendehauptstrasse.com

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