Liebeskummer heißt nicht umsonst im Englischen Broken-heart-Syndrom, denn nicht nur sprichwörtlich bricht das Herz.
Das Wort Liebeskummer findet sich im alltäglichen Sprachgebrauch und hört sich „weicher“ an, weswegen auch schon mal Sprüche zu hören sind wie: „davon geht die Welt nicht unter“, „wirst wieder einen neuen Partner finden“ oder „stell dich nicht so an“ und viele mehr.
Fast jeder hat schon Liebeskummer erlebt und ein jeder geht individuell damit um. Wie schwer der Kummer wiegt ist jedoch unterschiedlich. Es kommt darauf an wie lange man mit dem Partner zusammen war, was für gemeinsame Pläne man hatte und aus welchem Grund man sich getrennt oder sich der Partner getrennt hat.
Je nachdem kann sich für den verlassenen Partner sehr wohl ein Gefühl entwickeln als ginge die Welt unter - seine. Im schlimmsten Fall stellt sich eine gnadenlose Verzweiflung und Ohnmacht ein und immer wieder kommt man an diesen einen Punkt, dem Gefühl: Ich kann nicht ohne den andern leben!
Liebeskummer ist mehr als nur ein Teenie-Problem. Es kann einen in jedem Alter treffen. Männer und Frauen sind in gleicher Weise betroffen, wobei Frauen viel mehr darüber reden, um zu verarbeiten und Männer sich eher in neue Beziehungen oder Abenteuer stürzen, um es darüber zu verarbeiten.
Es gibt verschiedene Arten von Liebenskummer:
- Liebeskummer nach mehrjähriger Beziehung
Man hat gemeinsame Ziele und rechnet erst mal nicht mit einem Ende der Beziehung, frei nach dem Motto „bis dass der Tod uns scheidet“.
- Liebeskummer aufgrund mangelnder Treue
Hier spielt eine latente Verlustangst eine große Rolle. Zudem kommt es zu einer Verletzung des Selbstwertgefühls. Man fühlt sich ungeliebt und der Glaubenssatz: „ Ich bin nicht gut genug“ setzt sich fest.
- Liebeskummer durch unerwiderte Liebe
Wir leiden wenn der Märchenprinz bzw. die Märchenprinzessin unsere Liebe nicht erwidert und so unerreichbar wird.
Symptome bei Liebeskummer
Liebeskummer bringt oft ein Gefühlschaos mit sich bis hin zu somatischen (körperlichen) Beschwerden, dies beinhaltet auch der Begriff Broken-heart-Syndrom (Gebrochenes-Herz-Syndrom), es kann in schlimmen Fällen zu kardiogenen Störungen kommen. Folgende Symptome können auftreten:
- Ohnmachtsgefühl, Verzweiflung
- Hilflosigkeit, Konzentrationsstörungen
- Antriebslosigkeit
- Appetitlosigkeit und Schlafstörungen
- Gestörtes Essverhalten
- Zukunftsängste, Pessimismus
- Vermehrter Konsum von Alkohol oder anderen Drogen
- Suizidalität etc.
Vier Phasen bei Liebeskummer
Beim Liebeskummer, dem Herzleid, der unerfüllten oder verlorenen Liebe stellen sich die gleichen Trauerphasen ein wie beim Tod eines geliebten Menschen. Man unterteilt in vier Trauerphasen.
- Phase 1: Verleugnung, Nicht-Wahrhaben-Wollen, Schock
Wir denken, wir müssten doch bald aus dem bösen Traum erwachen ehe wir uns gewahr werden, dass es die harte Realität ist. Wir geben die Hoffnung nicht auf, versuchen alles um den Partner zurückzugewinnen, das Ruder letztlich noch einmal rumzureißen. Doch es nützt nichts und wir müssen uns mit der Situation abfinden. Hier erkennen wir, dass nichts mehr zu retten ist.
- Phase 2: Aufbrechende Gefühle, Gefühlschaos
Nach dem Schock und allen vergeblichen Mühen, die Beziehung retten zu wollen kommen wir jetzt in die Phase 2, wo man den Verlust tatsächlich betrauert. Das Gefühl der Ohnmacht stellt sich ein bis hin zur Depression oder gar suizidalen Gedanken. In dieser Phase kann es auch zu einer großen Vernachlässigung in vielen Bereichen kommen, der eigenen Vernachlässigung und auch des sozialen Umfeldes. Es kann sich auch eine große Wut bis hin zu Hass auf den ehemaligen Partner einstellen.
- Phase 3: Neuorientierung
Allmählich sieht man ab und an noch einmal Licht am Ende des Tunnels. Zwischendrin gibt es mittlerweile sogar Dinge, die uns den Schmerz vergessen lassen, ja wir ab und an sogar Freude verspüren können. Das Gefühl der „Leere“ verabschiedet sich immer öfter. Wir widmen uns vielleicht anderen Dingen im Leben, anderen Hobbies oder gehen einen spirituellen Weg. Es tut nicht mehr so weh.
- Phase 4: Akzeptanz
In dieser Phase haben wir eine Art „Inneren Frieden“ gefunden. Wir trauern zwar noch manchmal um das Vergangene aber letztlich haben wir uns damit ausgesöhnt und brechen zu neuen Ufern auf. Wir erkennen, dass eine Trennung, ein Verlust tatsächlich auch eine positive Seite haben kann. Talente vielleicht, die zuvor verborgen waren treten hervor oder wir haben viele neue Menschen kennengelernt, durch die wir auch wieder andere Facetten des Lebens kennenlernen dürfen.
Was hilft bei Liebeskummer?
Zuerst braucht man viel Zeit und Geduld, dieser Prozess erledigt sich nicht von heute auf morgen. Und auch die Zeitfrage zur Überwindung der Trauer ist individuell verschieden. Wichtig ist, die Trauer zuzulassen. Anzunehmen, dass die Trauer und auch die Wut da sind und auch da sein dürfen. Leben Sie Ihre Gefühle aus! Mit jeder Träne geht ein Stück Last von Ihnen weg, das sollte man immer bedenken. Und auch die Wut hat ihre Berechtigung.
Gehen Sie in den Wald, schreien Sie sich die Last von der Seele, auch das hilft oder trümmern Sie auf einen Sandsack ein. Es geht darum, dass die Gefühle gelebt werden wollen um diese Krise gut zu verarbeiten.
Auch Schreiben ist eine Möglichkeit, nicht umsonst heißt es, „es sich von der Seele schreiben“, auch hier geht einiges von der Last weg. Hier können Sie Ihrem Ex-Partner alles schreiben, was Sie ihm schon immer sagen wollten, auch einen Abschiedsbrief können Sie schreiben mit all ihren verletzten Gefühlen.
Und was immer hilft ist reden! reden! reden! Auch wenn es niemand mehr hören kann, die ein oder andere Freundin wird es über sich ergehen lassen. Immer wieder darüber reden hilft ungemein.
Fangen Sie irgendetwas Neues an, suchen Sie neue Inspirationen, das wird Ihnen vor allem Ihr Selbstwertgefühl danken, gehen Sie über eigene Komfortzone hinaus und Sie werden sehen wie Sie langsam aufblühen.
Sie können auch ab und zu in alten Erinnerungen kramen, das gehört auch dazu, die ehemalige Beziehung verarbeiten zu können. Es wird immer ein Teil Ihres Lebens bleiben. Erfahrungsgemäß ist es besser einen gewissen Abstand zum Ex-Partner zu wahren, oft und gern keimen noch einmal längst überwunden geglaubte Gefühle nochmal auf. Dennoch schaffen es auch manche, später eine gute Freundschaft zu haben.
Ablenkung hilft auch. Nehmen Sie die Angebote ihrer Freunde ruhig mal wahr, auch wenn Sie noch zögern sollten. Sie können sich zu Hause einsam fühlen aber auch inmitten von 100 Leuten. Und oft vergeht der Liebeskummer schneller als gedacht.
Überlegen Sie sich, was sie selbst gerne tun, das ist das beste Rezept. Wo ist ein Ort, an dem Sie sich wohl fühlen, ein Kraftort sozusagen? Mit welchen Leuten fühlen Sie sich wohl? Ein neues Hobby oder Sport bzw. Sportverein. All dies hilft Ihnen zur Ihrer neuen eigenen Entwicklung. Neue Dinge, die nur Ihnen gehören!
Machen Sie sich an Ihr Selbstbewusstsein, das unter Umständen sehr gelitten hat.
Wie sieht es mir Ihrer Selbstliebe aus? Wie sieht es mit Ihrem Selbstvertrauen aus?
Nur wenn Sie sich selbst lieben, können Sie auch andere lieben. Nur wenn Sie sich selbst vertrauen, können Sie auch anderen vertrauen.
Versuchen Sie das Glück in sich zu finden. Dieses Glück darf man unter Umständen mit einem neuen Partner gerne teilen. Das ist eine gesunde Beziehung, keine Beziehung wo der eine dem anderen die Unzulänglichkeiten ausfüllt. Diese Verantwortung will und kann kein Mensch tragen.
Professionelle Hilfe bei Liebeskummer
Es gibt auch Fälle, wo eine psychotherapeutische Unterstützung angeraten ist, besonders wenn man aus den depressiven Phasen nicht mehr herauskommt. Ich selbst arbeite als Psychologische Beraterin gerne mit der Systemischen Aufstellungsarbeit, wo sich in Beziehungsfragen oder –konflikten Sichtweisen und Hindernisse sehr gut erkennen lassen. Auch Rituale und das Thema Verabschiedung haben in dieser Arbeit einen großen Stellenwert.
Richtig loslassen
Wie oft habe ich mich selbst gefragt, was Loslassen heißt? Loslassen, wie soll das gehen? Wie kann ich loslassen? Einen handfesten praktischen Beitrag konnte mir auf die Fragen keiner meiner Freunde und Ratgeber liefern.
Wenn jemand mit dem Rat, „du musst loslassen“ kam, entgegnete ich immer: „Sag mir wo der Knopf ist“ bis ich es eines Tages dann doch selbst darauf kam. Loslassen ist Akzeptanz. Die Akzeptanz, dass alles da sein darf, jedes Gefühl und auch oder besonders diese Gefühle, die wir an uns selbst weniger mögen. Irgendwann ist es geschafft. Das Vergangene ist vergangen und hat seinen Platz. Wir gehen neue Wege und erkennen: Wo die Liebe ist, ist es leicht.
Autor: Silvia Horbach
Thema: Liebeskummer
Webseite: http://www.praxis-horbach.de